Ingolstadt
Der Präsident im Heizkörper

Gedächtnistraining an der FOS/BOS: Schweizer Gregor Staub verpackt Wissen in Geschichten

01.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:55 Uhr

Fesselte die Schüler mit seinem Vortrag: Gregor Staub - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Wenn US-Präsident Nixon durch das Wasser im Heizkörper schwebt und auf der Brille von Lehrerin Alexandra ein großer Feldherr seine Runden dreht, dann hat sich nicht etwa ein begnadeter Fantast verrückte Geschichten ausgedacht. Vielmehr hat hier ein Experte für ungewöhnliche Methoden zum Gedächtnistraining seine Finger im Spiel.

Gregor Staub weiß, wie man Leute an sich fesselt. Wenn er auf der Bühne steht und in dezent mit Schwyzerdütsch angereicherter Rhetorik darüber referiert, wie man innerhalb von drei Monaten Chinesisch lernen kann, dann ist er Ratgeber und Entertainer zugleich: Hier ein cleverer Kniff für das Oberstübchen („Sagen Sie nie Ihren Vor- und Zunamen zusammen, denn das kann sich keiner merken“), da der passende Schwank aus dem Leben hinterher (er habe schon im Flugzeug mit Alt-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse die kleinen grauen Zellen trainiert).

Seit über 20 Jahren ist der studierte Betriebswirtschaftler aus der Schweiz als Gedächtnistrainer unterwegs, hat bis heute über 2500 Vorträge und Seminare abgehalten und darin erklärt, wie man sich Dinge leichter merken kann. Am Montag war er zu Gast an der Fachoberschule und Berufsoberschule in Ingolstadt, um die Schüler der zwölften und 13. Klassen ins zarte Kindesalter von vier Jahren zurückzuversetzen. Seine Botschaft: Genießt den Fortschritt beim Lernen wie ein kleines Kind. Denn nur ein Kind übe mehrere 1000-mal, bis es laufen kann, und freue sich dann darüber. „Ein Erwachsener würde nach 15 Versuchen aufgeben und nach einer adäquaten akademischen Erklärung suchen, warum Kriechen einfacher ist“, sagt er und erntet dafür beipflichtende Lacher.

Es dauert eine gewisse Zeit, bis es nach der Einführung ins Thema ans Eingemachte – sprich ans Üben – geht. Dann jedoch lässt Staub seinem Publikum kaum noch eine Verschnaufpause, treibt es in gut 60 Minuten Gedächtnis-Crash-Kurs von einer Trainingsstation zur nächsten. Die Namen der letzten zehn Präsidenten der USA verknüpft er geschickt mit Orten und Dingen im Saal und baut sich so Eselsbrücken, die für mit der Methode noch nicht vertraute Zeitgenossen manchmal etwas weit hergeholt wirken mögen. Da steht der eiserne Rahmen der Tafel für Dwight D. Eisenhower und der Heizkörper wird zum Schwimmbecken für Wassernixen, die den Namen von Richard Nixon symbolisieren. Dass die Flasche Wasser, die zu Staubs Füßen auf der Bühne drapiert ist, stellvertretend für den Namen von George Bush jun. steht, ist wieder eine jener Episoden, die das Lernen mit dem Eidgenossen mitunter zum satirischen Vergnügen werden lassen.

Staub weiht die Schüler außerdem ein in die Geheimnisse des Sprachenlernens und bringt ihnen so in knapp einer Viertelstunde und unter Zuhilfenahme der menschlichen Gliedmaßen 15 thailändische Wörter bei. Die Mitgliedsstaaten der EU integriert er schließlich in ein modernes Märchen, das die Zuhörer auf eine kuriose Reise durch ganz Europa führt. Wissen so verpackt, sagt er dann, das sei die wichtigste Waffe für die Zukunft.

Als er sein Publikum fragt, ob es sich vorstellen könne, auf diese Art weiter zu üben, fallen die Meldungen per Handzeichen noch etwas verhalten aus. Begeistert sind sie dennoch von den Methoden des Gregor Staub, wie sich nach der Vorstellung herausstellt. Da wurde der eloquente Gedächtnistrainer von einigen Schülern in ihre Mitte genommen, um Fragen zu beantworten. Etwas nüchterner betrachteten Schüler aus dem Mathematik-Zweig die Lernmethoden. Für mathematische Formeln seien diese weniger geeignet, fand ein junger Mann. Dann doch eher für die sozialen Fächer, in denen man viele Fachbegriffe auswendig lernen müsse.