Hilpoltstein
Das Kreuz mit der Kreuzfuge

Treppenhaus und Betonmauer der Hilpoltsteiner Residenz werden mit Sandstein verkleidet – aber nicht mit modernem Design

20.01.2012 | Stand 03.12.2020, 1:55 Uhr

Schwierig für Autofahrer und noch viel schwieriger für Fußgänger ist oft das Vorhaben, die Allersberger Straße zu überqueren - Foto: J. Münch

Hilpoltstein (HK) Das Jahr ist neu, das Thema alt: Ohne Debatte zur Residenz-Baustelle ist der Hilpoltsteiner Stadtrat bei seiner ersten Sitzung 2012 nicht ausgekommen. Fest stehen jetzt die Gestaltung des Residenzvorplatzes und das Design der Sandsteinverblendung für Treppenhauswand und Betonmauer.

Der Wunschzettel war nicht verspätet ans Christkind, sondern ganz aktuell an Bürgermeister Markus Mahl (SPD) adressiert. Einen vertrauensvollen „Umgang mit den Entscheidern“ forderte Michael Pfeiffer in den traditionellen Stadtrats-Ansprachen zum Jahreswechsel. Was der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler darunter versteht: Mit seinen Forderungen ernst genommen zu werden und Alternativen bei der Entscheidungsfindung im Stadt-rat zu bekommen. Zumindest in diesem Punkt dürfte Pfeiffer am Donnerstagabend zufrieden aus der Sitzung gekommen sein. Standen doch nicht nur zwei, sondern gleich drei Alternativen zur Diskussion, auf welche Art und Weise die Betonmauer entlang der Johann-Friedrich-Straße sowie das Treppenhaus der Residenz mit Sandstein verkleidet werden könnten.

Dass jedes einzelnes Element mit Edelstahlhaken im Beton verankert werden muss, stand immerhin außer Frage. Nicht aber das Design der Verkleidung: Ob der Sandstein mit sogenannter Kreuzfuge angebracht wird, also in akkurater Anordnung und gleich breiten Platten. Oder im Verbund, also mit versetzten Fugen und bunt gemischter Sandsteinbreite. Als Variante Nummer 3 warf Michael Welter vom Nürnberger Architekturbüro Werkgemeinschaft Freiraum eine Kombination aus Kreuz- und Schattenfuge in den Raum. „Eine moderne Sandsteinoptik“, so Welter, die auch schon die Zustimmung der Denkmalschützer hatte. „Wir wollen die Fassade der Residenz nicht blind kopieren“, erläuterte Architekt Thomas Jörg. „Sondern mutig eine Sandsteinverkleidung aus dem 21. Jahrhundert zeigen.“

Der Mehrheit des Hilpoltstei-ner Stadtrats war das modernste Design dann aber doch nicht geheuer. „Ich kenne solche Kreuzfugen aus Nürnberg“, sagte etwa Hans Gruber (CSU). „Das schaut nicht so schön aus, nicht nur, weil es die Fassade vom Knast ist.“ Neben der CSU-Fraktion erachteten auch die Freien Wähler den versetzt angebrachten Sandstein als „ruhigste und beste Variante“ (Pfeiffer), während Benny Beringer für die SPD erklärte, „mit jeder Lösung leben“ zu können. Bürgermeister Markus Mahl brachte noch die Möglichkeit ins Spiel, alle Varianten ausschreiben zu lassen („kostet uns ja nix“). CSU-Fraktionschef Hans Meier forderte jedoch eine Entscheidung an diesem Abend, die dann mit 17:6 Stimmen zugunsten des Sandsteins im Verbund endete – also gegen die von der Stadt vorgeschlagene Kreuz- und Schattenfuge.

Motiviert von diesem sehr sachlich behandelten Tagesordnungspunkt, schrieb Benny Beringer schnell noch seine Worte zum Jahreswechsel um. Wollte er ursprünglich einen entspannteren Umgang mit der Residenz anmahnen, so stellte er später zufrieden fest, dass man das Thema tatsächlich auch relaxter diskutieren kann. Noch keinen Frieden mit der Behandlung der Residenz-Baustelle im Stadtrat findet dagegen Hans Meier. „Hier bleiben Narben“, sagte der CSU-Mann in seiner Rede zum Jahreswech-sel. „Narben, die sich nicht mit dem Hinweis auf einen Marketing-Gag wegwischen lassen.“ Die Reihe der Missverständnisse ziehe sich über Treppe, Türe, Fenster, Vorplatz und Gartengestaltung. „Hier verloren gegangenes Vertrauen wird die Arbeit der nächsten Jahre nicht erleichtern“, so Meier.

Dass die Bauarbeiten an der Residenz ein sensibles Thema bleiben, zeigte sich gleich beim folgenden Tagesordnungspunkt, der die Gestaltung des Vorplatzes betraf. Herrschte über die geplanten Sitzbänke, Informationstafeln, Fahnenvorrichtungen und Heckenstreifen noch allgemeine Einigkeit, so mahnten die Fraktionsvorsitzenden Hans Meier und Michael Pfeiffer einerseits Fahrradständer und andererseits eine ausreichende Stromversorgung für Veranstaltungen auf dem Vorplatz an. CSU-Stadträ-tin Ulla Dietzel wünschte sich dort noch Kübelpflanzen, Bürgermeister Markus Mahl im Ge-genzug, dass die exakte Positionierung aller Gestaltungselemente doch bitte der Verwaltung überlassen bleibt. Was wie-derum CSU-Stadtrat Hans Gruber nicht gefiel: „Nicht dass wir dann wieder was vorgesetzt bekommen wie die Treppe.“

Übrigens: Bei der Diskussion über den Residenzvorplatz ging es eigentlich um das Pflaster. Ob die alten Steine verwendet werden sollen oder neuer Granit angeschafft wird. Der Stadtrat blieb schließlich der Linie treu, aus Kostengründen nicht alles neu zu machen. Einsparung beim Pflaster für den Vorplatz: 8600 Euro. Geld, dass man für die Garten- und Landschaftsbauarbeiten im Residenzhof gut gebrauchen kann. Nachdem die Ausschreibung im Herbst 2011 wegen überhöhter Kosten gestoppt worden war, wurde das Thema am Donnerstagabend nochmals vertagt. Die Residenz hält den Hilpoltsteiner Stadtrat auf Trab.