Schrobenhausen
Corona - was macht das Virus alles kaputt!

<DK-XY_trifft>WORT ZUM SONNTAG</DK-XY_trifft> heute mit dem evangelischen Pfarrer aus Schrobenhausen, Gerhard Rupprecht

26.03.2021 | Stand 29.03.2021, 3:34 Uhr
Gerhard Rupprecht. −Foto: privat

Liebe Leserinnen und Leser, es könnte so schön sein; wir könnten ein fröhliches Osterfest feiern, und viele sind da und feiern mit, so wie es sein soll und wie es richtig ist. Statt dessen hängen wir isoliert im verschärften Lockdown - wie eingesperrt und ohne eine echte Chance, zu entkommen.

 

Die Straßen waren voller Menschen; sie jubeln, lachen und singen, voller Begeisterung - so war das am ersten Palmsonntag, als Jesus nach Jerusalem kam. Man hätte denken können: jetzt wird wirklich alles anders. Schluss mit der Fremdbestimmung durch die römischen Besatzer, Schluss mit dem Taktieren und Lavieren von "denen da oben" aus dem eigenen Volk! Schluss damit, dass die Armen arm bleiben, aber Reiche immer reicher werden! Schluss mit Bevormundung und Angstmacherei im Namen des Glaubens! Jesus ist der, der wird das verändern. Gott hat versprochen, dass er so einen senden wird, und nun ist er da.
Diese Begeisterung, diese Aufbruchstimmung ist dann erschreckend schnell umgekippt. Warum? Das war kein Virus.
Wahrscheinlich war Jesus selber schuld. Hätte er halt die Führung übernommen, sich an die Spitze gesetzt und tatsächlich die Verhältnisse verändert! Hätte er sich zumindest gewehrt, als sie ihn ausschalten wollten! Wäre er wenigstens geflohen! Warum tut er das nicht? Selber schuld... Es ist, als bliebe er bei allen, die "selber schuld" sind; bei allen, die sich nicht wehren und nicht fliehen können. Dableiben, wenn man seine eigene Haut retten könnte - ist das der Anfang davon, dass etwas anders wird? Nicht die Verhältnisse, sondern wir Menschen?
Dableiben und einen anderen nicht allein lassen - ist das Liebe? Dann geht seine Liebe bis in den Tod. Und durch den Tod hindurch. Und das Grab ist offen am dritten Tag, und diese Liebe ist immer noch da - oder: wieder da; sehr lebendig ist sie da - das erzählen die Geschichten von seiner Auferstehung.
Liebe ist nicht totzukriegen. Dagegen kommt auch das Corona-Virus nicht an - egal, wie viel es kaputtmacht. Dagegen kommt keine Kälte an, nicht die Gleichgültigkeit und der Egoismus von uns Menschen; davor knickt die Angst um sich selber ein, und nicht mal das Geld hätte das letzte Wort... - weil er da geblieben ist, glauben wir das. Dageblieben bei solchen wie uns. Es könnte der Anfang einer echten Veränderung sein.
Corona - was macht das Virus alles kaputt! In der Geschichte von Jesus ab Palmsonntag geht auch etwas kaputt. Aber dass Jesus dableibt, bei solchen, wie uns - darin ist, der Anfang eines Heil-Werdens. Etwas zu spüren von dem Heil-Werden, etwas zu ahnen von der Liebe, die stärker ist als der Tod - das wünsche ich uns allen für die kommenden Tage.
Gerhard Rupprecht,

evangelischer Pfarrer aus Schrobenhausen