Berlin
Der Mann für alle

Ob als Moderator oder Talker: Das Fernsehpublikum liebt Günther Jauch Heute wird er 60

12.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:33 Uhr

Berlin (AFP) Genau genommen hat Günther Jauch trotz aller Erfolge sein Berufsziel verpasst. "Auslandskorrespondent, egal ob in Washington oder Ost-Berlin", antwortete er 1989 dem "Spiegel" auf die Frage nach seinem Traumjob. Statt Topjournalist wurde Jauch der Schwiegersohn der Nation, Multimillionär - und vor allem das beliebteste Fernsehgesicht der Deutschen.

60 Jahre alt wird der am 13. Juli 1956 in Münster geborene Jauch am heutigen Mittwoch. Über seine Art zu feiern mag er nichts verraten. "Aber allzu spektakulär sollten Sie sich den Tag trotzdem nicht vorstellen", sagte er der "Bild"-Zeitung im Vorfeld. Wer die Gäste auf seiner Party sein werden, wie seine vier Kinder aussehen, wie er sein Wohnzimmer einrichtet - an Antworten auf all diese Fragen wären Fans des Moderators brennend interessiert. Doch zu den Kontinuitäten seiner Karriere gehört, eine Trennlinie zum Privatleben mit seiner Frau Thea zu ziehen. Bis zuletzt verwahrte er sich etwa gegen die Berichterstattung über seine Hochzeit mit der Mutter seiner vier Kinder im Jahr 2006. Im Juni wies letztlich der Menschenrechtsgerichtshof eine Beschwerde des Ehepaars Jauch dagegen ab. Die Richter sahen in der Veröffentlichung von Text und Bild in der "Bunten" keine Verletzung der Privatsphäre. Eine der seltenen Ausnahmen von seinem Prinzip des Diskretion machte er, als er sich nach dem Kauf eines Weinguts öffentlichkeitswirksam mit seiner Frau im Weinberg ablichten ließ.

Der aus einem alten Hanseatengeschlecht stammende Moderator wuchs in Berlin auf, sein Vater Ernst-Alfred war Journalist. Nach einem mäßigen Abitur mit der Durchschnittsnote 3,1 besuchte Günther Jauch die renommierte Deutsche Journalistenschule in München und kam von dort zum Bayerischen Rundfunk.

Jauch begann im Radio beim Sport, moderierte ab 1985 mit Thomas Gottschalk auf Bayern 3 (ihre gemeinsamen Sendungen wurden schnell Kult) und schaffte es dort zu einer deutschlandweiten Nachricht: Er hatte mitgezählt, wie viele Maß Bier die Wirte beim Oktoberfest aus einem 200-Liter-Fass holten. Der dreisteste Wirt füllte 289 Krüge, die Aufregung war riesig.

Die Karriere beim BR endete dennoch abrupt - 1989 entließ ihn der Sender fristlos, nachdem Jauch sich öffentlich negativ über seine Vorgesetzten geäußert hatte. Schaden nahm seine Karriere aber nicht. Im Gegenteil, sie nahm nun richtig Fahrt auf.

Der Privatsender RTL erkannte nach Jauchs Erfolgen als ZDF-Moderator der Samstagabendsendung "Na siehste!" ab 1987 und beim "Aktuellen Sportstudio" ab 1988 seine positive Wirkung auf alle Generationen und Geschlechter. Zusammen mit Gottschalk lockten ihn die Kölner als Hochkaräter des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zum Privatfernsehen. Von nun an verdiente Jauch Millionen. Zuerst als Moderator, dann als Werbefigur und später auch als Produzent. RTL machte ihn zu seiner Allzweckwaffe. "Stern TV" wurde von 1990 bis 2011 sein erster Dauerbrenner.

Als RTL die Rechte an der Champions League hatte, moderierte selbstverständlich Jauch und kommentierte mit "das erste Tor ist schon gefallen" in einer preisgekrönten Moderation 1998 den Bruch eines Torpfostens beim Spiel Real Madrid gegen Borussia Dortmund. Skispringen, die alljährlichen RTL-Jahresrückblicke und manche unvergessene Show rundeten das Bild ab - den Ruf als bekanntester deutscher Fernsehmoderator festigte Jauch aber vor allem mit "Wer wird Millionär", das er seit 1999 moderiert.

Vor allem Unterhaltung brachte Jauch Erfolg und Anerkennung. Mit der Übernahme des Sonntagtalks der ARD wollte er 2011 auch journalistisches Profil zeigen. Die Sendung wurde beim Publikum zum Erfolg - doch bei der Kritik zum Flop. An Jauch scheint das zu nagen. Vor ein paar Wochen klagte er im "Kölner Stadt-Anzeiger" über die Kritik, es sei doch nie "irgendein Politiktalk über Jahre beim Publikum so erfolgreich gewesen". Mit Jauchs journalistischer Leistung muss das nicht zwingend zusammenhängen. Denn fest steht, dass die Deutschen ihn einfach gern im Fernsehen sehen wollen.