Demut vermisst

16.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:55 Uhr

Zum Interview „,Nicht das katholische Bayern wie vor 60 Jahren’“ (EK vom 11. August) und zum Leserbrief „Kirchenleitung verweigert sich jeglichem ernsthaften Dialog“ (EK vom 12. August):

Auch mir fehlt im Interview mit Generalvikar Vollnhals der selbstkritische Blick auf das eigene System. Wie glaubwürdig hat die Kirche, seit das Christentum vor über 1600 Jahren zur römischen Staatsreligion erhoben wurde, die Frohbotschaft des Evangeliums verbreitet? Die Botschaft, den Armen eine gute Nachricht zu bringen, die Zerschlagenen in Freiheit zu setzen (vgl. Lk 4,18)?

Gott sei Dank gab es im Laufe der Jahrhunderte immer wieder Personen, die für diese Grundsätze eingestanden sind: Aber hat sich die Kirche als Institution nicht viel zu sehr mit den Mächtigen eingelassen? Und die „Niedrigen“ auf das Jenseits vertröstet? Wie lange sind die Menschen klein gehalten worden, statt dass ihnen ihre Würde als Kinder Gottes verkündet worden wäre?

Ich vermisse bei den Äußerungen von Generalvikar Vollnhals die endlich dringend angezeigte Demut.

Silvia Fischer

Eichstätt