Schrobenhausen
Der erste Märtyrer der Christenheit

Der Heilige Stephanus: Am 26. Dezember ist sein Gedenktag - Bemerkenswerte Darstellung in Gachenbach

23.12.2020 | Stand 23.09.2023, 16:09 Uhr
Hans Hammer
Der heilige Stephanus im Ornat eines Diakons mit der Märtyrerpalme und einem Totenkopf, der sicherlich ein Stein sein sollte, auf einer der Tafeln der kunsthistorisch bedeutenden Holzkassettendecke in der Filialkirche St. Georg in Gachenbach. −Foto: Hans Hammer

Stephan war der erste Märtyrer der Christenheit und wird deshalb Erzmärtyrer genannt. Stephan wurde um 1 nach Christi wahrscheinlich in Jerusalem in Israel geboren. Dort starb er auch um 36 oder 40 nach Christi den Märtyrertod.

Nach der Überlieferung ge­hörte der ursprünglich hellenistische, also griechische Jude, Stephan zu den sieben Diakonen, die von den Aposteln selbst durch Handauflegung geweiht worden waren, um die Jünger Jesu dann in ihrer Arbeit zu entlasten. Dies waren Männer "von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit", die sich auch um die bisher vernachlässigten Witwen der griechischen Judenchristen kümmern sollten. Diakone waren für die sozialen Belange der Gemeinde, wie auch zugleich für die Glaubensverkündigung zuständig. Sie hatten den Rang von Gemeindeleitern, die in ihrer Bedeutsamkeit nahe an die Apostel heranreichten.

Der Name Stephanus stammt aus dem Griechischen und bedeutet Kranz oder Krone, also der Bekränzte oder der Gekrönte.

Stephanus zeichnete sich durch ein besonderes Predigttalent aus. Durch eine seiner Predigten geriet er mit den hellenistischen Juden in Jerusalem in Konflikt. Sie brachten ihn unter dem Vorwurf der Gotteslästerung vor den hohen Rat, da er sich frevelhaft gegenüber Tempel und Gesetz geäußert habe. In seiner flammenden Verteidigungsrede lieferte Stephanus selbst den Anstoß für seine Verurteilung: "Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen". Diese Worte werden ihm als Gotteslästerung ausgelegt und er wird darauf sofort ohne weitere Verhandlung zum Tode verurteilt. Er wird von der Menschenmenge aus Jerusalem hinaus getrieben und gesteinigt. Im Angesicht seines Todes befahl er seinen Geist Jesus und rief: "Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!" An der Steinigung nahm nach der Überlieferung auch Saulus, der spätere Völkerapostel Paulus, teil.

Der Leichnam von Stephanus wurde vom Schriftgelehrten Gamaliel begraben. 415 wurden seine Gebeine aufgefunden. Teile seiner Reliquien gelangten über Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, nach Rom. In Rom wurde darauf Mitte des fünften Jahrhunderts die erste Stephanus-Kirche, San Stefano Rotondo, erbaut und von Papst Simplicius geweiht. Erst Papst PelagiusII. ließ weitere Gebeine um 585 aus Konstantinopel nach Rom bringen und in der Krypta von San Lorenzo fuori le Mura neben dem Leichnam von Laurentius (10. August) bestatten. Stephanus und Laurentius gehörten zu den im Mittelalter am meisten verehrten Märtyrern. Die Umstände und Wege der Reliquien des heiligen Stephanus sind sehr verworren. Kleinere Reliquien befinden sich praktisch überall in der christlichen Welt. Eine Kopfreliquie befindet sich im Stephansdom in Wien.

Christi Geburt wird erst seit dem vierten Jahrhundert, also relativ spät, mit einem eigenen Fest, dem Weihnachtsfest begangen. Der Stephanus-Tag wird schon seit dieser Zeit am Tag nach dem Fest der Geburt Jesu gefeiert. Es ist also so alt wie das Weihnachtsfest selbst, und doch steht es in völligem Gegensatz dazu: Hier die Freude über die Geburt des Gottessohnes, dort das grausame Blutzeugnis eines Christen.

Stephanus ist Schutzpatron der Pferde, Kutscher, Pferdeknechte, Schäffler, Maurer, Steinhauer, Weber, Schneider und Zimmerleute. Er wird bei Besessenheit, Kopfschmerzen, Steinleiden und für eine gute Sterbestunde angerufen.

Der zweite Weihnachtstag, der 26. Dezember, ist dem Märtyrer Stephanus geweiht. Weil der Heilige Stephanus als ein wichtiger Pferdepatron galt, ist der Stephanitag auch ein wichtiger Tag im Bauernkalender. So gab es auch im Paargau an Orten mit einem Stephans-Patrozinium Pferdesegnungen und Umritte. Geblieben ist davon lediglich der Stephaniritt in Eulenried, der nach 32-jähriger Pause 2010 wiederbelebt wurde.

Der heilige Stephanus wird meist als Diakon mit der Märtyrerpalme, mit Steinen und gelegentlich auch mit einem Evangelienbuch dargestellt. Zum Tag des heiligen Stephanus haben sich auch einige Wetterregeln herausgebildet: "Scheint am Stephanstag die Sonne, so gerät der Flachs zur Wonne", oder "Bringt St. Stephan Wind, die Winzer nicht fröhlich sind" und "Windstill muss St. Stephan sein, soll der nächste Wein gedeih'n".

Hans Hammer

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