Ingolstadt
Das tägliche Verkehrschaos in Zahlen

Wie die vielen neuen Parkplätze im GVZ die Fahrzeugströme beeinflussen: Ergebnisse einer Studie

27.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:15 Uhr

Über diese Unterführung wurde das Parkhaus an der Rasmussenstraße nach Süden angebunden.

Ingolstadt (DK) Das Audi-Werk und das Güterverkehrszentrum (GVZ) bilden zusammen eines der größten Industriegebiete Europas mit einem gewaltigen Fahrzeugaufkommen. Eine Studie zur Verkehrsentwicklung gewährt tiefe Einblicke in das industrielle Herz der Stadt - und dessen Infarktzonen.

Hier ist alles immer ein paar Nummern größer. Mächtiger. Intensiver. Dichter. Und voller. Die meisten Pendler - bei Audi und im GVZ arbeiten zusammen fast 50 000 Menschen -, das höchste Lkw-Aufkommen, die längsten Staus. Beim Schichtwechsel nach 22 Uhr stehen die Autos auf der Gaimersheimer Straße Richtung Süden oft bis hinter zur Liebigstraße. Über die Ettinger Straße quälen sich zu den Stoßzeiten ähnliche Massen; die Laster dagegen sind Tag und Nacht auf Tour. Rund um den Audi-Standort Ingolstadt - nach Wolfsburg das größte Autowerk Europas (und da ist das Logistikzentrum vor den Toren noch gar nicht mitgerechnet) - manifestiert sich der Erfolg des Unternehmens in einer gewaltigen (und für Pendler anstrengenden) Verdichtung.

Auf der Gaimersheimer Straße, die im GVZ mündet, sind jeden Tag rund 20 000 Fahrzeuge unterwegs, auf der Furtwänglerstraße, die das GVZ und Audi verbindet, um die 16 000, auf der vierspurigen Ettinger Straße werden bis zu 25 000 Fahrzeuge in 24 Stunden gezählt, auf der Richard-Wagner-Straße bis zu 26 000, auf der Permoserstraße bis zu 12 000 und auf der Friedrichshofener Straße rund 22 000. In dieser Ballungszone zieht jetzt ein voluminöses Parkhaus viele Fahrzeuge an - und das hat Auswirkungen auf die Verkehrsströme in der Umgebung: Die IFG ließ das Parkhaus an der Rasmussenstraße im GVZ (zwischen Dr.-Ludwig-Kraus- und Furtwänglerstraße) aufstocken. Es bietet jetzt sieben Etagen, die Zahl der Stellplätze schoss von 460 auf 1680 in die Höhe. Nebenan entstand ein weitläufiger Lkw-Parkplatz, außerdem wurde das Parkdeck zwischen den Gebäuden H und J erweitert, statt 220 gibt es jetzt 430 Plätze. Weitere Parkflächen kamen dazu - alles für Fahrzeuge, die hier auf begrenztem Raum zusammenströmen.

Wie wirkt sich dieser Faktor auf den Verkehr und die Lärmbelastung aus? Das wollte im März ein Besucher der Bürgerversammlung im Bezirk Nordwest wissen. Antworten bietet das Büro Gevas, das 2014 im Auftrag der städtischen Gesellschaft IFG (sie betreibt das GVZ) untersucht hat, wie die Erweiterung des Logistikparks und die stark erhöhte Zahl der Parkplätze die Verkehrsströme beeinflussen. In der vergangenen Woche wurde die Studie im Bezirksausschuss (BZA) Nordwest vorgestellt. Die wichtigsten Ergebnisse: Insgesamt steigt das Fahrzeugaufkommen. Von einer dramatischen Zunahme, so das Resümee des BZA, könne indes keine Rede sein. Der Lärm nimmt einer Untersuchung zufolge nicht nennenswert zu, außer im Umfeld des Parkhauses an der Rasmussenstraße. Aber die nächsten Wohnhäuser sind 300 Meter entfernt - weit genug, heißt es in der Studie.

Hier einige Rechenbeispiele: Bei Schichtwechseln werden im Parkhaus doppelt so viele Plätze benötigt, wie Mitarbeiter pro Schicht arbeiten, damit alle Kapazitäten ausgeschöpft sind. Ausgelegt auf drei Schichten, "erzeugt jeder Stellplatz drei Fahrten an Tag". 1680 statt 460 Plätze im Parkhaus an der Rasmussenstraße - dieses Plus von 1220 bedeutet 610 Pkw-Parkplätze pro Schicht, das macht 3600 Fahrten am Tag. Und die 220 Plätze auf dem Parkdeck zwischen den Gebäuden H und J führen zu 660 Fahrten am Tag.

Das Gutachten prognostiziere das Verkehrsaufkommen im Jahr 2025 auf der Grundlage der aktuellen Planzahlen, erklärt Wunibald Koppenhofer, der Leiter der IFG-Bauabteilung. Die Auswirkungen der Projekte, die den Verkehrsfluss fördern sollen, wie die Unterführung an der Richard-Wagner-Straße (2015 vollendet) oder der vierspurige Ausbau der Ostumgehung Etting (lief jetzt an), seien hier bereits berücksichtigt. Weil man das Parkhaus an der Rasmussenstraße nach Süden angebunden hat (es war vor der Aufstockung nur von Norden zu erreichen), erhöhte sich dort das Fahrzeugaufkommen. Die IFG bemüht sich, den Verkehr mit Schildern auf die Autobahn und die Ostumgehung Etting zu leiten. Koppenhofer: "Wir wollen die Ströme von Norden her abwickeln, weg von den Wohngebieten." Und nicht zuletzt: Auch die IFG hofft, dass ab 2019 der Audi-Bahnhalt in dieser Infarktzone Entlastung schafft.