Kreuth
Das Schweigen zur K-Frage

15.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:12 Uhr

Kreuth (DK) Steigende Umfragewerte für Partei und Ministerpräsident, beste Stimmung bei den Bürgern: Die CSU bekommt auf ihrer Klausur in Wildbad Kreuth eine Jubelnachricht nach der anderen serviert. Trotzdem bekommt die Nachfolgedebatte neuen Schwung.

Das Rennen um die Nachfolge Horst Seehofers hat begonnen, aber die Kronprinzen machen sich rar. Wirtschaftsministerin Ilse Aigner huscht durch den Empfangsraum im Bildungszentrum von Wildbad Kreuth. Sie habe ein „Schweigegelübde“ abgegeben, sagt sie. Das gelte auch für die große Umfrage des Bayerischen Fernsehens.

Der „Bayerntrend“ des BR-Magazins „Kontrovers“ eröffnet traditionell die jährlichen Debatten um die politische Stimmung in Bayern. Neben der Zustimmung zu Parteien wird auch die Beliebtheit der wichtigsten Personen abgefragt. In diesem Jahr gibt es etwas ganz Neues: Die möglichen Nachfolger Seehofers als Ministerpräsident stehen im Fokus. Von den Umfragen wird viel abhängen. Die CSU wird am Ende den Kandidaten nominieren, der die besten Wahlchancen verspricht. Also denjenigen, der bei den Menschen am besten ankommt.

Derzeit ist das offenbar Finanzminister Markus Söder. 31 Prozent der Bayern halten ihn laut Umfrage für den geeigneten Nachfolger. Darauf folgt Aigner mit 27 Prozent Zustimmung. Die anderen drei Kandidaten liegen weit zurück. Staatskanzleichefin Christine Haderthauer und Innenminister Joachim Herrmann kommen auf sieben Prozent, Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt auf sechs Prozent.

Kommentieren möchte diese Zahlen keiner der fünf. Zum einen liegt das wohl daran, dass Seehofer selbst die Nachfolgedebatte vorerst für beendet erklärt hatte – zumindest in den eigenen Reihen. Man werde in den nächsten zwei Jahren von ihm dazu nichts mehr hören, sagte er in der vergangenen Woche. Zum anderen soll das Gerede um Nachfolger nicht den schönen Gesamteindruck für die Partei überstrahlen.

Die Zahlen sind für die CSU ein weiterer Erfolg. 49 Prozent der Bayern würden die Partei laut Umfrage derzeit wählen. Damit wäre die Mehrheit der Sitze im Landtag sogar noch klarer als bei der Landtagswahl im vergangenen September. Da hatte die CSU 47,7 Prozent erreicht. Dementsprechend ist die Zufriedenheit. „Das ist Rückenwind für uns, aber auch ein großer Auftrag“, sagt Generalsekretär Andreas Scheuer. „Wir würden uns wünschen, dass die gute Stimmung für die Kommunalwahl im März und die Europawahl im Mai hält.“ Draußen lässt sich Scheuer zur Feier des Tages beim Hissen der Bayernfahne fotografieren.

Dass es derzeit wenig Anlass gibt, an weiteren Wahlerfolgen der CSU zu zweifeln, zeigt eine andere Umfrage. Anlässlich der Kreuther Klausur hat die Fraktion die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen die Stimmung in Bayern abfragen lassen. Ein Ergebnis: Es gebe offensichtlich eine „eine relativ problemfreie politische Landschaft in Bayern“, sagt der Chef des Instituts, Matthias Jung. Ob in der Bildung, der Wirtschaft oder bei den Finanzen – überall ist die Zufriedenheit offenbar so groß wie in keinem anderen Bundesland. „Die Leute sind nicht in der Lage, irgendein Problem zu nennen“, sagt Jung.

Mit Jubel halten sich die CSU-Abgeordneten gestern aber bewusst zurück. Sie wollen Demut demonstrieren. „Wir wissen, dass das eine große Verpflichtung und Herausforderung ist“, sagt Fraktionschef Thomas Kreuzer. Seehofer will die Umfragen persönlich offenbar nicht kommentieren. Er lässt sich nicht außerhalb der Tagungsräume blicken. Für ihn sind die Werte wohl die größte Bestätigung. 76 Prozent der Bayern halten ihn für einen guten Ministerpräsidenten – so viele wie noch nie während seiner bisher fünfjährigen Amtszeit.

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