Wolnzach
Der Postwirt hört auf

Familie Siegmund betreibt Traditionsgasthaus nur noch bis Ende April - Nachfolger gesucht

01.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:45 Uhr
Gasthof Zur Post, Wolnzach −Foto: Karin Trouboukis

Wolnzach (WZ) Es ist schon durchgesickert - und kein Gerücht: Karin und Manfred Siegmund drehen den Zapfhahn in der Gaststätte zu, die 15 Jahre lang für sie Arbeitsplatz und Zuhause war. Nur noch bis Ende April werden sie Wirte im Gasthof Zur Post sein. Die Suche nach einem Nachfolger läuft.

Leicht fällt ihnen das alles nicht. Wirklich nicht. Und es war ja auch gar nicht so geplant. "Fast hätten wir die Silberhochzeit noch voll machen können", sagt Wirtin Karin Siegmund. Ihre Stammgäste hatten den gleichen Gedanken. Mit "Silberhochzeit" meinen sie das, was tatsächlich fast ein Vierteljahrhundert ihr Leben war: die Gastronomie, ein Abenteuer, auf das sich der gelernte Metzger und seine Frau - übrigens beide Hiesige - vor fast genau 24 Jahren einließen und zunächst die Gaststätte an der Wolnzacher Reitanlage Am Brunnen übernahmen, die damals in Anlehnung an Manfreds Ausbildung "Metzgerwirt" getauft wurde. Acht Jahre waren sie "Metzgerwirte" und wagten sich dann mit dem Gasthof Zur Post am Wolnzacher Marktplatz an eine ganz andere Hausnummer heran: ein geschichtsträchtiges Haus mit holzgetäfeltem Gastraum, zwei Neben- und neun Fremdenzimmern und Biergarten.

"Das war schon eine andere Dimension", sagt Karin Siegmund, durchaus etwas wehmütig. Denn dieses Gasthaus wurde ihr Zuhause, das die Familie in wenigen Wochen verlassen wird. Die Entscheidung ist gefallen, definitiv. "Wir haben einfach keine andere Wahl", sagt Wirt Manfred Siegmund. "Aber es war alles so nicht geplant." Ausschlaggebend dafür, dass sie die Kündigung an die Augustinerbrauerei jetzt unterschrieben und abgeschickt haben, ist ein Problem, mit dem viele Gastronomen zu kämpfen haben. "Es ist einfach kaum mehr qualifiziertes und geeignetes Personal zu kriegen", sagen die Noch-Wirte.

Der Wolnzacher Augustiner-Niederlassungsleiter Sepp Scherer kann das nur bestätigen: "All unsere Bemühungen, für die Post in Wolnzach beispielsweise Küchenpersonal zu finden, sind gescheitert", sagt er. Dabei habe man alles versucht, um die Wirtsleute Siegmund doch noch halten zu können - und die Personalsuche kräftig unterstützt. Vergeblich. "Es hat sich einfach niemand gefunden, der passte. Es ist zum Verzweifeln", sagt Scherer. Die Kündigung der Wirtsfamilie Siegmund schmerze die Augustinerbrauerei deshalb sehr, weil sie genau das verkörperte, wofür dieses Wolnzacher Traditionsgasthaus steht: "Einen familiären, bayerischen, ehrlichen Betrieb, in dem sich jeder Gast wohlfühlt."

Für Karin und Manfred Siegmund war mit der erfolglosen Personalsuche klar, dass sie sich entscheiden müssen - und zwar genau jetzt. Warum? "Jetzt kommen wir mit dem Innenbetrieb noch gerade so durch", sagen die Wirtsleute. Die Biergartensaison aber wäre mit dem derzeitigen Personalstand einfach nicht zu stemmen gewesen, der Arbeitsaufwand für einen Gastronomiebetrieb mit Hotel und Biergarten ohnehin schon sehr hoch. "Und wenn die Saison einmal läuft, dann kann man auch nicht aufhören", sagt die Noch-Postwirtin. "So gerne wir das alles auch gemacht haben."

"Mir wäre ja am liebsten, sie würden sich das noch einmal überlegen", hat auch Bürgermeister Jens Machold schon gehört, dass die Siegmunds als Postwirte aufhören, wohl wissend, dass die Würfel gefallen sind. "Die Beiden haben das bayerische Lebensgefühl als Wirte wirklich gelebt, das hat jeder Gast gemerkt." Und auch bei allen Marktaktionen vom Maibaumaufstellen über das Wirtefest bis zu Lauf 10! war die "Post" dabei, "von den vielen Vereinen, die dort ihre Treffen und Veranstaltungen halten, gar nicht zu reden", so der Rathauschef. "Ich hoffe einfach nur, dass die Brauerei wieder einen guten Pächter findet." Mit dieser Hoffnung steht er nicht alleine, gerade Augustiner-Niederlassungsleiter Sepp Scherer investiert aktuell praktisch seine ganze Zeit in die Nachfolgesuche: "Ich mache wirklich im Moment nichts anderes." Etliche Bewerbungen sind schon eingegangen, seit die "Speisegaststätte mit Fremdenzimmer und Biergarten" ausgeschrieben wurde. Denn tatsächlich sei die "Post" ein sehr attraktives Objekt, große Wohnung inklusive. Aber auch die Ansprüche der Brauerei an den künftigen Wirt sind hoch, nicht zuletzt auch, weil er ja das weiterführen soll, wofür die Siegmunds 15 Jahre lang standen. Eine Kontinuität, übrigens die auch für die "Post" damals unruhige Zeiten mit etlichen Pächterwechseln beendete. "Am liebsten wäre uns eine Wirtsfamilie mit zwei Generationen", Platz zum Wohnen gäbe es, so Scherer. Auf jeden Fall aber soll die "Post" ein bayerisches Wirtshaus bleiben, die Suche läuft.

Manfred und Karin Siegmund und auch ihre beiden, mittlerweile erwachsenen Kinder bereiten sich derweil auf einen Abschied vor, der für sie einen ganz neuen Lebensabschnitt einläutet. Da braucht es ein Umdenken: "Unser ganzer Alltag, unser Familienleben, das war ja immer alles auf die Wirtschaft abgestimmt", sagen sie. Ihrer Wirtschaft wünschen sie, "dass es möglichst nahtlos weitergeht und dass die Post im Sinne von Wolnzach und der Brauerei weitergeführt wird".