Freiburg
Das tote Kind

Am Sonntag läuft der erste Schwarzwald-"Tatort": Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner bilden das neue Ermittler-Duo

29.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:25 Uhr

Franziska Tobler (Eva Löbau) vermutet, dass ihr Zeuge ihr etwas verschweigt. - Foto: Krieg/SWR

Freiburg (DK) Die ersten Bilder zeigen es schon: Die Landschaft gibt hier die Stimmung vor. Düster und kalt ist es in den tiefen Tälern und entlegenen Schluchten des Hochschwarzwaldes. Menschliche Abgründe tun sich hier auf.

Das müssen die Kommissare Franziska Tobler und Friedmann Berg bei ihrem ersten "Tatort"-Auftritt erfahren. Sie ermitteln in dem titelgebenden Dorf "Goldbach".

Ein elfjähriges Mädchen wurde im Wald erschossen, ein Junge ist verschwunden, ein weiterer behauptet, er wisse von nichts, sei vom gemeinsamen Spielen früher nach Hause gefahren. Die drei Kinder gehören zu drei Elternpaaren, die nebeneinander wohnen, befreundet sind und sich hier auf dem Land eingerichtet haben. Aber schon bald wird den Kommissaren klar: So klein und heil ist diese Welt hier nicht, in den Familien kriselt es, und durch den Tod des Mädchens bricht die bürgerliche Fassade langsam zusammen. Jeder verbirgt hier etwas. Bald verdächtigt jeder jeden.

Es ist ein eher leiser Einstieg, den Autor Bernd Lange für Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner als neue Kommissare in Deutschlands beliebtester Krimireihe geschrieben hat. Die beiden schleichen sich rein in dieses Goldbach, beobachten, hören zu, fragen nach, ziehen ihre Schlüsse. Die ganze Schwarzwald-Region ist fortan ihr Ermittlungsgebiet, das kann mal die Stadt Freiburg sein oder - wie zum Auftakt - ein kleines Dorf. Seinen ersten "Tatort" hat Regisseur Robert Thalheim sehr atmosphärisch und authentisch inszeniert. Er nutzt die imposante Kulisse und lässt die Familien zwischen lähmender Trauer und tiefem Zorn aufeinander losgehen. Die Figuren und ihre Interaktion stehen im Mittelpunkt.

"Goldbach" hat aber noch eine zweite Ebene. Als im Wald ein Depot mit neuen kriegstauglichen Waffen gefunden wird, gerät ein namentlich nicht erwähnter Rüstungskonzern aus dem Schwarzwald ins Visier. Je mehr Kommissar Berg da nachhakt, umso größer wird der Widerstand. Überhaupt sind in diesem Krimi Waffen allgegenwärtig: Da ist der Sportschützenverein, der sie benutzt; der Konzern, der sie herstellt; das Depot im Wald, in dem sie liegen und darauf warten, von einem Käufer aus dem Darknet abgeholt zu werden. Auch im Elternhaus des verschwundenen Jungen gibt es Waffen. Und schließlich gehören sie zur Ausrüstung der Kommissare, die ihre Schießübungen absolvieren. Franziska Tobler bringt es auf den Punkt: "Eine Waffe zu tragen ist eine Verantwortung, die man eigentlich gar nicht tragen kann."

Wer die Waffe gegen das Mädchen gerichtet hat, das klären die beiden Ermittler in diesem Drama voller menschlicher Abgründe am Ende auf. Nicht nur deshalb dürfen sie wiederkommen, diese Schwarzwald-Cops. Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner ist ein vielversprechender Einstand gelungen. Dieses Duo macht neugierig und Lust auf mehr.

 

"Tatort: Goldbach" läuft an diesem Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD.