Der Kelheimer Wirtschaftsmotor soll bald rund laufen

15.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:34 Uhr

Kelheim (DK) Die Wirtschaftsampel steht auf gelb, die Betriebe bereiten sich auf den Start in den Aufschwung vor. "Es gibt Anzeichen dafür, dass der Motor der regionalen Wirtschaft bald wieder rund läuft", kommentiert Jürgen Helmes, der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) den aktuellen Konjunkturbericht über die Geschäftsentwicklung der befragten Unternehmen im IHK-Bezirk Oberpfalz/Kelheim. "Es gibt keinen Grund zur Euphorie, aber für berechtigte Hoffnung", betont Helmes.

Eine weitere Verschlechterung der Wirtschaftslage halten die meisten Unternehmen für unwahrscheinlich, die Konsolidierungsprozesse könnten sich jedoch auf den Arbeitsmarkt auswirken, befürchtet die IHK. An deren Umfrage haben sich 400 Firmen beteiligt.

Die Geschäftslage hat sich in den vergangenen Monaten offenbar leicht verbessert. Jedes fünfte Unternehmen berichtet von einer guten Entwicklung. Insgesamt bleibt die Beurteilung der Geschäftslage jedoch weit hinter dem Niveau vor der Krise zurück.

Hoffnung und Optimismus setzen die Wirtschaftstreibenden in der Region Kelheim in die Zukunft. Jedes vierte Unternehmen geht davon aus, dass sich die Konjunktur weiter erholen wird, weil viele wesentliche Faktoren stimmen: Die Krise ist bei den Konsumenten nicht angekommen, die Preise sind stabil, ebenso die Lage am Arbeitsmarkt. Ob Letzteres allerdings so bleibt, bezweifeln die Unternehmer. Etwa ein Drittel rechnet mit Beschäftigungsabbau, wenn arbeitsmarktpolitische Möglichkeiten wie Kurzarbeit oder der Verzicht auf Zeitarbeit ausgeschöpft sind.

Ganz allmählich verbessert sich die Auftragslage der Industrie, auch die Exporte ziehen wieder an. Allerdings liegt die Ausfuhrmenge der regionalen Industriefirmen noch knapp 30 Prozent unter Vorjahresniveau. Es besteht laut IHK "Anlass für einen Funken Hoffnung", doch litten die Industriebetriebe nach wie vor unter zu geringer Kapazitätsauslastung. Stephan Malter von der Firma Stelco aus Neumarkt sagte: "Wir stecken nach wie vor in einem Auftrags- und Umsatztief." Allmählich steigende Exportzahlen kann der Prokurist des Herstellers elektronischer Bauteile nicht feststellen.

Insgesamt bezeichnen fast die Hälfte aller befragten Unternehmen die Auftragsbestände als zu klein. Vor allem die Zulieferer der Autoindustrie müssen nun intensiv über konjunkturbedingten Stellenabbau nachdenken.

Das Geschäft in der Bauwirtschaft läuft nach der Umfrage der IHK gut, hier würden die Konjunkturprogramme des Bundes ihre belebende Wirkung entfalten. Die Branche entwickle sich gegenläufig zum allgemeinen Trend. Während die aktuelle Lage als weitgehend positiv bewertet wird, sind die Erwartungen für die nächsten Monate aber gedämpft. Viele Bauunternehmer fürchten, dass in nächster Zeit keine öffentlichen Mittel mehr zur Verfügung stehen. Karl Hoinkes von Stratebau in Regensburg teilte mit: "Dass die Aufträge einbrechen werden, zeichnet sich jetzt schon ab." Denn die Ausschreibungstätigkeit der Gemeinden gehe aufgrund der rückläufigen Gewerbesteuereinnahmen drastisch zurück. Das verstärke den jahreszeitlichen Rückgang der Aufträge zusätzlich.

Der Einzelhandel äußert sich bei der IHK-Konjunkturumfrage dagegen positiv. Das führen Beobachter auf die Stabilität am Arbeitsmarkt und die geringen Steigerungen bei den Lebenshaltungskosten zurück. Was eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) vor wenigen Wochen feststellte, bestätigt auch das Gros der Einzelhändler: "Das Krisengefühl nimmt ab."

Experten begründen das laut Mitteilung der IHK mit stabilen Preisen, einem noch relativ stabilen Arbeitsmarkt und den in der letzten Legislaturperiode gestiegenen Einkommen. Allgemein beurteile der Handel seine Lage als gut, allerdings lägen die Geschäftsergebnisse heuer deutlich unter Vorjahresniveau. Die wirtschaftlichen Erwartungen der Branche seien dennoch optimistisch.

Viele Dienstleistungsunternehmen sind mit ihrer aktuellen Geschäftsentwicklung unzufrieden. Wegen der Abhängigkeit von Industriekunden wirken sich die Folgen des Konjunktureinbruchs mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung auf die Dienstleistungsbranche aus.

Ist ein extern vergebenes Projekt abgeschlossen, kommen erst einmal keine Folgeaufträge. Jedes zweite Unternehmen beklagt daher gemäß der IHK-Umfrage Umsatzeinbrüche und ein niedriges Auftragsvolumen.