Zugige Zelle: Telefonieren in der City wird immer cooler

15.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:34 Uhr

Hier stecken 1000 Geschichten drin: Im Juni demolierte ein Autofahrer die Tür dieses Telefonhäuschens in der Innenstadt. Zuerst sperrte die Telekom das Häuschen mit Flatterband ab, dann wurde die Türe ausgebaut – vielleicht verschwindet sogar die gesamte Zelle. - Foto: Zell

Riedenburg (jhh) Vor der Telefonzelle in der Riedenburger Leodegarigasse herrscht eigentlich Parkverbot. Dennoch hat ein Autofahrer Mitte Juni seinen Wagen vor dem Häuschen abstellen wollen. Dabei schoss er allerdings über das Ziel hinaus und drückte die Türe der Zelle ein.

Die wurde zunächst mit Flatterband gesichert und die Telefonzelle außer Betrieb gesetzt. Kurz darauf konnte man zwar wieder telefonieren, die beschädigte Tür war jedoch verschwunden. "Die Eingangstüre der Telefonzelle am Marktplatz war so stark beschädigt, dass sie ausgebaut werden musste", erklärt dazu die Telekom.

Eine neue Türe wird es so schnell nicht geben. Nach Auskunft der Telekom wird die Zelle "bis auf weiteres" ohne Tür betrieben. Erst im nächsten Jahr soll entschieden werden, ob die kaputte Zelle überhaupt durch eine neue ersetzt wird.

Die Riedenburger Telefonzelle befindet sich ohnehin nicht auf dem neuesten Stand. "Es handelt sich um ein Münztelefon, an dem man sogar noch mit DM-Münzen zahlen kann", heißt es in einer Stellungnahme des einstigen Monopolisten. Ob das betagte Telefonhäuschen durch eine moderne Variante ersetzt wird, entscheiden letztendlich die Kunden. Der Konzern macht das davon abhängig, ob der Betrieb der Zelle "wirtschaftlich vertretbar" ist. "Wie andere privatwirtschaftlich geführte Unternehmen können wir unser Angebot nur aufrecht erhalten, wenn dieses auch genutzt werde", so die Telekom. Durch das Telefonieren in der Zelle müssten schließlich, Reinigung, Instandhaltung, Strom und Wartung finanziert werden.

Wenn die Riedenburger in nächster Zeit viel in der demolierten Zelle telefonieren, lohnt sich für Riedenburg vielleicht eine der völlig neuen Zellen, von denen die Telekom bundesweit bereits 1200 installiert hat. Diese neuen Terminals haben mit einer einfachen Telefonzelle nur noch wenig gemein. "Die Zukunft gehört den internetfähigen Multimedia-Geräten", schreibt die Telekom. "Rathäuser können dort zum Beispiel auf den Bildschirmen über Öffnungszeiten, Ansprechpartner, Angebote oder Veranstaltungen informieren. Oder die örtliche Verkehrsgesellschaft bietet den Bürgern aktuelle Fahrgastinformationen."

Auch wenn die Nutzung von Telefonzellen mit der Verbreitung von Handys zurückgegangen ist, sind alleine im vergangenen Jahr nach Angaben der Telekom bundesweit 210 Millionen Gespräche an öffentlichen Fernsprechern geführt worden. Noch ist offen, ob dies in absehbarer Zeit auch in Riedenburg noch möglich sein wird. Etwas Gutes hat die derzeitige Situation allerdings: Das Telefon ist im Augenblick zu erreichen, auch wenn direkt vor dem Häuschen verbotenerweise ein Pkw abgestellt wurde. Denn wo keine Türe ist, kann sie schließlich auch nicht mehr von Autos blockiert werden.