Scheyern
Endgültiges Aus für Kunst im Gut

Gemeinde Scheyern und der Landkreis Pfaffenhofen verlieren eine Veranstaltung ohnegleichen

10.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:03 Uhr
  −Foto: SteiningerArchiv/Grüner

Scheyern - Ein Vierteljahrhundert lang ist Kunst im Gut im Scheyerer Prielhof das erklärte Ziel für Kunstfreunde aus dem Umland und auch aus ganz Europa gewesen.

Jetzt aber muss Margit Grüner, Initiatorin, Organisatorin und selbst Künstlerin, die Tore für immer schließen.

38 Veranstaltungen, meist zweimal jährlich im Mai und Oktober, zogen rund 200 000 Besucher in ihren Bann: Kunstbegeisterte, Kunstsammler, Experten und Besucher, die sich an dem bunten Treiben erfreuten. Denn nicht nur für die Augen, sondern auch für Gaumen und Ohren war viel geboten, ob Kunst aller Art, Livemusik oder gastronomische Schmankerl. 120 verschiedene Bands waren im Laufe der Jahre zu hören, darunter die tschechische Musikgruppe Motovidlo, die 20 Jahre lang zum festen und beliebten Programmpunkt des Kunstevents gehörte.

Es gab rund 4000 Aussteller, von denen manche immer wieder kamen, für andere aber war Kunst im Gut das Sprungbrett für eine Karriere als anerkannte Künstler. Die hohe Akzeptanz fand auch ihren Ausdruck in der Zusammenarbeit mit Meisterschulen für Bildhauer, Steinmetze, Gold- und Silberschmiede und Floristen, die ihre Werke ausstellten, vor Ort daran arbeiteten oder ihre Werke im Skulpturengarten präsentierten. Überhaupt vermied Grüner die Präsentation von Handelsware im kommerziellen Sinn, sondern legte Wert auf ausschließlich selbstgefertigte Werke. "Eigentlich war jede Veranstaltung ein Abenteuer", so Grüner. "Sowohl im Positiven, aber auch seitens der Verantwortung, dass alles gut klappt. "

Gravierende Vorfälle hat es nie gegeben, mit Ausnahme eines Musikers von Motovidlo, der per Hubschrauber in eine Klinik geflogen wurde und kurze Zeit später bereits wieder aufspielen konnte. "Der fand das übrigens großartig, dass man in Deutschland für zehn Euro Praxisgebühr mit dem Hubschrauber geflogen wird", erinnert sich Grüner. Nur persönlich musste sie einen Schicksalsschlag erleiden, als vor sechs Jahren ihr Lebenspartner und Mitveranstalter Robert Uebelhör überraschend verstarb.

Kunst im Gut hatte in Deutschland eine Sonderstellung inne: Es gab "vielleicht Ähnliches, aber nichts Vergleichbares", so Grüner. "Ich bin dankbar und froh, dass ich mich in diesen 25 Jahren ausbreiten und bewähren konnte. " Jetzt aber wolle das Kloster den Hof teilweise renovieren und wieder bewirtschaften, "das beansprucht naturgemäß mehr Platz", sagt Grüner. Für die Leihgaben der Künstler im Skulpturengarten gibt es seitens des Klosters einen Rückbauplan, der ihr noch das nächste Jahr einräumt. "Aber wenn den Künstlern die Perspektive fehlt, holen die ihre Sachen mit Sicherheit sowieso recht schnell ab. "

Der Gemeinde Scheyern wird kulturell im Jahreskalender ein Höhepunkt fehlen. Auch der Landkreis Pfaffenhofen ist um eine Attraktion ärmer. Sie habe aber damit gerechnet, "dass Kunst im Gut nicht mehr zehn Jahre geht", sagt Grüner. Da bildet auch das Wetter einen entscheidenden Faktor. Und im vergangenen Jahr war die Witterung zweimal schlecht mit Auswirkungen auf das Finanzielle. "Jetzt kommt auch noch Corona hinzu, also keine Chance auf eine Weiterführung im kommenden Herbst und darüber hinaus", sagt sie.

Sie selbst will sich nun neu erfinden, so Grüner. Sie will versuchen, mit ihren Mosaik-Plastiken weiter zu reüssieren. Derzeit arbeitet sie an Projekten für die Stadt München, je eines zum Oktoberfest, zum Deutschen Museum und zur Stadt selbst. "Ich hoffe, damit Erfolg zu haben, um mich über Wasser zu halten. Meine große Ausstellung bei Rosenthal in Selb ist wegen Corona auch ins Wasser gefallen", bedauert die Künstlerin. Auch ihr Engagement am Max-Planck-Institut in Garching fiel der Pandemie zum Opfer: Dort leitete sie eine Sprachschule und unterrichtete ausländische Wissenschaftler in der deutschen Sprache, was derzeit nicht mehr möglich ist.

Die Frage, ob nicht vielleicht doch ein Gedanke auf ein Wiederaufleben eines derartigen Kunstevents keimt, verneint Grüner mit Entschiedenheit. Allerdings hat sie im Gutshof noch einen langfristigen Mietvertrag "über einen großen Raum, eine kleine Wiese und ein kleines Häuschen", so Grüner. "Da werde ich in kleinerem Rahmen mehrmals im Jahr etwas veranstalten, mit dem Schwerpunkt auf eigene Werke, vielleicht auch mit Musik und passenden anderen Künstlern. "

SZ

Hans Steininger