Hilpoltstein
Der Sensation folgt die Ernüchterung

2. Bundesliga: Nach dem Pokalerfolg gegen Werder Bremen kassiert der TV Hilpoltstein eine 1:6-Pleite bei indeland Jülich

06.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:05 Uhr

Ausgelaugt und ohne Power: Alexander Flemming und seine Mannschaftskameraden können den Schwung aus dem Pokaltriumph gegen Werder Bremen nicht mit in die 2. Bundesliga nehmen und unterliegen mit 1:6 in Jülich. ‹ŒArch - foto: Tschapka

Hilpoltstein (HK) Dem geradezu epischen 3:1-Pokalrausch über den SV Werder Bremen am Freitagabend folgte rund 44 Stunden später die Ernüchterung in der 2. Bundesliga: Bei indeland Jülich fehlte den Tischtennisassen TV Hilpoltstein ganz einfach die Power. Die Pokalhelden kassierten eine 1:6-Pleite.

Schon die Anfahrt nach Jülich geriet zur Tortur. Für die 500 Kilometer benötigten sie nämlich neuneinhalb Stunden, fast vier Stunden davon verbrachten sie im Stau. Abgesehen von diesen körperlichen Strapazen ist es außerordentlich schwer, die Spannung permanent hochzuhalten und aus den luftigen Pokalhöhen in die Niederungen des Ligaalltags zurückzufinden. Denn eines ist auch klar: Solche Ausnahmeleistungen wie gegen Bremen lassen sich nicht jeden Tag abrufen. So war irgendwie die Luft raus gegen eine Mannschaft, die allemal zu den stärkeren der 2. Bundesliga zählt.

Womit wir beim ehemaligen Bundesligisten sind, noch immer einem der renommiertesten Vereine Deutschlands. Und der Vizemeister kann personell aus dem Vollen schöpfen. Aktuell stehen Jülich mit dem Slowenen Petr Sereda, dem jungen Japaner Yoshihiro Ozawa und dem belgischen Supertalent Martin Allegro allein für das hintere Paarkreuz drei nahezu gleichwertige Spieler zur Verfügung, die unter Profibedingungen trainieren. Und falls doch mal alle Stricke reißen sollten, haben die Rheinländer mit dem Koreaner Hongyu Chen auch noch einen ehemaligen Weltklasseakteur in der Hinterhand. Ein echtes Luxusproblem.

Ganz im Gegensatz zu den "Hilpoltsteiner Amateuren" (Teammanager Bernd Beringer), die zu viert durchspielen müssen. Auch deshalb, weil den Franken kein gleichwertiger Ersatz für die zweite Liga zur Verfügung steht. Umso höher ist die Leistung von Alexander Flemming, Petr David, Nico Christ und Dennis Dickhardt einzuschätzen, die sich Woche für Woche der schier übermächtigen Konkurrenz stellen (müssen).

Zur Tagesaktualität: Um überhaupt ins Spiel zu finden, ist Hilpoltstein auf ein erfolgreiches Abschneiden in den Doppeln - der Basis des Vorjahreserfolgs - besonders angewiesen. Doch genau daran hapert es seit geraumer Zeit. Das einstige "Vorzeigeduo" mit Alexander Flemming und Nico Christ läuft seit Wochen der Form früherer Jahre hinterher. Im Doppel ist "Tischhoheit" sehr wichtig und die überlassen Flemming/Christ nur allzu oft ihren Gegnern, um aus der Halbdistanz ihr Glück zu versuchen. Eine Taktik, die zur Passivität geradezu verleitet. Auch Petr David und Dennis Dickhardt fehlt die Stabilität und vielleicht auch das Überraschungsmoment der vergangenen Saison. So gingen beide Doppel wie schon in den Vorwochen gegen Bad Homburg und Saarbrücken leer aus. Womöglich ist eine Umstellung in Richtung Flemming/David einen Versuch wert, doch dieses Thema steht bei Bernd Beringer nicht auf der Agenda: "Uns fehlt einfach die letzte Konsequenz. An einen Wechsel unserer eingespielten Doppel denken wir dennoch nicht."

Das 0:2 bedeutete aus Sicht der Hilpoltsteiner schon den Anfang vom Ende. Als anschließend Alexander Flemming und Petr David - das mit 12:6-Siegen bis dato stärkste vordere Paarkreuz der Liga - jeweils knapp in fünf Sätzen unterlagen, war der Widerstand der Gäste gebrochen. Der Rest war Formsache für die Gastgeber, die auf Aufschlagspezialist Hermann Mühlbach verzichten mussten. Einziger Lichtblick an diesem novembergrauen Nachmittag war ausgerechnet Nico Christ, dem der Pokalsieg ganz offensichtlich gut getan hat. Er sorgte für den Ehrenpunkt. "So ist Tischtennis nun einmal", kommentierte Beringer anschließend kurz und bündig. Womit alles gesagt ist.

TTC indeland Jülich - TV Hilpoltstein 6:1 - Peter Sereda/Yoshihiro Ozawa - Petr David/Dennis Dickhardt 9:11, 9:11, 11:6, 11:3, 11:6, 3:2, Jean Lauric/Martin Allegro - Alexander Flemming/Nico Christ 8:11, 11:6, 11:8, 11:8, Lauric - David, Petr 8:11, 12:10, 8:11, 11:6, 11:9, Sereda - Flemming 11:5, 7:11, 9:11, 11:9, 11:8, Ozawa - Dickhardt 11:6, 7:11, 13:11, 11:9, Allegro - Christ 5:11, 11:7, 5:11, 7:11, Lauric -Flemming 7:11, 11:9, 10:12, 11:6, 11:5.