Schrobenhausen
Denkmal - und jetzt?

12.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:08 Uhr

−Foto: Petry

Schrobenhausen (SZ) Wie geht es denn nun weiter, mit dem Schrobenhausener Rathaus, das gerade
ein Denkmal wird? Bürgermeister Karlheinz Stephan und Stadtbaumeister Axel Westermair stellten jetzt auf Anfrage unserer Zeitung den Fahrplan vor.¶

Nur noch zwei Jahre bis zum Jubiläum: Seit 2009 der Brandschutz zuschlug, wird in Schrobenhausen über die Rathaussanierung diskutiert. Dutzende Pläne wurden gezeichnet, unzählige Debatten geführt. Weil sich jetzt der Denkmalschutz eingeschaltet hat, ist alles Makulatur. „Wir setzen noch einmal neu auf“, sagt Bürgermeister Karlheinz Stephan im Gespräch mit unserer Zeitung. Heißt: Alles, was gesprochen wurde, zählt nicht mehr. Die Rathaussanierung beginnt jetzt von vorn. Insofern ist die Eile jetzt auch nicht mehr so groß, das Übergangsquartier zu beziehen.

Die Stadt hat sich ja oberhalb des Modehauses Boniberger einquartiert, und eigentlich sollte der Umzug während der Sommerpause passieren. „Wir haben nun vereinbart, dass wir noch die Bundestagswahl abwarten“, berichtet Stephan. „Es wäre wirklich kontraproduktiv, das Meldeamt davor auszulagern. Die Wahl hat ja auch einen Nachlauf.“ Erst, wenn alles erledigt sei, werde die Kernmannschaft umziehen – irgendwann, gegen Jahresende. Alles muss raus, die Lenbachs, die Sitzungssaalsessel, auch das Archiv aus dem Keller; dafür wurden eigens Räume im Dachgeschoss des Ellwanger-Gebäudes angemietet. Stadtratssitzungen werden übrigens aller Voraussicht nach ab Herbst im Blauen Saal der Volkshochschule stattfinden, Ausschusssitzungen im Besprechungsraum des Feuerwehrhauses.

Irgendwann wird das Gebäude Lenbachplatz 18 dann genauso leer sein wie die Stadthalle. Und dann? Das kann noch niemand so genau sagen. Auch nicht die Mitglieder des Kompetenzteams Rathaus, das nach der Wahl 2014 gegründet und mit einigen Stadträten besetzt wurde. Einmal hat das Gremium bisher getagt. „Die bisherigen Überlegungen – von Planungen war bisher nicht die Rede – gelten nicht mehr“, teilt Toni Bayerstorfer (SPD) mit. Und so sehen es auch die anderen, Harry Reisner (FW) und Christian Spreitzer (proSob). Klaus Englert (CSU) und Josef Dietenhauser (DU) äußerten sich auf Anfrage nicht. Bleibt das Gebäude Lenbachplatz 18 denn überhaupt Rathaus? „Der Denkmalschutz bedeutet nicht, dass hier zwingend Verwaltung drin sein muss“, beantwortet Karlheinz Stephan diese Frage, „aber es ist nie an etwas anderes gedacht worden.“ Und so sieht die weitere Vorgehensweise aus: „Wir werden jetzt als allererstes einen Architekten suchen“, sagt Axel Westermair. Dabei wird einiges vorausgesetzt: „Wir suchen jemanden mit Erfahrung im denkmalgeschützten Bereich, mit Fachkenntnis bei Stahlbetonkonstruktion und Verwaltungsgebäuden.“

Westermair geht davon aus, dass es einige Rückmeldungen auf die Ausschreibung geben wird. „Davon werden wir drei oder vier aussuchen und einladen. Und dann? „Wenn wir einen Planer haben, müssen wir mit dem Denkmalschutz besprechen, was wir anlangen dürfen, und was nicht“, sagt Westermair. „Davon hängt alles ab. Wenn der Denkmalschutz beispielsweise sagt, die Tribüne im Sitzungssaal muss erhalten bleiben, dann brauchen wir darein keinen weiteren Gedanken zu verschwenden.“ Der Raumplan, der einst entwickelt worden war, habe sich jedenfalls sehr wahrscheinlich überholt, „weil wir nicht wissen, mit welchen Einschränkungen wir durch den Denkmalschutz zu rechnen haben.“

Auf alle Fälle muss das Brandschutzproblem gelöst werden. „Es gibt mehrere Möglichkeiten“, sagt Stadtbaumeister Westermair. Am wenigsten gefällt ihm die Idee der Seufzergruppe vom Lenbachsaal hinüber zum Sitzungssaal des Waaghauses. „Mir wäre es lieber, wir könnten das autark lösen“, sagt Westermair, „weil wir uns sonst ja wieder beschränken. Wer sagt denn, dass wir im Waaghaus auf alle Zeiten einen Sitzungssaal haben müssen?“ Ein Außenturm wäre eine Alternative, auch das wurde ja bereits untersucht. Denkbar wäre aber auch, den Brandschutz innen unterzubringen, über ein spezielles Treppenhaus mit Unterdruckfunktion. Auch die Frage, ob man was mit Farbe machen darf, steht im Raum. Andere Betonklötze in der Innenstadt haben ja durch raffinierte Farbkonzepte erheblich gewonnen. „Es werden noch viele Gespräche zu führen sein“, sagt Stephan. Das bedeutet: Die Rathausdebatte beginnt jetzt.