Neuburg
„Der Job fordert dich rund um die Uhr“

Zur Halbzeit: Rohrenfels’ Bürgermeister Wigbert Kramer über sein Amt und einen unsichtbaren Berater

14.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:39 Uhr
Gut gelaunt: Bürgermeister Wigbert Kramer ist mit seiner Aufgabe in der Gemeinde Rohrenfels sehr zufrieden. Ob er in drei Jahren wieder zur Wahl antreten wird, weiß er allerdings noch nicht. −Foto: Wittmann

Rohrenfels (DK) Seit dem 16. März 2014 ist in Wigbert Kramers Leben „alles anders als zuvor“.

An jenem Sonntag wurde er zum Bürgermeister von Rohrenfels gewählt. „Für mein Leben eine Wendung um 180 Grad, wenn man so will“, sagt der 67-Jährige (CSU), der das Bürgermeisteramt nun seit drei Jahren bekleidet. Der Job bereite ihm eine Menge Freude, Probleme sieht er fast keine. Dabei grinst er. Wigbert Kramer fühlt sich wohl, auch weil er um die Unterstützung durch einen unsichtbaren Berater weiß, wie er sagt. Und diese sei nötig, denn: „Obwohl es ein Ehrenamt ist, der Job fordert dich rund um die Uhr.“

 

Und zwar an verschiedenen Orten. Da wäre zum einen die Gemeindeverwaltung in Rohrenfels. „Ich mag mein Büro in der Baierner Straße 12 sehr, es ist genauso vielseitig wie der Job des Bürgermeisters“, so Kramer. Es sei für ihn trotz der normalen technischen Ausstattung ein „wahrer Multifunktionsraum“. Ob als Besprechungszimmer oder zur Sitzungsvorbereitung. „In den drei Jahren ist es aber auch vorgekommen, dass ich mit Bürgern der Gemeinde dort gesessen bin und mich mit ihnen über deren Sorgen und Nöte unterhalten habe.“ Kramer schätzt, dass er 40 Prozent seiner Dienstzeit dort verbringt. Die restlichen 60 Prozent verteilen sich auf das Gebäude der Verwaltungsgemeinschaft Neuburg (nach Kramers Schätzungen 25 Prozent) und „diverse Baustellen“ (35 Prozent) – im eigentlichen und übertragenen Sinn.

Die Themen Bauvorhaben und Grundstückskäufe haben den Immobilienmakler schon vor seiner Amtszeit als Bürgermeister beschäftigt: „Es darf nicht nur um den Kauf von Baugebieten gehen, auch Gewerbegrund muss her – wir wollen Menschen von außerhalb zu uns nach Rohrenfels locken und die Gemeinde so weiter etablieren“, sagt er. Zudem könnten dadurch kurz- und langfristig Arbeitsplätze geschaffen werden. Derzeit läge der Fokus vor allem auf dem Baugebiet in Ballersdorf. „Außerdem wollen wir für eine Beleuchtung am Geh- und Radweg in Wagenhofen sorgen“, so Kramer. Ihn beschäftigt darüber hinaus die Installation einer Querungshilfe – in Form einer Druckampel – in Rohrenfels. „Das ist eine ganz wichtige Geschichte, um die Verkehrssicherheit erhöhen zu können.“

Wigbert Kramer mag den Kontakt mit Menschen sehr. Deshalb hat ihm in den vergangenen drei Jahren die Arbeit als Bürgermeister große Freude bereitet, besonders im Gemeinderat. „Diskussionen gibt es natürlich auch bei uns mal, keine Frage. Aber immer im Sinne der Sache. Hier werden keine persönlichen Eitelkeiten und Animositäten ausgefochten.“ Die Konsequenz: Große Ziele ließen sich einfacher erreichen. Wie zum Beispiel das Projekt der Kanalisation der Gemeinde nach Neuburg, dessen Finalisierung unter die Ägide Kramers fällt. „Wenn alle an einem Strang ziehen, dann klappt’s. Das macht mich stolz und froh“, so Kramer. Wieder muss er grinsen.

Gibt es denn gar nichts, was das Rohrenfelser Gemeindeoberhaupt ärgert? Kramer überlegt, dann verschwindet das Lächeln aus seinem Gesicht für kurze Zeit setzt er eine ernstere Miene auf. „Eigentlich sind es nur ein paar bürokratische Hürden.“ Denn gegen schlechte Laune im Bürgermeisteramt hat er ein einfaches wie hilfreiches Rezept für sicht entdeckt: Bürotür aufmachen! Denn neben den Räumen der Gemeinde in Rohrenfels befindet sich der Kindergarten St. Elisabeth. „Wenn ich die gut gelaunten Mädchen und Buben sehe oder auch nur höre, steckt das sofort an. Das ist außergewöhnlich und gibt mir viel Kraft.“

Ansonsten tankt Wigbert Kramer beim Wandern seine Reserven auf. Dazu fährt er gerne nach Benediktbeuern (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen ) und wohnt dann in einem Kloster. „Mein Glaube an Gott gibt mir viel, er ist mein unsichtbarer Berater. Nur er allein weiß, was passieren wird.“ Deshalb ist der Bürgermeister auch mit Prognosen, ob er noch einmal zur Wahl antreten werde, vorsichtig. „Ganz ehrlich, das kann ich jetzt noch nicht sagen. Sicher ist nur, dass meine Frau wohl nicht begeistert wäre“, sagt Kramer mit einem Augenzwinkern. Er ist selbst gespannt, was sein unsichtbarer Berater so für ihn geplant hat.

 

Wigbert Kramer ist gebürtiger Neuburger, er kam 1950 zur Welt. Nach seiner Schulzeit absolvierte er eine kaufmännische Lehre. Die Bundeswehrzeit führte Kramer in den Norden Deutschlands. In Bremen lernte der heute 67-Jährige auch seine Ehefrau Elke kennen, mit der er heute noch glücklich verheiratet ist.

Anfang der 1980er-Jahre zog es das Paar nach Oberbayern zurück, das seit 1983 in Rohrenfels wohnt. Elke und Wigbert Kramer haben zwei erwachsene Söhne, die mittlerweile selbst Eltern sind. Der Rohrenfelser bezeichnet sich selbst als sehr gläubig und als einen Menschen, der nie die Zuversicht und den Humor verliert. Kramer ist zudem noch Leiter eines Immobilienbüros. Sein Motto, ob im Haupt- oder Ehrenamt: Wenn du freundlich bist, bekommst du auch Freundlichkeit zurück. Der CSU-Mann, seit 1987 in der Partei, wurde 2014 mit 451 Stimmen (56,4 Prozent) zum Bürgermeister gewählt. Sein damaliger Konkurrent Michael Pallmann landete mit 43,6 Prozent (348 Stimmen) deutlich hinter ihm. Die Wahlbeteiligung in Rohrenfels lag bei 66,3 Prozent. | flw