Rennertshofen
Der Schock sitzt tief

Löwenfans aus der Region bangen vor einer düsteren Zukunft ihres Lieblingsvereins

31.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:01 Uhr
Polizisten und Ordner sichern beim Relegations-Rückspiel zwischen 1860 München und Jahn Regensburg am 30. Mai dieses Jahres in der 80. Spielminute das Spielfeld der Allianz-Arena, nachdem Löwen-Fans randalierten. −Foto: Peter Kneffel (dpa)

Rennertshofen/München (DK) Was für ein Desaster! Der TSV 1860 München steigt in die dritte Liga ab - oder noch Schlimmeres. Für Thomas Hager aus Rennertshofen, Jutta Schnell aus Neuburg und viele andere 60er aus der Region ein schwerer Schlag.

Der Schock sitzt tief. Der Frust ist groß. Den Berichterstattern gehen die negativen Superlative aus, denn noch ist nicht mal sicher, wohin der Weg für die Löwen gehen wird. Und das Spiel gegen Regensburg war einfach zum Vergessen.

"Warum das so gelaufen ist, entzieht sich meiner Kenntnis", sagt Jutta Schnell, die Fanbeauftragte bei 1860. Sie habe keine Erklärung für das alles. Sprachlosigkeit am Telefonhörer.

"Der erste Schock war groß", sagt Thomas Hager (Foto), Vorsitzender des Fanclubs "Ranzhofer Löwen". Seit einer gefühlten Ewigkeit verfolgt er alle 60er-Spiele im Stadion, seit 17 Jahren schwenkt er stolz die große Fahne - so auch am Dienstag. Zusammen mit einigen Rennertshofenern war er in der Allianz Arena, mit dabei auch Pfarrer Georg Guggemos. Der bekennende Bayernfan wünschte den Löwen nur das Beste, doch da half auch Beistand von oben nichts mehr. Hager berichtet, er habe sich vor dem Pfarrer richtig geschämt, als gegen Ende die Randale ausgebrochen sind. "Das hat mit Fans nichts mehr zu tun", betont er. "Davon distanziert sich unser Fanclub!"

Doch auch die sportliche Misere ist unübersehbar. Woran liegt das? "Da liegt vieles im Argen", sagt Hager. Der Wurm stecke ganz tief drin. "Man läuft einfach seit zwölf Jahren blind durch die Gegend und hat nichts gelernt", schimpft der Vorsitzende. "Ich finde es auch schade, dass jetzt alle auf den Investor Hasan Ismaik einhacken." Die Probleme bei den Löwen seien schon lange vor dem Einsteigen des "Scheichs" entstanden. Hager nennt etwa den "Größenwahnsinn" beim Bau der Allianz Arena, als man gedacht habe, auf Augenhöfe mit den Bayern spielen zu können. Auch Abgänge von großen Spielern wie Martin Max oder Thomas Häßler hätten den Weg nach unten geebnet.

Als die 60er dann kurz vor der Insolvenz standen, sei der Investor eingesprungen. "Eigentlich hat er uns damit ermöglicht, noch sechs Jahre Profifußball zu spielen", bricht Hager eine Lanze für Hasan Ismaik.

Und jetzt? Wie geht es weiter? Da wagt auch Hager noch keine Prognose. Ständig verfolgt er die aktuellen Nachrichten im Radio und in der Zeitung. "Jetzt hängt einfach alles am Verband", sagt er.

Nur was den Fanclub angeht, da traut sich Hager eine sichere Prognose zu: "So lange es den Verein 1860 München gibt, wird es auch diesen Fanclub geben." Und sein eigenes Engagement? "Ich habe auch überlegt, aber ich bin mir jetzt sicher: Ich kaufe mir für nächstes Jahr wieder eine Dauerkarte, auf alle Fälle", sagt er trotzig.