Ingolstadt
"Das sind die Pflänzchen, die wir säen"

Rolf Oesterreich, Olympia-Zweiter von Innsbruck 1976, trainiert die Eiskunstläufer des ERC Ingolstadt

04.10.2012 | Stand 03.12.2020, 1:00 Uhr

Den Nachwuchs im Blick: Seit August trainiert Rolf Oesterreich (hinten) die jungen Eiskunstläufer des ESC Ingolstadt – darunter auch Lena Altmann (im Bild) - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Seit August leitet der ehemalige Weltklasse-Eiskunstläufer Rolf Oesterreich das Training der Leistungsklassen beim ERC Ingolstadt. Unterstützt wird er dabei von seiner Frau Silvia Janson-Oesterreich. Im Interview spricht der neue Coach über seine Pläne und Ziele beim ERC.

Herr Oesterreich, was hat Sie gereizt, das Traineramt beim ERC Ingolstadt zu übernehmen?

Rolf Oesterreich: Die letzten Jahre war ich Trainer in der Schweiz und wollte mich eigentlich etwas zurückziehen. Aber inzwischen hat sich privat viel bei mir geändert. Wir sind jetzt eine große Familie, und das hat natürlich auch Einfluss auf solch eine Entscheidung.

Wie gut kannten Sie Ingolstadt, als Sie hierher gekommen sind?

Oesterreich: Ich kannte Ingolstadt überhaupt nicht – außer, dass es dort eine große Autofirma gibt. Und bevor klar war, dass meine Familie und ich hierher gehen werden, war ich auch noch nie in Ingolstadt.

Was sind Ihre Ziele beim ERC?

Oesterreich: Ich bin erst seit August hier, das ist noch nicht lange. Wir möchten den motivierten Kindern helfen, weiter voranzukommen. Im Moment sind wir sehr zufrieden, aber wir stehen erst am Anfang. Diese Dinge, die wir jetzt versuchen den Kindern zu vermitteln, das sind die gesäten Pflänzchen, die wachsen werden und längerfristige Verbesserung hervorbringen sollen. Im Eiskunstlaufen geht das nicht so schnell. Vielleicht geht es beim Fußball schneller, aber Eiskunstlauf ist eine sehr komplizierte und koordinative Sportart.

Welche Pläne haben Sie?

Oesterreich: Meine Frau und ich sind eigentlich gewohnt, dass man viel umfangreicher trainiert. Deshalb bieten wir jetzt auch Ballett an, da das in diesem Sport sehr wichtig ist. Eiskunstlauf ist Breitensport im wahrsten Sinne des Wortes, mit vielseitigen Anforderungen. Man muss relativ viel trainieren, und deshalb hoffe ich, dass wir langfristig gesehen mehr Eiszeit bekommen.

Wie sieht die Aufgabenteilung zwischen Ihrer Frau und Ihnen aus – übernimmt sie den kreativen Teil, und Sie widmen sich der Athletik?

Oesterreich: Das machen wir schon beide. Der Ballettunterricht fördert ja ebenso die körperliche Fitness. Ich habe den Vertrag mit dem Verein. Meine Frau ist komplett freiberuflich und hilft mir sehr. Ohne sie würde das gar nicht so funktionieren. Das ist der große Vorteil, den die Eiskunstläufer des ERC Ingolstadt nun haben.

Was ist für Sie das Besondere an der Arbeit mit dem Nachwuchs?

Oesterreich: Das ist wie bei einem Lehrer. Der Trainingsbereich im Leistungssport ist nur eine Seite von diesem Beruf. Wenn Erwachsene etwas lernen wollen, können sie genauso zu uns kommen. Ich habe in der Schweiz auch Eishockeyspieler trainiert und lauftechnisch ausgebildet. Wir sind da für mehrere Seiten offen. Aber natürlich ist die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sehr interessant. Die haben einen besonders starken Willen zu lernen.

Was fasziniert Sie ganz persönlich am Eiskunstlauf?

Oesterreich: Die vielseitigen Anforderungen an den Menschen – sowohl körperlich, als auch psychisch. Beim Eiskunstlauf werden alle körperlichen Fähigkeiten abverlangt. Man benötigt Kraft, Kondition, Beweglichkeit und Schnelligkeit. Und das muss alles trainiert werden. Es wird also nie langweilig.

Das Gespräch führte

Marion Hederer