Der Koch, der aus der Kälte kam

13.04.2008 | Stand 03.12.2020, 5:59 Uhr

Reto Mathis (links) kochte auf Einladung von Audi-Gesamtküchenchef Christian Surrow zwei Abende lang im Restaurant Avus. Und die Ingolstädter Feinschmecker kamen in Strömen. - Foto: oh

Ingolstadt (DK) Es muss nicht immer Kaviar sein. Was für einen Johannes Mario Simmel gelten mag, muss für Reto Mathis noch lange nichts bedeuten. Kultiviert der Spitzenkoch aus den Bergen von St. Moritz in seinem Gourmetrestaurant "La Marmite" auf über 2400 Meter Höhe doch ausgerechnet die zwei wertvollsten Delikatessen der Welt, Kaviar und Trüffel.

 Was man mit der Trüffel so alles zaubern kann, das stellte der Schweizer Edelkoch am Wochenende an zwei Abenden im Audi-Restaurant Avus eindringlich unter Beweis. Und die Ingolstädter Gourmets folgten dem Ruf von Audi-Gesamtküchenchef Christian Surrow in Scharen. Kein Wunder, ist doch das Avus gerade mit der Reihe "Meisterköche zu Gast" der einzige Ort in Ingolstadt, der Begegnungen mit der internationalen Spitzengastronomie verspricht. Möglicherweise ist der rege Zuspruch auf diese doch eher lose Veranstaltungsreihe zudem ein zarter Hinweis darauf, dass Ingolstadt vielleicht doch allmählich reif wäre für etwas mehr gehobene Gastronomie.

Edel, trendy, bodenständig, aber dennoch sexy. Mit diesen Attributen umschreibt Reto Mathis gerne seine Haute Cuisine, die er sich bei diversen Engagements von London bis Togo erkocht hat, bevor er 1994 den väterlichen Betrieb in den Schweizer Bergen übernahm und ihn zu einem Treffpunkt des internationalen Jetsets machte.

In Ingolstadt bot Reto Mathis ein Trüffel betontes fünfgängiges Menü aus Tatar und Tempura vom Ahi Tuna, Sprossensalat, Zitronengras Granité und Kikkoman Dressing, gefolgt von getrüffelter Polenta Shot. Danach ein am Stück gebratenes Rinderfilet mit Engadiner Bergkräutern, dazu Kartoffel-Trüffelbolognese, dann Raclette Mathis, bevor das Macchiato da Reto die Speisenfolge beendete. Mag dem einen oder anderen das Zitronengras ein klein wenig zu dominant erschienen sein, die schwarze Trüffel vielleicht mit großer Geste inszeniert ­ an diesem Wochenende gab es im Avus zweifelsohne wieder einmal große Kochkunst zu erleben. Und dies zu einem erstaunlich fairen Preis. Für so einen Abend nimmt man sogar die desolate Klimaanlage des Restaurants billigend in Kauf. Der Slogan "Vorsprung durch Technik" gilt im Avus offenbar in erster Linie für die Küche. Und das ist auch gut so.