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Das Herz eines Löwen

Manuel Schäffler stand zehn Jahre beim TSV 1860 München unter Vertrag – am Samstag trifft er mit dem FC Ingolstadt auf seinen Ex-Klub

18.04.2012 | Stand 03.12.2020, 1:35 Uhr

Auf Torejagd: Manuel Schäffler im Trikot von 1860 München . . .

Ingolstadt (DK) Manuel Schäffler ist keiner der groß nachkartet. „Ich lebe im Hier und Jetzt“, sagt der Stürmer des FC Ingolstadt. Spricht man ihn auf seine Zeit beim TSV 1860 München an – am Samstag um 13 Uhr in München Gegner seines neuen Vereines – dann freut er sich einfach nur darauf, „die Ex-Kollegen wiederzusehen“.

Dabei ist 1860 sein Verein. Im Alter von zwölf Jahren wechselte der gebürtige Fürstenfeldbrucker 2001 zu den Löwen, durchlief die komplette Jugendabteilung und schoss in 78 Zweitligapartien neun Tore. „Ich habe dem Verein viel zu verdanken, keine Frage“, sagt Schäffler, der auch schon sieben Mal in die deutsche U 20-Auswahl berufen wurde. „Aber jetzt habe ich in Ingolstadt eine neue Aufgabe.“

Dabei hatte er lange auf seinen Durchbruch bei den Löwen gehofft. Als er im Sommer 2011 nach einem Jahr als Leihspieler vom MSV Duisburg nach München zurückkehrte, hatte ihm Reiner Maurer noch Hoffnungen gemacht. „Sein Potenzial ist unbestritten, er wird seine Einsätze bei uns bekommen“, erklärte der Löwen-Coach. Schäffler („Daheim ist halt doch daheim“) bestritt bis zur Winterpause auch 14 Partien, in der Startelf stand er jedoch nie.

Da kam zur Winterpause die Anfrage aus Ingolstadt gerade recht. Trainer Tomas Oral, der ihn schon zu seiner Zeit beim FSV Frankfurt verpflichten wollte, spielte bei seinem Wechsel eine wichtige Rolle. Das gegenseitige Vertrauen war wohl auch der Grund, weshalb Schäffler seinen Mut nicht verlor, als er in Ingolstadt zunächst erneut nur auf der Bank saß. „Ich habe auf jeden Fall ein Kämpferherz und in München und Duisburg bewiesen, dass ich Zweite Liga spielen kann“, sagt er.

Nach fünf Mini-Einsätzen mit insgesamt nicht einmal einer Viertelstunde Spielzeit, platzte dann im Heimspiel gegen seinen Ex-Klub Duisburg der Knoten. Eingewechselt in der 78. Minute, gelang ihm mit dem wichtigen 1:1-Ausgleich sein erstes Tor für den FC Ingolstadt. Im nächsten Spiel gegen Aachen durfte er erstmals beginnen, traf erneut und war auch in Frankfurt und gegen Karlsruhe wieder dabei. „So wie es im Moment läuft, ist es okay“, sagt Schäffler, der Adam Nemec als etatmäßige Spitze zunehmend den Platz streitig macht.

Wie sehr es in ihm brodelt, wie sehr er auf seine Chance gewartet hat, konnte man jeweils nach seinen beiden Toren sehen. Zweimal fiel der Jubel äußerst kurz aus. Stattdessen rannte er ins Tor, um den Ball so schnell wie möglich selbst zum Anstoßpunkt zu bringen. „Ich gewinne nun mal lieber, als dass ich Unentschieden spiele“, sagt Schäffler zu seinen beiden Treffern in den Schlussminuten. „Durch langes Jubeln hätten wir nur Zeit verloren, ich wollte einfach noch ein Tor machen.“

Dass er am Samstag gegen seinen Ex-Klub, bei dem er vor allem mit Sandro Kaiser noch regelmäßigen Kontakt pflegt, anders auftritt, ist nicht zu erwarten. Von besonderer Genugtuung oder einer speziellen Vorfreude auf die sportliche Rache mag er aber nicht sprechen. „Jeder will gewinnen“, sagt Schäffler. Erst auf dem Spielfeld wird man wieder sein Kämpferherz erleben können.