Neumarkt
Freizeit ist ein Fremdwort

Der Neumarkter Landrat Willibald Gailler hat eine straff geplante Sieben-Tage-Woche

31.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:02 Uhr

Foto: Andreas Müller

Neumarkt (DK) Kreistagssitzungen, Ausschüsse, Besprechungen, feierliche Eröffnungen und immer ein offenes Ohr für die Belange der Bürger: Bei Landrat Willibald Gailler (CSU) gleicht kein Tag dem anderen. Alltag ist für ihn ein Fremdwort. Nur eines bleibt immer gleich: Freizeit ist ein karges Gut. Unsere Zeitung hat ihn begleitet. Der Tag für den Kommunalpolitiker startet früh: "Mein Arbeitstag beginnt zu Hause, dort lese ich Zeitung", erklärt Gailler. Genau genommen studiert er ab 7.30 Uhr intensiv zwei Tageszeitungen - die dritte folgt im Büro. Dahin fährt er gegen 8 Uhr. Rund 20 Minuten braucht Gailler von seinem Heimatort Freystadt nach Neumarkt.

In Freystadt hatte er 27 Jahre lang, bis 2014, das Amt des Bürgermeisters inne. Die Verbundenheit zum Geburtsort ist heute noch erkennbar: Der Landrat trägt an seinem linken Handgelenk eine schwarze klassische Uhr, deren Ziffernblatt das Wappen von Freystadt ziert.

Nachdem er die 16 Kilometer in seiner schwarzen Limousine zurückgelegt hat, kommt er in der Tiefgarage im Landratsamt in Neumarkt an und geht in den ersten Stock. Dort befindet sich am Ende eines langen Ganges ein großzügiges Büro. Durch eine breite Fensterfront flutet viel Tageslicht in das Zimmer; ein ovaler Tisch am Eingang bietet Platz für zahlreiche Gäste; auf dem großen L-förmigen Schreibtisch liegen einige Akten bereit. Bilder schmücken mit einem Kruzifix die weiße Wand hinter dem mächtig wirkenden Schreibtisch. Auf einem Sideboard streckt der bayerische Löwe in Gestalt einer Porzellanfigur seine Tatzen in die Höhe. Das schlicht gehaltene Büro wirkt wie ein Ruheort; ein Rückzugsraum im straff durchgetakteten Arbeitstag des Landrats. "Es ist immer mal gut, wenn man zwischendurch ins Büro zurückkommt und die Post durchgeht. Dann kann man wieder einmal durchschnaufen", erklärt Gailler. Jedoch hat der Landrat ein merkwürdiges Verständnis vom Durchatmen: Er bereitet sich auf Termine vor.

"Zum Glück habe ich gute Mitarbeiter, die mir zuarbeiten", betont Gailler. Sonst wäre dieses Arbeitspensum nicht zu bewältigen. "Es ist im Prinzip eine Sieben-Tage-Woche mit unterschiedlichen Schwerpunkten", meint Gailler. Während der Woche ist er im Landratsamt präsent, bei Sitzungen des Landkreises, Ausschuss- und Kreistagssitzungen. Am Wochenende besucht er zahlreiche Veranstaltungen: "Am Samstag bin ich ab 9 Uhr unterwegs. Ich bin bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, dann kommt der Innenminister zum Kreisentscheid der Jugendfeuerwehr und es folgt eine Siegerehrung." Am Abend ist er zum Abschluss seines Arbeitstages bei der Eröffnung eines Feuerwehrfestes in Traunfeld und einem Betriebsjubiläum in Mühlhausen. Schon bei der Aufzählung der Termine wirkt Gaillers Wochenende perfekt durchorganisiert. "Ich gehe strukturiert vor", antwortet er auf die Frage, wie man da nicht den Überblick verliere.

Doch nicht nur seine Wochenenden werden von den beruflichen Verpflichtungen bestimmt. Rasant zählt der Landrat den Ablauf an diesem gewöhnlichen Mittwochnachmittag auf: "Wir hatten gerade eine große Besprechung mit dem Polizeipräsidenten der Oberpfalz und den Sicherheitsbehörden. Anschließend fahre ich zu einem Termin in Neumarkt mit der Türkisch-Islamischen Gemeinde. Und dann geht es nach Dietfurt zur Bürgermeisterin. Am Abend finden die Ehrungen der Feuerwehrleute in Berching statt." Dann sagt Gailler mit einem Schmunzeln: "Also es wird mir nicht langweilig, wenn man meinen Kalender sieht."

Als unbeteiligter Beobachter fühlt man sich schon bei der Aufzählung dieser vielen Termine überfordert. Doch Anzeichen der Erschöpfung sucht man bei Gailler vergeblich: "Es ist ein schönes Pensum. Aber es macht ja Spaß und muss auch Spaß machen."

Zusätzlich ist der Landrat ehrenamtlich aktiv: Er ist Vorsitzender des Bayerischen Roten Kreuzes im Landkreis, Kreisvorsitzender der Neumarkter Obst- und Gartenbauvereine, Verwaltungsratvorsitzender der Sparkasse und er sitzt im Verwaltungsrat des Klinikums.

Trotz ständigen Termindrucks nimmt er sich beim Besuch der Türkisch-Islamischen Gemeinde Zeit. Er fragt interessiert nach und kommt mit großer Aufgeschlossenheit der anderen Kultur entgegen. Die Motivation für seinen Beruf nimmt Gailler aus seinem Ansporn, den Landkreis mitzugestalten und voranzubringen. Dabei freut ihn eine Sache am meisten: "Wenn man am Ende sieht, was entstanden ist."