Schrobenhausen
Der mühsame Weg zurück zur Normalität

Wie der Taekwon-Do-Verein IZC in Steingriff den Neuanfang nach der langen Corona-Pause versucht

10.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:03 Uhr
Tino-Ingo Richter
Mit Training im Freien haben sich die Taekwon-Do-Enthusiasten vom IZC nach Corona langsam wieder an den Normalbetrieb angenähert. −Foto: Tino Ingo Richter

Schrobenhausen - Corona sorgt auch beim Breitensport für schwierige Zeiten.

Nach der Ministerkonferenz am 13. März dieses Jahres fiel beim International Zen Center (IZC) der Entschluss, das Training auszusetzen. Damals wurde die Schließung der Schulen, Kindergarten und Kindertagesstätten im Freistaat verkündet. Unter diesen Voraussetzungen konnte auch der Taekwon-Do-Verein in Steingriff nicht mehr ruhigen Gewissens Training anbieten. Inzwischen läuft das Projekt Restart.

Markus Kunert nahm damals sein Telefon in die Hand und telefonierte alle Teilnehmer und Eltern des Vereins ab, um über die aktuelle Lage zu informieren. "Da war im Vorfeld schon das Gefühl da, dass sich die Situation im März wohl eher zuspitzen wird", erinnert er sich. "So kam es dann auch. " Und das Training wurde dann erstmal ausgesetzt.

Diese erzwungene Trainingspause war auch ihn selbst, immerhin Träger des 5.Dan und seit 1993 eng mit dem Taekwo-Do verbunden, schwierig. Am Anfang sei die unfreiwillig gewonnene Freizeit ja durchaus positiv gewesen: "Für die Trainier war es am Anfang eine echte Entschleunigung. Das war man ja gar nicht gewohnt", erzählt Markus Kunert. Aber der Mensch ist ein Gewohnheitstier, und genau hier liegt die Gefahr, wenn so eine Pause zu lang wird: Schnell schleicht sich eine Bequemlichkeit ein und die Lust der jungen Sportler auf den Verein verfliegt im schlimmsten Fall. So begannen Anfang April die ersten Gedankenspiele und Vorbereitungen für ein Onlinetraining.

Das war für alle Beteiligten erstmal Neuland, allerdings ließ man sich auch nicht von den ersten Schwierigkeiten als echter Taekwon-Doler aus der Bahn werfen und so begann das erste Training am 16. April auf einem passwortgeschütztem YouTube-Kanal. "Wir mussten schauen, dass wir mit dem Training niemanden überfordern. Deshalb haben wir es nur für Leute angeboten, die wir aus dem Training kannten und von denen wir wussten, dass sie die Übungen auch schaffen. "

Natürlich war das Level nicht mit einem Präsenztraining vergleichbar, da der Trainier auf diesem Medium die Ausführung der Übungen nicht überprüfen kann. Es ging vor allem um einfache Bewegungsabläufe, Qi Gong und die Grundfitness. "Um wieder anzufangen und unseren Schülern zu zeigen dass es weitergeht, war das aber eine tolle Geschichte", findet Markus Kunert.

Gerade am Anfang haben sich die diversen Großmeister immer wieder abgestimmt, um die richtige Intensität für die neue Trainingsform finden zu können - und der Aufwand hat sich gelohnt: Etwa zwei Drittel der Vereinsmitglieder haben den Service genutzt und von zu Hause aus mittrainiert. Eine Sache ist ihm aber noch besonders wichtig: "Viele Vereine und Fitnessstudios bieten ja jetzt Onlinekurse an. Wenn ich als Sportler weiß, wie die Übung funktioniert ist das auch in Ordnung. Allerdings ist gerade für Anfänger das Feedback des Trainers absolut notwendig, um die Technik sauber zu erlernen oder Übungen falsch durchzuführen. "

Anfang Juni ging es dann in einem nächsten Schritt nach dem Ausarbeiten eines Hygienekonzepts in Schrobenhausen auch endlich wieder mit dem Outdoortraining los. Aber auch hier wieder unter erschwerten Bedingungen: Es durften nur maximal fünf Personen von einem Trainer mit ausreichendem Abstand unterrichtet werden. Dazu kam die Herausforderung, dass einige der Großmeister zu der Corona-Risikogruppe gehören und somit das Training selbst nicht durchführen konnten. Aber auch hier zeigte das IZC, dass es für jedes Problem auch eine Lösung gibt: Die übriggebliebenen drei Trainer kümmerten sich um alle Trainingsteilnehmer und holten vor dem Sportlerheim in Steingriff die teils fast vergessenen Bewegungsabläufe zurück ins Gedächtnis.

"Gerade am Anfang war das fast schon erschreckend", erzählt Markus Kunert. "Anfangs hat sich auch niemand getraut, miteinander zu sprechen - das normale Verhalten in der Gruppe gab es am Anfang gar nicht mehr. " Das hat sich inzwischen aber wieder eingependelt. Nach guten zwei bis drei Wochen hatten sich die Sportler wieder aneinander und an die Übungen gewöhnt.

Dabei hat man auch festgestellt, wie wichtig das Vereinsleben für den sozialen Bereich in unserem Leben immer noch ist: Für viele ist der Sport der notwendige Ausgleich neben Schule oder dem Beruf. Während der Übungen wird übrigens keine Maske getragen, hier wird auf den Abstand geachtet. Eine Maske wäre bei dem hohen Sauerstoffbedarf des Körpers ein Problem, in den Pausen ist die Maske allerdings Pflicht. Eine Konsequenz der momentanen Situation ist die Einteilung fester Trainingsgruppen. Das gab es so vorher im IZC nicht, hat sich aber durchaus bewährt: Im Schnitt ist die Beteiligung für die einzelnen Fitnesseinheiten höher als vor der Zwangspause.

Seit dem 15. Juni konnten die Trainingsgruppen auf 20 Personen vergrößert werden, wobei gerade die Trainer darauf achten, den Abstand einzuhalten und bei allen Regeln mit gutem Beispiel voran zu gehen.

Inzwischen darf in Steingriff auch wieder Indoor trainiert werden. Jeder Teilnehmer hat zehn Quadratmeter Platz für seine Übungen, und alle achten darauf, dass die Trainings reibungslos funktionieren. "Gerade die Disziplin der Leute hat mich sehr beeindruckt", erzählt Markus Kunert. "Die Kinder waren froh, wieder rauszukommen, die Eltern froh, dass ihre Kinder sich wieder mehr bewegen können und so haben sich alle größte Mühe gegeben, dass das funktioniert. " So kann auch weiterhin in Steingriff fleißig trainiert werden.

SZ

Tino-Ingo Richter