München
Der Pulsschlag des modernen Japan

Mit der neuen Show "Chousensha" gastiert das Taiko-Ensemble Yamato erstmals im Deutschen Theater München

27.07.2018 | Stand 23.09.2023, 4:14 Uhr
Bei rekordverdächtigen Spitzenfrequenzen von bis zu 500 Schlägen pro Minute ist alles perfekt ineinander verwoben. −Foto: Foto: Ogawa

München (DK) Bevor am Montag die legendäre japanische Heavy-Metal-Band Loudness in München auf dem "Free & Easy"-Festival im Backstage spielt, ist mit Yamato eine andere Klang-Macht aus Japan im Deutschen Theater zu Gange.

Wahrscheinlich würden sich Loudness, die in den 80ern auch international erfolgreich waren, einen Schlagzeuger à la Yamato wünschen. Denn was die auf ihren Trommeln leisten, die bis zu 400 Jahre alt und bis zu 500 Kilogramm schwer sind, würde noch mehr Power bringen.

Abgesehen davon sind Yamato zu zehnt - Power in potenzierter Form! 1993 wurde die japanische Kultur- und Trommel-Formation gegründet und ist seitdem weltweit unterwegs. Genau genommen ist Yamato aber natürlich viel älter, greifen die Akteure doch auf historische japanische Traditionen zurück und vermengen diese mit modernem Anspruch. Die Artisten vollführen erstaunliche Kraftakte, wenn sie die immer größer werdenden Klangkörper mit den unterschiedlichsten Schlagstöcken mit beeindruckender Präzision und verblüffender Synchronität bearbeiten.

Die Spannung im gut gefüllten Deutschen Theater ist groß, bevor der erste Schlag erklingt, und Kommentare wie "Ich wollte schon immer mal so was sehen" sind im erwartungsvollen Auditorium keine Seltenheit. "Chousensha" lautet der Titel des neuen Programms, welches das Ensemble erstmals in München präsentiert. Wenn die durchtrainierten Akteure mit ihren selbst gefertigten Stöcken die Instrumente in den unterschiedlichsten Ausführungen abwechselnd oder zugleich bearbeiten, ist das ein echtes Ganzkörpererlebnis.

Neben der überwältigenden Akustik spielt zusätzlich zur eindrucksvollen Optik der Trommeln auch die der Athleten eine wichtige Rolle. Die prachtvollen Kostüme von Star-Designer Kansai Yamamoto, der auch Produzent der Show ist, muten in der ersten Hälfte des Abends eher traditionell und in der zweiten moderner an. Ein kleiner, wahrscheinlich bewusster Stilbruch ist wohl auch, dass zu Beginn alle Ärmel mit Tattoo-Motiven über den sonst weitgehend blank liegenden Armmuskeln tragen. Die Ärmel fehlen später, aber nicht die Intensität des Anfangs. Die nimmt sogar noch zu, und es wird immer lauter. Da ist eine "beruhigende" und humorvolle Einlage mit kleinen Becken schon mal angenehm. Hier lassen Kenta Ona, Daisuke Jonai und die anderen die Töne tatsächlich und metaphorisch von einem Instrument zum anderen springen.

Dann aber geht es wieder in die Vollen und das komplette Ensemble - jedes Mitglied verliert pro Abend zwei bis drei Kilogramm Körpergewicht - und die gigantische Odaiko kommen noch mal zum Einsatz. Die ist mit ihren 1,70 Meter Durchmesser zwar der Mittelpunkt, aber auch die vielen anderen kleinen Trommeln, die mal auf dem Boden und mal in der Luft bearbeitet werden, erfüllen ihren beeindruckenden Zweck.

Am Schluss hält es das begeisterte Publikum nicht mehr auf den Sitzen und mit Standing Ovations und lautem Gestampfe wird eine Zugabe gefordert. Nach der dann alle zutiefst beeindruckt und wie vom Donner gerührt zurückbleiben. Der erklingt noch bis Sonntag im Deutschen Theater.

Martin Buchenberger