Altmannstein
Vertraue Fassade, neuer Kern

12.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:08 Uhr
Der Einbau des Fahrstuhls war einer der Arbeitsschritte bei der Sanierung des Rathauses. Mit einem Kran wurde der Fahrstuhlschacht ins Gebäude gehoben. −Foto: Gemeinde Atlmannstein

Altmannstein (DK) Einst haben dort Schüler gebüffelt, Lehrer hatten in dem Haus ihre Dienstwohnung, Büros für Kaminkehrer und Förster waren darin untergebracht. Heute befindet sich in dem alten Gebäude in Altmannstein das Rathaus. Für 2,5 Millionen Euro strahlt es nun in neuem Glanz. ¶

Eigentlich hätten die Arbeiten schon um das Jahr 2008 beginnen können. Damals hatte die Marktgemeinde Altmannstein versucht, die Sanierung ihres Rathauses ins Konjunkturpaket II der Bundesregierung hineinzubekommen. Ebenso, wie den Kindergarten in Schamhaupten. Das Konjunkturpaket II wurde 2009 beschlossen, um die Auswirkungen der internationalen Finanzkrise auf die Realwirtschaft zu mildern und Arbeitsplätze zu sichern. Ausgewählt wurde in der Marktgemeinde der Kindergarten. 

„Umgekehrt wäre es uns lieber gewesen, die Rathaussanierung war teurer“, sagt Bürgermeister Norbert Hummel (CSU) rückblickend. Doch so kam es, dass zunächst die beiden Kindergärten der Gemeinde saniert wurden, ebenso wie die Kanalisation. Das Rathaus blieb erst einmal liegen – bis sich die Verantwortlichen in der Marktgemeinde im Jahr 2012 wieder damit befassten. Und das nicht ohne Grund: Durch die Fenster drang Wasser ein, die Heizkosten stiegen wegen fehlender Isolierung, Elektrokabel stellten eine Brandgefahr dar – die Sanierung war nicht mehr lange aufzuschieben.

Als das Gebäude zuletzt von Grund auf renoviert worden war, um das Jahr 1970 herum, hatte es noch keine Technik wie Computer gegeben, die mit eingeplant werden musste. „Danach, als viel IT dazugekommen ist, hat man immer wieder dazugestückelt“, beschreibt Hummel. Darunter litt der Brandschutz. Auch einen behindertengerechten Zugang zum Rathaus gab es nicht.

Das Architekturbüro Dömges, dessen Entwurf laut Hummel günstiger und schlüssiger war, als die der Mitbewerber, bekam am 17. Januar 2012 den Auftrag für die Planung. Damals ging man von Kosten in Höhe von 1,9 Millionen Euro für die Sanierung des Rathauses aus. Doch es stellte sich heraus, dass mehr Schäden als gedacht an dem Gemäuer bestanden, sodass sich die Summe im Laufe der Zeit noch einmal erhöhte. „Am Ende des Tages kommen wir auf 2,5 Millionen Euro“, so Hummel.

Der erste Auftrag für die Arbeiten wurde gut ein Jahr nach Planungsbeginn, im Mai 2013, vergeben. Der Letzte – für die Schließanlage – vor gut einem Jahr, im Januar 2016. Erbaut worden war das Gebäude zwischen 1897 und 1904 als Schule. Im unteren Stockwerk befand sich die Amtsstube, darüber die Klassenzimmer. Auch im heutigen Sitzungssaal büffelten die Kinder einst das Einmaleins. Dort, wo heute der Schreibtisch von Bürgermeister Hummel steht, wohnte einer der Lehrer in seiner Dienstwohnung. 1968 wurde die neue Altmannsteiner Schule auf dem Schindlberg feierlich eröffnet. Ein Gebäude, das dringend nötig wurde, denn: „Die alte Schule begann bereits Anfang der 1960er-Jahre aus allen Nähten zu platzen“, heißt es in der Ausgabe des DONAUKURIER vom 5. Juli 1968. Im Anschluss daran wurde das Schul- und Amtsgebäude umgebaut – neben dem Rathaus waren darin auch noch Waldbesitzervereinigung, Kaminkehrer und Forstdienststelle untergebracht, die nach und nach auszogen. „Die Büros haben den Anforderungen nicht mehr entsprochen“, sagt Bürgermeister Hummel mit Blick auf die jetzt abgeschlossene Sanierung. Diese stellte sich jedoch als nicht ganz unproblematisch dar, wie Baumamtsleiter Heiko Siegl erläutert. Die Stockwerke mussten nacheinander soweit nötig entkernt werden – und das bei laufendem Betrieb im Rathaus. Das heißt, die Mitarbeiter dort mussten immer wieder die Stockwerke wechseln und dort ihre provisorischen Schreibtische aufstellen, wo gerade nicht gearbeitet wurde.

„Die Balkenlagen waren maroder als angenommen“, beschreibt Siegl eines der Probleme, das erst während der Sanierung erkannt wurde. Auch die Treppe, die eigentlich erhalten hätte werden sollen, stellte sich als beschädigter als gedacht heraus. Die Treppenstufen seien nämlich von außen nach innen hin um zehn Zentimeter abgefallen, was aber zuvor nicht weiter aufgefallen sei. Erst bei der Sanierung erkannten die Arbeiter das Problem und so musste auch die Treppe erneuert werden. In ihrer Mitte, im Treppenauge sozusagen, fand der Aufzug Platz, der von oben her durchs Dach in das Gebäude gehoben wurde. Geheizt wird es jetzt mit Pellets, an die Heizung ist auch das Nachbargebäude mit angeschlossen. „Trotzdem hat man versucht, die alte Substanz so weit wie möglich zu erhalten“, so Siegl. Gerade von außen hat das Rathaus sein gewohntes Erscheinungsbild behalten.

Die Stuckfassade ist dieselbe geblieben, nur die Farbgebung wurde geändert. Die abgesetzten Elemente an der Fassade wurden optisch noch mehr hervorgehoben. „Das war auch so beabsichtigt“, beschreibt Hummel, „es war ja eine Renovierung und kein Neubau.“ Momentan geht es noch darum, das frisch renovierte Rathaus mit Kunstwerken auszustatten. Einige Bilder waren schon da, doch auch neue Werke bereichern die hellen Zimmer. Im Eingangsbereich begrüßt die Besucher ein Schutzschild von Werner Engelmann. Auch andere einheimische Künstler haben sich im Rathaus verewigt. Wer genau, und wie die Kunst mit dem Farbkonzept der Räume harmoniert, können sich Interessierte am 21. Mai beim Tag der offenen Tür im Altmannsteiner Rathaus unter anderem ansehen.

Tag der offenen Tür

Am Sonntag, 21. Mai, findet in Altmannstein die Einweihung des Rathauses in Verbindung mit einem Tag der offenen Tür statt. Um 13.30 Uhr beginnt die feierliche Eröffnung mit Schlüsselübergabe. Um 14 Uhr erhält das Gebäude den Segen von Pfarrer Wolfgang Stowasser. Bis 18 Uhr läuft das Rahmenprogramm rund um das Rathaus mit musikalischer Umrahmung durch die Schambachtaler Blaskapelle, einer Fotopräsentation zur Umgestaltung, Führungen durch das Gebäude, Hüpfburg, Kinderschminken, Bewirtung und vielem mehr. Auch die Museen der Marktgemeinde haben an diesem Tag geöffnet. ?DK