Kleinhohenried
Das Schaukelpferd gab den Ausschlag

12.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:11 Uhr

Einen Blick in den alten Kinderwagen warfen vor allem die Damen – und hätten wenigstens eine Puppe darinnen erwartet – doch das war kein Puppen- sondern ein echter Kinderwagen – eben jener, in dem Fritz Centmeier von seiner Mutter spazieren gefahren wurde.

Kleinhohenried (ahl) Er sammelte nicht nur Geschichten aus dem Moos, sondern bewahrte auch alles auf, was sich so im Laufe des Lebens ansammelt. Den Nachlass von Fritz Centmeier hat der Kulturhistorische Verein Donaumoos zu einer beeindruckenden Sonderausstellung im Haus im Moos zusammengestellt.

Von Erbstücken, der Babywäsche bis zu seinem Buch "Geschichte und Geschichten aus Klingsmoos" sind Stationen eines Lebens im Moos zu sehen. "Fritz Centmeier war ein überzeugter und leidenschaftlicher Mösler, der sein letztes Hemd fürs Moos gegeben hätte", charakterisierte Landrat Roland Weigert den rührigen Klingsmooser, der am 7. November 2005, einen Monat nach seiner Buchvorstellung, starb.

Mit seiner Intelligenz, seinem Witz und Charme habe Centmeier die Menschen für sich gewonnen, vom einfachen Mann bis hin zum Ministerpräsidenten – was sein Kaliber und seine Originalität beweise.

Zur Ausstellungseröffnung sind trotz erneuten Wintereinbruchs weitaus mehr Gäste gekommen als Stühle bereitstehen, und Vereinsvorsitzende Auguste Schmid hält ihre Eröffnungsrede so prägnant wie einfühlsam. "Absolutes Neuland" betrete der Verein mit der Ausstellung. Die Idee dazu wurde geboren, als sich Hans Kober und sie selbst, zeitweise auch Fritz Koch und Erika Ziegler, daran machten, den Nachlass vom "Fritz, wie er landauf und landab immer nur genannt wurde", zu sichten. Das Schaukelpferd aus seiner Kindheit gab den Ausschlag – und tatsächlich ziehen Schaukelpferd und Kinderwagen viele Blicke, vor allem der weiblichen Ausstellungsbesucher, auf sich. So ganz leicht sei es ihr nicht gefallen, gestand Schmid, in den doch sehr persönlichen Sachen zu stöbern, aber sie sei sich sicher, nicht nur den Segen der Hinterbliebenen, sondern auch den Centmeiers zu haben, da er "begeisterter Bewahrer des Erbes" war.

Geistliche und weltliche Bücher, darunter Gebetbücher aus dem 18. Jahrhundert, Bekleidung, Möbel und Wäsche um das Jahr 1920, Geschäftsbücher, Landwirtschaftliche Bücher, Unterlagen über Ablieferungen von landwirtschaftlichen Produkten nach dem Erstem und Zweitem Weltkrieg, Schmuck der Mutter, elektrische Geräte, Radios, Grammofon, Fotoapparate mit Glasnegativen, ja sogar Brautstrauß und Brautkranz der Mutter bewahrte Centmeier auf und das wird nun der Historische Verein für ihn übernehmen.

Es sei ein "großer Glücksfall" meinte Schmid, "einen kompletten Nachlass zu erhalten". Meist bekäme der Verein nur das, was die Erben nicht haben wollten. So aber "haben wir hier Raritäten, um die uns sicherlich manches Heimatmuseum beneiden wird", fügte sie hinzu.

Lebensstationen von Fritz Centmeier, der am 24. Mai 1923 als zweiter Sohn der Eheleute Otto und Josefa Centmeier, geb. Koppold, das Licht der Welt erblickt hatte, zeigt die Ausstellung ebenso wie eine Kopie des Schülerbogens aus der achten Klasse, die beweist, welch guter Schüler der Fritz war. Schmid berichtete auch von seinen Ehrenämtern, und dass er im Laufe der Jahre nicht nur "all die hohen Herren aus Neuburg, Ingolstadt und München" (Zitat Centmeier) kannte, sondern ihnen auch vieles sagen durfte, was sich andere nicht getraut hätten . . .

Manfred Bork und Erwin Vief begleiteten die Ausstellungseröffnung musikalisch. Zum gemütlichen Ausklang stand ein Büffet bereit.