Ingolstadt
Der Hochglanz-PS-Bote

Audi ist seit zehn Jahren Fahrzeugsponsor des FC Bayern – Xaver Ziller organisiert das alles

30.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:13 Uhr

Mit den deutschen Fußballgrößen auf Du und Du: Xaver Ziller (rechts) übergibt an Nationalspieler Bastian Schweinsteiger einen neuen Audi. Das Ingolstädter Automobilunternehmen ist seit zehn Jahren Fahrzeugsponsor des FC Bayern München - Foto: privat

Ingolstadt (DK) Xaver Ziller hat oft eine sehr angenehme Aufgabe. Er bringt nämlich meistens etwas mit. Fast so wie ein Nikolaus. Allerdings nicht im roten Mantel, mit Rauschebart und Hirtenstab und nur am 6. Dezember. Ziller hat einen Ganzjahresjob – er kümmert sich als Audi-Mann um den Fuhrpark von Bayern München und versorgt Spieler und Präsidium des Weltvereins mit den passenden Fahrzeugen.

Heute ist es wieder soweit. Im Vorfeld des Gastspiels des FC Bayern München gegen die Paulaner-Traumelf (20.15 Uhr im Audi-Sportpark) kommt der Bayern-Tross auf die Audi-Piazza und nimmt seine neuen Dienstautos in Empfang. Ziller konnte Bayern-Trainer Jupp Heynckes wegen des aufwendigen Begleitprogramms sogar eine Übungseinheit abschwatzen – ein Zugeständnis in der wichtigen Vorbereitungsphase, das nicht jeder erhält.

Aber Ziller ist ja nicht jeder. Schließlich feiert auch er Jubiläum, denn der Pietenfelder ist seit Beginn mit dabei und hat den damaligen Überraschungscoup sogar maßgeblich mit eingefädelt. Und das kam so. Ziller, damals in der Abteilung für VIP-Betreuung und Sonderfahrzeuge tätig, bekam im Herbst 2001 Wind davon, dass Opel als Trikot- und Fahrzeugsponsor beim FC Bayern aussteigen wollte. Ziller berichtete dem damaligen AudiVorstand Martin Winterkorn davon, und dieser sprang prompt auf den Zug auf. „Nach zehn Tagen standen die Verträge, und der Einstieg von Audi im Bereich Fußball war perfekt. Herr Winterkorn hat sofort erkannt, welche Möglichkeiten der Fußball bietet“, sagt Ziller rückblickend.

Seither sind zehn Jahre vergangen. Bei Audi gibt es einen sogenannten Steuerkreis FC Bayern mit Ziller als Vorsitzenden. „In dem Gremium sind zehn Mitarbeiter aus allen Unternehmensbereichen vertreten. Bei den wöchentlichen Treffen besprechen wir dann Aktionen, die wir zusammen mit dem FC Bayern machen können. Das geht von Fahrzeugpräsentationen in der Allianz-Arena über Besuche bei Bayern-Fanklubs oder Vorträgen von Uli Hoeneß bei Manager-Treffen bis zur Einladung von Gästen für die Fernsehsendung Audi-Star-Talk.“

Wer Zillers Status nachempfinden will, muss mit dem „Xare“, wie ihn fast alle nennen, nur über das Audi-Gelände spazieren. Dafür braucht man allerdings Zeit, denn alle paar Meter kommt jemand auf ihn zu und begrüßt den sportlich legeren Audi-Mann. Stets adrett mit fein gebügelter Stoffhose und weißem Hemd gekleidet – Krawatte und Jackett kommen bei offiziellen Anlässen selbstverständlich dazu – pflegt Ziller einen locker-verbindlichen Umgangston mit unverhohlenem bayerischem Dialekt und kommt allerorten damit an.

