Dietfurt
Der Entscheider

20.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:00 Uhr

Seltener Anblick: Bürgermeister Franz Stephan ist meist unterwegs, sein Schreibtisch verwaist. Heute, an seinem 60. Geburtstag, wird er kaum die Zeit für Büroarbeit finden. - Foto: Meßner

Dietfurt (DK) Im Englischen gibt es den Ausdruck "Who is driving the bus" (Deutsch: Wer fährt den Bus). Diese Frage zielt darauf, wer die Entscheidungen trifft, wer das Steuer oder – um im Bild zu bleiben – das Lenkrad in der Hand hält und die Richtung vorgibt. Die Antwort für Dietfurt ist klar: Bürgermeister Franz Stephan (CSU). Auch wenn er seit der Kommunalwahl 2008 mit Ilse Werner eine meinungsstarke und einflussreiche Beifahrerin bekommen hat, am Steuer sitzt der Chef.

Heute feiert der Bürgermeister seinen 60. Geburtstag, seit acht Jahren ist er im Amt. Dieser Ehrentag bedeutet ihm wenig – sagt er. "Ich werde mich heute auch nicht anders fühlen als gestern." Feiern muss er trotzdem, dafür werden andere sorgen.

 
Den runden Geburtstag als Anlass zu nutzen, inne zu halten, zurückzublicken, Bilanz zu ziehen – das ist seine Sache nicht. Stephan ist vorwärtsgerichtet, durch und durch Optimist. "Wer griesgrämig in diesen Job geht, der hat schon verloren", sagt er. Man müsse anschieben als Bürgermeister.

Stephan schiebt nicht nur, er gibt Gas. Er hat sich den Ruf eines Machers erworben, der nicht nur redet sondern auch handelt. Manchmal überspringt er das Reden und geht gleich zum Handeln über. Seine politischen Gegner haben das mehr als einmal erfahren. Stephan entscheidet und informiert. In dieser Reihenfolge.

Chef, Chef, Chef

Menschen, die entscheidungsfreudig und Macht bewusst sind, ziehen (politische) Ämter an. Stephan ist Bürgermeister. Und Chef des Wasserzweckverbands der Jachenhausener Gruppe. Und Vorsitzender des Gemeindeverbunds Altmühl-Jura. Alles anspruchsvolle Aufgaben. Stephan hält auch dort das Lenkrad in der Hand. In acht Stunden am Tag ist dieses Pensum nicht zu erfüllen. Dass sei ihm vorher klar gewesen, sagt er nüchtern. Er weiß natürlich: "Ohne gute Mitarbeiter geht das nicht."

Egal, welches Amt er ausfüllt, er bleibt seiner politischen Linie treu, die er als "wertkonservativ" bezeichnet. "Konservativ darf nicht mit rückständig gleichgesetzt werden", beeilt er sich zu sagen. Als sein Vorbild bezeichnet er den langjährigen Spitzenpolitiker der CSU, Alois Glück.

Gepaart mit ausreichend Durchhaltevermögen – Kritiker mögen es dickköpfig nennen – eckt Stephan des Öfteren an. Das stört ihn aber nicht. "Ich bin mir bewusst darüber, dass ich es nicht jedem recht machen kann." Nachgeben zählt nicht zu Stephans Stärken. Vielleicht ist das an der Spitze einer 6000-Einwohner-Stadt auch nicht immer wünschenswert.

Wer Franz Stephan wählt, weiß, was er bekommt. Rund 60 Prozent haben sich bei der Kommunalwahl 2008 für eine zweite Amtszeit des Gröglingers entschieden. Seine Arbeitseinstellung klingt rustikal: "Ich werde kämpfen und arbeiten für die Bürger."

Seine Leistungen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten (Stephan ist seit 30 Jahren im Gemeinderat) will er selbst nicht herausstellen. "Ob man gut oder schlecht gearbeitet hat, das sollen andere beurteilen." Seine persönliche Bilanz: "Nicht nur zufrieden, sondern sehr zufrieden."

Franz Stephan ist mit der Kommunalpolitik groß geworden. Schon in der Landjugend und der Jungen Union hat er sich engagiert. Eines ergab das andere. "Man wächst hinein", erzählt er. Das Ziel Bürgermeister hat er nicht verfolgt, es hat sich ergeben.

Im Vergleich zu seinen Anfängen im Stadtrat vor 30 Jahren habe sich einiges grundlegend geändert, erinnert er sich. "Damals hat der Stadtrat einfach entschieden." Über die Bürger hinweg. "Heute muss man mit den Menschen viel mehr reden." Das versucht Stephan umzusetzen. An seinem Schreibtisch trifft man ihn selten. Er redet mit den Bürgern; ob er sie auch immer hört, ist eine andere Frage.

"An der Front"

Stephans Tür, sofern er im Rathaus ist, steht für jeden offen. "Ich bin hier aufgewachsen, 90 Prozent duzen mich." Er steht täglich "an der Front", wie er sagt. Stephan meint das positiv. "Der Job macht mir Spaß wie am ersten Tag."

Spaß bereitet ihm auch das Busfahren. 16 Jahre hat er in Breitenbrunn bei einem Busunternehmen gearbeitet, die Werkstatt geleitet und Schüler transportiert. "Ich will meinen Führerschein nicht verfallen lassen", sagt er. Und so setzt er sich hin und wieder wortwörtlich hinters Steuer. Erst kürzlich beim Betriebsausflug der Stadtverwaltung ist er eingesprungen, damit der Busfahrer des Unternehmens seine Stundengrenzen einhalten konnte. Also hat sich der Bürgermeister persönlich ans Lenkrad gesetzt und die Leute von der Stadtverwaltung sicher chauffiert.

Die Dietfurter Bürger fahren bislang auch mit Stephan gut. Es hat sich einiges bewegt in der Sieben-Täler-Stadt in den Jahren seiner Amtszeit. Bis 2014 hat Stephan das Steuer auf jeden Fall noch in der Hand. So lange läuft seine Amtszeit. Dann ist er 64. Und was kommt dann? "Weiß ich nicht. Mal schauen."