München
Der Sir kann noch zaubern

Beatles-Mitbegründer Paul McCartney sorgt in München vor allem mit den Beatles-Klassikern für besondere Momente

12.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:41 Uhr

München (DK) Unzählige Welthits, über ein halbes Jahrhundert Musikgeschichte, lebende Legende - alles vereint in einem Mann: Paul McCartney. Und der mittlerweile 73-jährige Mitbegründer der Beatles zeigte am vergangenen Freitag in München, dass er die Massen noch immer im Griff hat.

Eine Tatsache, die ausgesprochen eindrucksvoll, andererseits aber auch nicht wirklich überraschend ist.

Eindrucksvoll, weil der Brite nach wie vor riesige Bühnen vereinnahmen und jeden seiner Songs nahezu makellos live performen kann. Wenig überraschend, weil die Dramaturgie eines McCartney-Konzerts seit Jahren ziemlich vorhersehbar ist. "Hey Jude", "Yesterday", "Let It Be", "Ob-La-Di, Ob-La-Da" - sämtliche Evergreens seiner ehemaligen Liverpooler Kapelle hat der Brite im Programm und platziert diese natürlich allesamt im letzten Drittel der Setlist - dann nämlich, samt opulenter Lichtshow unterm Münchner Sommernachthimmel, entfalten die großen Beatles-Nummern tatsächlich und unbestritten eine ganz besondere Magie.

Der Auftakt des Abends hingegen plätschert zunächst unaufgeregt dahin. Viele Hunderte, wenn nicht gar Tausende Besucher bekommen davon aber leider noch gar nichts mit. Denn rund um das Münchner Olympiastadion ist ein mittelschweres Verkehrschaos ausgebrochen. Und während McCartney sich drinnen zu Stücken wie "A Hard Day's Night" und "Can't Buy Me Love" hinein in den Abend schwelgt, beißt vor den Toren des Stadions der eine oder andere noch ins Lenkrad. Dann allerdings, mit einsetzender Dunkelheit und etwa eine halbe Stunde nach Beginn des Konzerts, haben es alle Nachzügler vor die Bühne geschafft und sorgen für eine durchaus eindrucksvolle Kulisse. Der Protagonist des Abends und seine ihn punktgenau flankierende Band nehmen es mit einem netten Lächeln zur Kenntnis.

Naturgemäß dauert es etwas, bis der 73-Jährige das Münchner Publikum aus der Reserve gelockt hat. Hier kommen zunächst ein paar einstudierte Sätze auf Deutsch sowie anschließend die eingangs erwähnten Superhits ins Spiel: Denn während das wunderbar feinfühlig inszenierte "The Fool In The Hill" oder das rhythmisch vielschichtige "Blackbird" im Akustikgewand weitestgehend wirkungslos im großen Rund verpuffen, reißt es Jung und Alt dann bei "FourFiveSeconds" - dem Charterfolg des vergangenen Jahres, für welchen McCartney mit den US-Megasellern Rihanna und Kanye West kooperierte - ein erstes Mal von den Sitzen. Viele bleiben bei "Hey Jude" und den anderen Klassikern dann gleich stehen, schunkeln, klatschen, wippen, lächeln. Und es wird unmissverständlich klar, warum so viele für den heutigen Abend eine hohe dreistellige Summe ausgegeben haben. McCartney dankt es den Menschen mit einem zweieinhalbstündigen Set, bei dem jeder auf seine Kosten kommt. Eines ist zudem klar: Der Senior ist kein bisschen müde. Wohl auch, weil er weiß: Ein Konzert braucht manchmal keine Überraschungen, um überraschend gut zu sein.