Schließlich hat er seine Kunden ins Herz geschlossen. „Ich bin für die Spieler wie ein väterlicher Freund. Das sind lauter junge, nette Kerle. Dass die auch auf mich so offen zukommen, freut mich und macht mich stolz“, sagt Ziller und blickt deshalb gar nicht so gern auf den Oktober. Da wird er nämlich 65 und sollte eigentlich in den Ruhestand gehen. „Aber wenn man will, dass ich noch ein, zwei Jahre weitermache, hätte ich damit kein Problem – im Gegenteil“, gesteht Ziller.

Dabei könnte er die Freizeit alleine schon dadurch füllen, indem er alle Einladungen, denen er nie nachgekommen ist, wahrnehmen würde. „Ich habe zu vielen ehemaligen Spielern und Trainern noch guten Kontakt. Besonders gut verstehe ich mich mit Ottmar Hitzfeld und seiner Familie. Auch Giovane Elber, Paulo Sergio, Lizarazu oder Pizarro haben mich schon eingeladen, sie einmal in ihrer Heimat zu besuchen“, erzählt Ziller von der Herzlichkeit zwischen ihm und den Spielern.

Manchmal erleben die Fußballprofis Ziller auch anders, quasi nicht als den braven Nikolaus, sondern als schimpfenden Grampus. Dann nämlich, wenn die Fahrzeuge nicht pfleglich behandelt oder vertragsgemäß genutzt werden. „Ich fahre schon zweimal wöchentlich zum Training und kontrolliere, ob die Autos sauber gewaschen sind und auch ob unsere Audis zur Fahrt zum Bayern-Gelände genutzt werden. Schließlich soll das für uns eine Reklame sein“, meint Ziller, der sich noch an unliebsame Gespräche mit Olli Kahn erinnert, als dieser lieber mit seinem Ferrari zum Training vorfuhr. Zurzeit besteht mit Mehmet Scholl Klärungsbedarf. Als neuer U-23-Trainer des FC Bayern gehört Scholl wieder zur Audi-Familie und muss daher seinen Werbevertrag mit Dacia beenden.

Wenn heute der Bayern-Tross seine Fahrzeuge in Empfang nimmt, ist jedenfalls alles vorbereitet. Dann wird wieder quer Beet eine Modellpalette auf der Audi-Piazza vorfahren. „Wir besprechen mit den Spielern im Vorfeld schon, welche Modelle zu ihnen passen würden und schlagen auch bestimmte Farben vor. In der Regel fängt ein junger Spieler mit einem A3 an, erst später steigen sie dann auf größere Modelle um“, erklärt Ziller. So erhält der letztjährige Shootingstar David Alaba nun einen S7. Stareinkauf Mario Mandzukic fängt gleich mit einem S8 an, während sich Nationalkeeper Manuel Neuer einen Q7 für die neue Saison gewünscht hat. Nach einem Jahr gehen die Fahrzeuge dann wieder in den Besitz von Audi über und sie werden weiterverkauft.

Mittlerweile ist Audi nicht mehr nur vom FC Bayern offizieller Fahrzeugsponsor, sondern auch von Real Madrid, FC Barcelona, AC Mailand und – ab der neuen Saison – FC Chelsea. Ausgerechnet Chelsea! „Das stand schon vor dem Champions-League-Finale fest“, erklärt Ziller fast entschuldigend. Chelsea, dessen russischer Besitzer und Öl-Milliardär Roman Abramowitsch ebenfalls Audi-Kunde ist, löst damit den bisherigen Partner in England, Manchester United, ab.

Auf das Thema Chelsea und das Champions-League-Finale will Ziller ohnehin nicht mehr zurückblicken. Schließlich steht die neue Saison vor der Tür und da gibt es für den 64-Jährigen nur eines: „Ein Titel muss wieder her. Mit Matthias Sammer als Sportdirektor haben die Bayern jetzt einen eigenen Kopf, der viel fordert und auch Uli Hoeneß oder Karl-Heinz Rummenigge Paroli bieten kann. Christian Nerlinger war da einfach zu gutmütig.“