Neuburg
Das Konzept Mittelschule

13.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:06 Uhr

Diskutierten über die Mittelschule im Landkreis (von links): Schulamtsdirektor Gerhard Preisler, Ministerialdirigent Peter Müller, Landrat Roland Weigert, Regierungsvizepräsident Ulrich Böger und Bereichsleiter der Regierung von Oberbayern, Christoph Winkler. - Foto: Peterhans

Neuburg (DK) Wie soll die Mittelschule im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen aussehen? Das war gestern das Thema eines Dialogforums im Landratsamt. Es diskutierten Regierungsvertreter, Bürgermeister, Schulleiter und Vertreter der Elternbeiräte.

Die Mittelschule ist Teil der so genannten Hauptschulinitiative, gestartet vom ehemaligen bayerischen Kultusminister Siegfried Schneider. Die Qualität der Hauptschulen soll mit diesem Konzept verbessert werden. Bereits seit Herbst vergangenen Jahres befinden sich nun die beteiligten Gemeinden, Schulleiter und Behörden im Gespräch, wie die so genannte Mittelschule im Landkreis letztlich in der Realität aussehen soll. Bei der Veranstaltung im Landratsamt wurde noch einmal das Konzept erläutert und ein aus den Beratungen resultierendes Modell vorgestellt.

Viele Vorurteile

Zunächst einmal wollte aber Ministerialdirigent Peter Müller mit den Vorurteilen gegenüber der Hauptschule aufräumen: In den letzten fünf bis zehn Jahren seien hier enorme Fortschritte gemacht worden. "Das kommt aber in den Medien nicht so raus", ergänzte der Ministerialdirigent. Hätten früher zwölf Prozent der Abgänger die Hauptschule ohne Abschluss verlassen, seien es inzwischen nur noch sechs Prozent. Auch dass die Hauptschule eine kleine Schulart sei, stimme nicht. In den Jahrgangsstufen 5 bis 9 seien jeweils rund 230 000 Schüler verteilt auf Hauptschule, Realschule und Gymnasium. Doch während es in Bayern etwa 400 Gymnasien und zirka 350 Realschulen gäbe, seien es rund 1000 Hauptschulen.

Immer weniger Schüler

Christoph Winkler, Bereichsleiter der Regierung von Oberbayern, versuchte schließlich die Einführung der Mittelschule zu begründen. Hauptgrund sei die demografische Entwicklung: In den kommenden Jahren sinke die Zahl der Schulanfänger stetig. Um in Zukunft auch Schulstandorte halten zu können, die sonst geschlossen werden müssten, beispielsweise, weil aufgrund einer zu geringen Schülerzahl manche Jahrgangsstufen nicht mehr zu Stande kommen würden, werden so genannte Schulverbünde gegründet.

Wie zuvor Müller, ging auch Winkler auf das Imageproblem der Hauptschulen ein. "Das haben sie zu unrecht", betonte er. Schließlich würden die meisten Betriebe durch ehemalige Hauptschüler gegründet. Zu Änderungen des Lehrplaninhalts gab es von ihm nichts Konkretes. Winkler erklärte lediglich, die Mittelschule sei berufsorientierter und soziale Komponenten würden stärker mit einbezogen. Auch könnten Schüler vermehrt individuell gefördert werden.

In Zukunft gibt es voraussichtlich zwei Modelle: entweder eine Hauptschule ist groß genug und kann, weil sie alle Anforderungen – wie zum Beispiel das Angebot der Ganztagsbetreuung – erfüllt, in eine Mittelschule umgewandelt werden. Oder aber – was wahrscheinlich wesentlich häufiger der Fall sein wird – mehrere Schulen bilden einen Schulverbund. Dabei bleibt aber jede Schule eigenständig, das heißt, es gibt keinen Oberrektor, sondern die bisherigen Schulleiter bleiben in ihrer Position. Allerdings muss die Zusammenarbeit koordiniert werden – wie das genau geschehen soll, blieb in der Diskussionsrunde aber offen.

Schulamtsdirektor Gerhard Preisler präsentierte ein Gesamtmodell, wie es im Landkreis aussehen könnte. Demnach soll es folgende drei Schulverbünde geben:

¦ "Neuburger Land": Dieser Schulverband im nördlichen Landkreis bestünde aus Neuburg, Rennertshofen, Burgheim, Ehekirchen, Oberhausen, Rohrenfels und Bergheim. Dies beträfe 1013 Schüler.

¦ "Donaumoos": Dieser Verbund setzt sich zusammen aus Karlshuld mit dem Schulverband Königsmoos sowie Karlskron mit dem Schulverband Weichering. 421 Schüler gingen hier zur Mittelschule.

¦ "Schrobenhausener Land": Bestünde aus Schrobenhausen, dem Schulverband Berg im Gau und Langenmosen sowie Aresing mit dem Schulverband Gachenbach. Dies beträfe rund 545 Schüler.

Laut Preisler sei dieses Modell "tragfähig und realistisch". Entschieden ist allerdings noch nichts. Denn die Gründung von Mittelschulverbünden ist auch landkreisübergreifend möglich. So befindet sich momentan Burgheim in Verhandlungen mit Rain am Lech, Ehekirchen mit Pöttmes und Karlskron mit Hohenwart und Reichertshofen. Trotz der vielen Ungewissheiten, gibt sich Preisler, was den Zeitplan angeht, sehr optimistisch: "Der eine oder andere Schulverbund könnte im August 2010 starten."

Was genau das Ganze denn nun konkret für die Bildungsqualität der Absolventen bringen soll, wollte der Personalchef von Sonax, Marcus Muhr, wissen. Bei allem bislang Gesagtem, habe es sich schließlich "nur um Umorganisation gehandelt". Auf diese Frage gab es von Ministerialdirigent Peter Müller eine eher vage Antwort: Es gäbe mit der Mittelschule weniger Schulabgänger ohne Abschluss und auch eine berufsorientierte Prüfung. Christoph Winkler fügte noch an, mit dem neuen Modell gäbe es vor allem weniger Ausbildungsabbrecher, da es durch eine breitere Berufsorientierung, eine bessere und gezieltere Berufswahl gäbe.