Maria Beinberg
"Der kritische Bereich sind die Talkshows"

Fernsehjournalist Stephan Mayer sprach beim Beinberger Gespräch über aktuelle Politik, die AfD und den neuen Bundestag

15.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:21 Uhr
Der Fernsehjournalist Stephan Mayer (von links) auf dem Beinberg mit Pfarrer Menzinger und Moderator Thomas Schwehr. −Foto: Mayer

Maria Beinberg (SZ) "Für uns Journalisten ist das schon eine sehr spannende Phase!", sagte Stephan Mayer beim Beinberger Gespräch am Samstagabend und meinte damit die Situation der aktuellen Regierungsbildung in Berlin.

Die Bundestagswahl habe eine Situation herbeigeführt, "wie es sie noch nie gegeben hat", erklärte der Experte den rund 40 Anwesenden auf dem Beinberg. Wer regelmäßig Fernsehnachrichten des Bayerischen Rundfunks verfolgt, kennt den politischen Berichterstatter Stephan Mayer mit seinen prägnanten Kurzberichten zur Lage in Berlin oder München vielleicht.

Thomas Schwehr, Moderator der Gesprächsreihe auf dem Beinberg, präsentierte den Gast vor dem interessierten Publikum. Schwehr beschrieb Stephan Mayers Weg aus Mindelheim in den Journalismus für Rundfunk und Fernsehen, ausgestattet mit Studium von Geschichte, Kunstgeschichte und Musikwissenschaften. Seit gut 30 Jahren steht Stephan Mayer in dem immer spannenden Dialog zwischen Politik und Medien. Er schilderte kurz die Lage im derzeitigen Berlin.

"Der Wille, ein Jamaika-Bündnis zu schmieden, ist klar erkennbar", sagte er, die Verhandlungen könnten bis ins nächste Jahr dauern, aber mit Neuwahlen sei eher nicht zu rechnen. Es werde sich zeigen, welche Positionen die einzelnen Gruppen den Kompromissen opfern würden. So aufregend sich die Lage auch für die Medien darstellen mag, so unbefriedigend sei manche Inszenierung, wenn etwa vorzeitig eine Einigung von CDU und CSU gemeldet werde, um dies dann wieder zurückzunehmen und die Journalisten weitere Stunden warten müssten. Im Umgang mit der AfD hätte man schon manche Erfahrung gemacht, nun werde beobachtet, wie sich die neue Partei im Bundestag verhält.

Was das Wahlergebnis der AfD betrifft, so sieht Stephan Mayer bei vielen Wählern keinerlei Bekenntnis zu Rechts oder Rechtsextrem. Während die etablierten Parteien immer auf die herausragende wirtschaftliche Situation Deutschlands verwiesen, hätten viele "ihr Kreuz aus Protest und aus persönlichen Verärgerungen im Kleinen bei der AfD gemacht".

Um Fragen der Medien ging es nur am Rande, etwa um Sprache und Floskeln. Oder um die Medienschelte von politischer Seite, das Fernsehen habe die AfD über Gebühr zu Wort kommen lassen und damit groß gemacht. Solche Vorhaltungen, so Stephan Mayer, im Bayerischen Rundfunk seit geraumer Zeit an leitender Position, würden in den Fernsehanstalten sofort aufgenommen und untersucht. Dabei zeigen die Statistiken für die Nachrichtensendungen keinerlei Bevorzugung der AfD - "der kritische Bereich sind die Talkshows". Hier werde mehr Show als Politik vermittelt, und durch das Auftreten und die persönliche Ausstrahlung der Talkgäste ergäben sich völlig andere Werte, durch mal kühles, mal emotionales Verhalten.

Am Ende des Abends standen die schließlich die Wölfe im Fokus des Gesprächs: Warum sie in der Berichterstattung so großen Raum einnehmen, wollten die Gäste wissen. Ob Problembär oder Wölfe - "sie bewegen die Menschen".