Abenteuerland mit verbranntem Gummi

13.04.2008 | Stand 03.12.2020, 5:59 Uhr

Wie im Zirkus: Eine Showgruppe auf München zeigte, was sich alles mit einer alten Vespa anstellen lässt. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Ein kleines Volksfest stellte die Dekra auf die Beine, um am Wochenende bereits zum 15. Mal bei ihrem Motorradfrühling die Bikersaison einzuläuten. Die rund 6000 Besucher bekamen eine absolute Marktneuheit zu sehen: eine Elektro-Motocross-Maschine.

Es war ein Tag für alle Sinne: Entlang der Steinheilstraße hatte die Dekra ein Abenteuerland für Biker und sonstige Benzinjunkies aufgebaut. Der wohlige Lärm, wenn jemand den Gashahn eines Motorrads voll aufdreht, mischte sich mit Lautsprecherdurchsagen und dem Geruch von verbranntem Gummi. Hinter dem Dekra-Gebäude stellten Händler ihre neuesten Maschinen aus, die Ingenieure nahmen die Hauptuntersuchung ab. Augustin-Pfarrer Ottmar Breitenhuber weihte Gefährte.

Der spektakuläre Teil des Tages spielte sich auf der Straße ab: Für die Nostalgiker waren die Vespa-Oldtimerfreunde aus München angerollt. Die präsentierten nicht nur ihre Roller aus den 40er und 50er Jahren. Sie vollführten darauf wahre Kunststücke. Von eins bis sieben: Nach und nach steigerten sie die Zahl der Akteure, die sich zur Pyramide formierten. "Sogar die Polizisten aus Frankreich sind nicht besser", lobte der Moderator. Die Besucher quittierten das mit viel Applaus und Kommentaren: "Anmutig, geil, super, spitze." Noch mehr Röhren ließen es die Vespafreunde aus Vohburg. Sie fahren mit ihren aufgemotzten Scootern Rennen und gaben auf den wenigen Metern Asphalt Vollgas. Begeleitet hat sie das fahrende "Bierkistl". Die Spezialanfertigung einer Brauerei ist weit entfernt von einer Straßenzulassung.

Ganz im Gegensatz zu den Super-Motos, auf denen Peter Premser und ein Mitstreiter perfekte Körper- und Maschinenbeherrschung präsentierten. Stehend, liegend, kniend – für sie noch kein Problem, wenn sie ihre Beine locker über dem Lenker hängen haben. Und aus purer Freude zauberten sie ein paar Kringel auf den Asphalt. Den Zuschauern war’s egal. Sie bejubelten die Materialschlacht.

Doch schlagartig wurde es still, fast gespenstisch nach der Lautstärkenjagd. Premser surrte auf dem Hinterreifen eines kleinen Motorrads die Straße entlang. Geräuscharm, weil mit Strom angetrieben. "Das hat Ingolstadt noch nicht gesehen", hieß es dazu vom Moderator. Und jene Elektro-Motocross-Maschine verblüffte alle Zuschauer mit ihren 21 PS. "Sie fährt aber wilder", so Premser, der die Entwicklung der Schweizer Firma Quantya anpries, die Mitte Mai bei uns erhältlich sein soll.

"Wheelies" und "Stoppies" seien kein Problem, so der Cross-Fahrer, der die Elektromaschine als ideales Trainingsgerät – besonders für den innenstadtnahen Bereich – sieht. Es gebe schon Überlegungen für einen Trainingsparcour in Ingolstadt. Allerdings sei noch alles nur eine Idee.

Rund eineinhalb Stunden lässt sich mit dem Akku auf einer Crossstrecke Vollgas geben. Doch hält der Akku eine gemütliche Ausfahrt ins Altmühltal aus, sollte bald die Straßenzulassung für das Bike kommen? Premser: "Das kann ich nicht sagen, so lange bin ich noch nie auf einem Rad gefahren."