Schrobenhausen
Der aktuell einzige Schrobenhausener Dekan

Zu Besuch bei Pfarrer Jürgen Eichler in Wallerstein

26.03.2021 | Stand 23.09.2023, 17:39 Uhr
Dekan und Pfarrer Jürgen Eichler an einem seiner vielen Arbeitsplätze. −Foto: Floereck

 

Jürgen Eichler fühlt sich sichtlich wohl in der Pfarreiengemeinschaft Wallerstein im Landkreis Donau-Ries. Der Pfarrer aus Schrobenhausen leitet sie seit 2009. Soeben kommt der 44-Jährige aus der katholischen Realschule von Wallerstein. Zusammen mit seinem Kaplan gab es für die Schüler die Möglichkeit zu beichten.

In seinem Büro im Pfarrhaus befindet sich eine umfangreiche Bibliothek mit kirchlicher und weltlicher Literatur. Auch einige historische und moderne Romane sind darunter. Zurzeit setzt er sich, wenn dafür Zeit bleibt, mit dem einen oder anderen Gedanken des emeritierten Papstes und Kirchenwissenschaftlers Joseph Ratzinger auseinander. In seinem Auslandssemester in Rom vor vielen Jahren durfte der Schrobenhausener sogar einige Male bei einer Messe des damaligen Kardinals ministrieren und ihn in persönlichen Gesprächen etwas kennenlernen. Dem Schreibtisch gegenüber hängt auch ein kleines Foto des bayerischen Papstes an der Wand, daneben Bilder seines Vorgängers und seines Nachfolgers. Davor steht ein kleiner Hausaltar aus Holz, darauf liegen Gebetsbücher.

Es geht in das Besprechungszimmer. Dort erzählt Jürgen Eichler weiter und sagt, "schon als Jugendlicher war die Kirche meine Heimat". Während andere im Fußballverein gewesen seien, habe er seine Freizeit in der Kirche verbracht. Sein Hobby sei es gewesen, die Messe mitzufeiern, den verschiedensten Pfarrern und vor allem dem Mesner zu helfen und zu vertreten und mit anderen Ministranten zusammen zu sein, "schließlich war in der Pfarrei ja immer was geboten", schmunzelt er.

Jürgen Eichler erzählt wohl überlegt, ruhig, ausführlich, pointiert. Manchmal erklärend, manchmal humorvoll. Sein Schrobenhausener Dialekt kommt immer wieder mal durch. Durch seine Tätigkeiten in der Pfarrei St. Jakob und den Kontakten zu vielen Kirchenleuten sei er "einfach so hineingewachsen". Der Wunsch, den Glauben auch an andere weiterzugeben und Priester zu werden, reifte im Alter von Siebzehn. Nach Abschluss der Wirtschaftsschule war er kurz davor, eine Ausbildung bei einer örtlichen Bank zu beginnen. Doch in letzter Sekunde entschied er sich um.

Seine Entscheidung, Priester zu werden, hat Jürgen Eichler, wie er sagt, bisher an keinem Tag bereut. Viele Jahre zuvor habe er letztendlich auch Zeit gehabt, sich darüber Gedanken zu machen. Wenngleich es nicht immer einfach war und es auch innere Auseinandersetzungen mit dem zölibatären und ein Stück weit einsamen Leben gegeben hat, gibt er offen zu. Doch sein persönliches Umfeld, darunter seine Eltern, stärkte und unterstützte ihn. Heute ist für ihn, erzählt er, Glaube die Beziehung zu Gott, Gott sei für ihn "nicht nur ein Prinzip, sondern vielmehr ein guter Freund". Einige Stationen in seinem Leben hat Jürgen Eichler schon hinter sich. Begonnen hat sein Weg zum Priester in Bamberg. Dort holte er auf dem humanistisch-katholischen Spätberufenen-Gymnasium das Abitur nach und lernte unter anderem Latein und Griechisch. Eine Zeit, an die er sich heute noch gut erinnern kann. Besonders gute Erinnerungen habe er an "eine Art Studentenleben". Wichtige und ihm lieb gewonnene Menschen durfte er damals kennenlernen, mit einigen pflegt der Kirchenmann bis heute engen Kontakt.

Im Anschluss daran folgte das Theologiestudium in Augsburg, für ein Jahr auch in Rom. Mit Beginn dieses Studiums wohnte und lernte der Schrobenhausener parallel im Augsburger Priesterseminar gemeinsam mit anderen Priesteranwärtern, sich geistig, menschlich und sozial-psychisch auf seine Tätigkeit vorzubereiten. Danach setzte ihn das Bistum Augsburg für jeweils zwei Jahre als Kaplan in Weißenhorn und in Schwabmünchen ein, bis er sich auf offene Pfarreistellen bewarb. Als damals 33-Jähriger übernahm der Diplom-Theologe dann die Stelle in Wallerstein.

Bis heute macht er das. Außerdem ist Jürgen Eichler seit drei Jahren Dekan im Dekanat Nördlingen mit seinen neun Pfarreiengemeinschaften. Hauptaufgabe ist es, sich gemeinsam in kirchlichen und institutionellen Themen abzustimmen und "eine gewisse Einheit zu wahren". Zu seinen Aufgaben als Pfarrer in seinen ihm zugeordneten Gemeinden gehört es natürlich, Messen zu feiern, Sakramente wie Taufe, Ehe oder Krankensalbung zu spenden und sich um Organisatorisches zu kümmern. Oder Grundschüler der dritten Klasse in katholischer Religion zu unterrichten.

Und auch als Seelsorger in den unterschiedlichsten Formen zu wirken und "unter anderem den Glauben an seine Mitmenschen weiterzugeben". In seiner Freizeit liest er gerne, besucht seine Schrobenhausener Heimat oder unternimmt Wanderungen, mitunter auch mit seinen Freunden. Seit 16 Jahren ist er nun katholischer Priester, der bislang letzte aus der Schrobenhausener Pfarrei stammende Primiziant. Mit ihm waren es seit 1980 insgesamt zwölf junge Männer.

Eine Karriere mit höheren Aufgaben in der katholischen Kirche hat er nie angestrebt. Vielmehr möchte er "einfach nur das tun, für was ich beauftragt bin". Seine Welt ist es, mit den Mitmenschen in seiner Umgebung zusammenzukommen und "nicht ausschließlich vorne zu stehen und nur zu verkünden". Das sei ihm besonders wichtig und damit gehe es ihm gut. Jürgen Eichler. Der Dekan und Gemeindepfarrer. Ein Priester, der nicht um jeden Preis die öffentliche Bühne sucht. Ein offener, moderner und bescheidener Mensch, der an diesem Tag viel Wissenswertes und Interessantes erzählt.

Nach dem Mittagessen trifft sich der Schrobenhausener, der in ein paar Wochen 45 Jahre alt wird, erst einmal mit einem Orgel-Restaurator, bevor das finale Vorbereiten der Predigt für den heutigen Abendgottesdienst ansteht. Dabei hat Jürgen Eichler seine Berufung stets im Blick: "Ich möchte als Pfarrer einfach nur für die Leute da sein. Und dabei gehe ich auch auf." Schließlich brauche man einen Ort, eine Gemeinschaft, denn Glauben könne man nicht alleine leben.

SZ

Thomas Floerecke