Ingolstadt
Der alltägliche Sexismus

Von Jessica Roch

18.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr

"Sie könnten auch ein Dirndl ausfüllen." Dieser Satz des FDP-Politikers Rainer Brüderle zur Journalistin Laura Himmelreich löste 2013 eine Lawine aus: Unter dem Hashtag #Aufschrei berichtete eine Vielzahl von Frauen im Internet über ihre Erfahrungen mit Sexismus.

Bei manchen war der Schock damals groß: Gibt es wirklich so viele Frauen, die Belästigungen oder gar Übergriffe erdulden müssen? Ja, die gibt es. Für kurze Zeit traten sie aus ihren dunklen Ecken ins Scheinwerferlicht. Schon bald aber ebbte die Debatte wieder ab.

Im März 2016 folgte der Hashtag #imzugpassiert, unter dem Tausende Frauen erneut über sexuelle Belästigung sprachen. Das Bewusstsein, wie alltäglich Sexismus in Deutschland ist, kehrte kurzzeitig in die Köpfe zurück. Was hat sich seitdem geändert? Nichts.

Das zeigen der Fall Weinstein und der Zuspruch, auf den nun der Hashtag #MeToo trifft: Tagein, tagaus leiden Frauen noch immer unter sexistischen Sprüchen, belästigenden Blicken oder unerwünschten Berührungen. Viele haben stets ein Pfefferspray in ihrer Handtasche dabei. Und nachts meiden sie es, alleine draußen unterwegs zu sein. Man weiß ja nie.

Es ist gut, dass erneut auf das Thema aufmerksam gemacht wird. So merken betroffene Frauen: Ich bin nicht alleine mit diesem Problem. Und ich bin schon gar nicht schuld daran. Aber man sollte mit #MeToo nicht allein auf die Opfer hinweisen. Nein, wenn man etwas ändern will, sollte man vor allem auf die Täter zeigen. Nur wenn sie lernen, dass sie mit ihrem Verhalten Grenzen überschreiten, kann sich vielleicht etwas ändern.