Aichach
"Dass es nicht wieder passiert"

Nach dem Aichacher Zugunglück wird über Konsequenzen diskutiert

09.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:11 Uhr
Das total zertrümmerte Führerhaus des Regio-Triebwagens. Für den 37-jährigen Triebwagenführer gab es kein Entkommen. −Foto: Hoffmann

Aichach (DK) Aichach steht nach dem dramatischen Zugunglück nach wie vor unter Schock.

Von einem "traurigen Ereignis für unsere Stadt" sprach Bürgermeister Klaus Habermann am Dienstagabend im Bauausschuss des Stadtrates, während gleichzeitig die Aufräumarbeiten am Bahnhof auf Hochtouren liefen. Die halbe Nacht lang dauerte die Bergung des demolierten Triebwagens, erst am Mittwoch in den Morgenstunden konnte der Fahrbetrieb wieder aufgenommen werden.

Voll im Gange ist längst die Diskussion über notwendige Folgen des Unglücks, das am Montagabend zwei Menschen das Leben kostete, 14 Beteiligte wurden verletzt, zum Teil sehr schwer. "Entscheidend ist nun, dass alles dafür getan wird, dass so ein Unfall nicht wieder passiert. DB Netz, als verantwortliches Unternehmen für die Sicherheit der Bahnstrecken, hat hierfür Sorge zu tragen", betont Bernd Rosenbusch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Bayerischen Regiobahn.

Gemeint ist damit die technische Ausstattung. Wie berichtet, ist in Aichach nach wie vor ein mechanisches Stellwerk im Einsatz, bei dem der diensthabende Fahrdienstleiter nach dem Prinzip des Augenscheins handeln und mit Hebeln hantieren muss. Die Bahn selbst hält sich bis dato zurück. Ein Unglück wie das am Montagabend könne nicht automatisch durch ein elektronisches Stellwerk verhindert werden. Letztlich käme es auf die genaue Unfallursache an.

Warum der Personenzug der Regiobahn auf Gleis 2 einfuhr und auf den dort noch stehenden Güterzug fuhr, steht noch nicht abschließend fest. Nach aktuellem Stand gehen die Ermittlungsbehörden von menschlichem Versagen aus. Die Verdachtsmomente müssen gravierend gewesen sein. Sie reichten jedenfalls dafür aus, dass Haftbefehl wegen des dringenden Verdachts der fahrlässigen Tötung, der fahrlässigen Körperverletzung sowie der fahrlässigen Gefährdung des Bahnverkehrs gegen den 24-jährigen Fahrdienstleiter erlassen wurde. Er wurde aber unter Auflagen außer Vollzug gesetzt.

Wie Augsburgs Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai am Mittwoch auf Nachfrage erklärte, habe sich der Fahrdienstleiter von Anfang an zu den Vorgängen geäußert. "Die Erkenntnisse, die wir bis jetzt haben, beruhen auch auf seinen Angaben", betonte Nickolai, der zugleich auf die noch laufenden Ermittlungen verwies. Unter anderem steht noch die Stellungnahme des Gutachters aus, der den Unfall vor Ort im Detail untersuchte. Will heißen: Es kann sehr wohl sein, dass es neben menschlichem Versagen auch technische Probleme gab, die zum verhängnisvollen Unglück führten.
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Robert Edler