Pietenfeld
Der hornlose Bulle ist auf dem Vormarsch

Versammlung der Milchviehhalter mit vielen Informationen Zahl der Erzeuger sinkt seit 2014 um zehn Prozent

22.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:10 Uhr

Im Kälberstall von Andreas Hutter in Adelschlag sind hornlose Rinder schon ganz normal. Hans Mödl vom Landwirtschaftsamt Ingolstadt versucht, die Tiere fürs Foto anzulocken. - Foto: Funk

Pietenfeld/Ingolstadt (DK) Zehn Prozent weniger Milchviehhalter gibt es im Bereich des Amts für Landwirtschaft Ingolstadt seit 2014: Das teilte Johann Mödl vom Landwirtschaftsamt bei der Gebietsversammlung der Milchviehhalter in Pietenfeld mit.

Mödl nannte auch Zahlen zur Milch. Von den 260 Betrieben liefert genau die Hälfte an die Molkerei Zott - insgesamt 29 Millionen Liter Milch. Goldmilch in Ingolstadt bekommt 20 Millionen Liter von 80 Betrieben. Die restliche Menge geht an Domspitz in Regensburg (19 Millionen Liter), die Neuburger Milchwerke (18) und an die Bayern MeG (13). Je Betrieb sind das durchschnittlich 130 000 Kilogramm jährlich. Die Durchschnittsleistung je Kuh ist auf 7900 Liter im Jahr gestiegen.

Auf ein Hauptthema des Nachmittags ging Ulrike Bauer von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Grub ein. Sie widmete sich dem Tierwohl-Label. Seit längerer Zeit wird geforscht, wie das Enthornen von Kälbern tiergerecht und schmerzfrei gestaltet werden kann. "Das Enthornen ist gesetzlich erlaubt, weil Rinder mit ausgeprägtem Gehörn sich gegenseitig in der Herde schwer verletzen oder auch den Landwirt gefährden können. Legal ist die Enthornung von Kälbern in den ersten sechs Wochen nach der Geburt", informierte Bauer.

Nun sind Methoden gefragt, wie dieser Eingriff möglichst schmerzfrei vorgenommen werden kann. "Die Wissenschaftler untersuchten die Tiere zu verschiedenen Zeiten und stellten fest, dass Ruhigstellung und örtliche Betäubung zu einem guten Ergebnis führen." Der Landwirt kann die Medikamente - nach Abgabe an ihn durch einen Veterinär - selbst einsetzen.

Außerdem gab die Referentin Tipps zu den Geräten, die benutzt werden sollen. Die Enthornung sollte möglichst bald nach der Geburt erfolgen. Gestresste oder kranke Tiere sollten erst an die Reihe kommen, wenn ihr körperlicher Zustand es wieder erlaubt. "Sind die sechs Wochen verstrichen, muss mit der Enthornung grundsätzlich der Tierarzt beauftragt werden", sagte Bauer.

Sie stellte auch eine andere Methode vor, die seit einiger Zeit möglich ist: Bei der Besamung der Kühe werden sogenannte Hornlosbullen eingesetzt, Bullen also, die durch genetische Veränderung keine Hörner haben. "In vielen Betrieben wird inzwischen auf diesen Samen zurückgegriffen, weil die Zuchtleistungen dieser Väter inzwischen ein beachtliches Niveau erreichen", betonte die Referentin.

Kristin Fertl vom Amt für Veterinärwesen und Verbraucherschutz am Eichstätter Landratsamt erinnerte an die 29 Cross-Compliance-Kontrollen zur Einhaltung diverser Verpflichtungen von Prämienempfängern im Jahr 2015. Ein Drittel dieser Kontrollen (zehn) hatten einen konkreten Anlass: Viermal ging es um den Bereich Lebensmittel, sechsmal um Kennzeichnung. "Bei knapp der Hälfte aller Kontrollen wurde keine Regelwidrigkeit festgestellt." Auch Schafe und Ziegen wurden kontrolliert. Bei wiederholten Verstößen im selben Betrieb werden laut Fertl schärfere Sanktionen fällig. Jede Fristüberschreitung bei der Melde- oder Kennzeichnungspflicht werde als ein Verstoß behandelt und ziehe Abzüge beim Prämienvolumen des Betriebes nach sich.

Agnes Pfaller und Laura Fleischmann vom Landeskontrollverband informierten über optimale Fütterung von Milchkühen und boten den Bauern bei Problemen Beratung bis hin zu regelmäßigen Stallbesuchen zur Aufdeckung von Schwachstellen an. Es würden vom Kontrollverband auch Seminare angeboten. Gerd Obernöder vom Landwirtschaftsamt in Ingolstadt informierte über Energieeinsparung auf dem Hof. Ein zentraler Punkt ist für ihn ein Steuerungssystem über Software. Eine kostenlose Beratung ist ebenso möglich wie die Hilfe bei Förderungen. Obernöder lud die Bauern für den 18. März zu einem Energietag nach Schernfeld ein.