"Der Druck auf die Arbeitnehmer steigt"

20.11.2009 | Stand 03.12.2020, 4:28 Uhr

Präsidentin der Landessynode: Dorothea Deneke-Stoll. - Foto: ahl

Ingolstadt (DK) Die evangelische Landessynode tagt von Sonntag bis Dienstag in Aschaffenburg. Üblicherweise wird die Herbstversammlung von trockenen Haushaltszahlen dominiert, doch angesichts der Wirtschaftslage wurde zusätzlich das Thema Wirtschaftsethik auf die Tagesordnung gesetzt. Unsere Mitarbeiterin Andrea Hammerl sprach mit der Präsidentin der Landessynode, Dorothea Deneke-Stoll (49), aus Ingolstadt.

Frau Deneke-Stoll, Stichwort soziale Marktwirtschaft – haben wir die überhaupt noch?

Dorothea Deneke-Stoll: Das ist in der Tat infolge der Wirtschaftskrise die Frage. Das Soziale an der Marktwirtschaft muss dringend gestärkt werden, das ist uns als Kirche ein wichtiges Anliegen. Deshalb hat die Synode sich die Auswirkungen der Krise zum Thema gesetzt.

Wie wichtig darf die Arbeitsplatzsicherheit den Arbeitnehmern sein, ohne dass sie erpressbar werden?

Deneke-Stoll: Gelegentlich benutzen Firmenleitungen das Argument Arbeitsplatzsicherheit, um Forderungen durchzusetzen – inwieweit Zugeständnisse wirklich der Sicherung der Arbeitsplätze dienen, kann ich nicht beurteilen. Aber ich verstehe, wenn Arbeitnehmer aus Angst um ihren Job in einem solchen Fall auf die Forderungen eingehen.

Wo will die bayerische evangelische Landeskirche ansetzen?

Deneke-Stoll: Wir müssen nicht weit schauen, wir wollen den Blick auf das Aus von Quelle lenken. Dort waren Kirchenvertreter mit einer kleinen Wagenkirche als Ansprechpartner vor Ort, was ich für sehr wichtig halte. Auch die Geschichte mit der Landesbank ist noch nicht ausgestanden. Dieses Land braucht dringend nachhaltige Konzepte.

Was schwebt Ihnen da vor?

Deneke-Stoll: Es kann nicht angehen, dass Verluste auf die Steuerzahler abgewälzt werden und Manager mit blauem Auge davonkommen. Gleichzeitig steigt der Druck auf die Arbeitnehmer.

Wo sehen sie die Hintergründe dieser Entwicklung?

Deneke-Stoll: Wir haben uns an einen sehr hohen Standard sowohl bei den Unternehmensgewinnen, als auch im privaten Bereich gewöhnt und glauben, dass der immer noch verbessert werden müsste. Der Club of Rome sagte schon vor Jahren, weniger könne mehr sein.

Welche Erwartungen haben Sie persönlich an die Synode?

Deneke-Stoll: Ich hoffe, es kommt in Kirche und Öffentlichkeit an, dass wir Fragen angehen, die sich jeder Bürger stellt – Fragen, die die Grundlagen des Wirtschaftssystems betreffen. Und dass wir für Menschen da sind, die von der Krise betroffen sind. Die Kollekte des Eröffnungsgottesdienstes wird unserer Langzeitarbeitslosenaktion "1+1 – Mit Arbeitslosen teilen" zugute kommen.

Was ist das für eine Aktion?

Deneke-Stoll: Für jeden Euro, der dafür gespendet wird, legt die Bayerische Landeskirche einen Euro drauf. Mit dem Geld werden Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose geschaffen.