Riedenburg
"Das geht mir gegen den Strich"

Diskussion um fünf weitere Nachträge für die Sanierung des Alten Landratsamts

14.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:08 Uhr
Fünf Nachträge im Gewerk Trockenbau genehmigte der Infrastruktur- und Technikausschuss des Riedenburger Stadtrats für die Sanierung des Alten Landratsamts. Ob auch sie mit 90 Prozent gefördert werden, liegt aktuell bei der Regierung von Niederbayern zur Entscheidung. −Foto: Schabenberger

Riedenburg - Fünf Nachträge hatte der Infrastruktur- und Technikausschuss des Riedenburger Stadtrats in seiner Sitzung am Mittwoch für die Sanierung des Alten Landratsamts an der Hemauer Straße freizugeben.

Dies geschah zwar einstimmig, aber nicht ohne Diskussion. "Wir werden ganz am Ende noch einmal reden müssen", sagte Bürgermeister Thomas Zehetbauer (CWG).

Gerichtet war diese Feststellung vor allem an das Architekturbüro. "Es ist dafür verantwortlich, dass richtig geplant wird. War der Planer überhaupt einmal auf der Baustelle? Die machen ihre Arbeit nicht richtig, das geht mir gegen den Strich", empörte sich Annette Eichenseer (CWG). Selbst Architektin, konnte sie die teils offensichtlich falschen Angaben im Bauantrag nicht nachvollziehen. So standen darin ursprünglich Stahlbetondecken, obwohl das Gebäude Holzbalkendecken hat. "Da kann ich keinen Praktikanten hinsetzen. Die bekommen 20 Prozent Honorar. " Und das, so fand auch Eric Hock (SPD), müsse man in solchen Fällen kürzen.

Bauamtsmitarbeiter Sebastian Pirzer erläuterte dem Gremium - immer wieder unterbrochen von der Diskussion - die angefallenen Mehrkosten in Höhe von insgesamt gut 41000 Euro brutto beim Gewerk Trockenbau im Detail. "Aufgrund nicht vorherzusehender Umstände" mussten nicht Platten der Brandschutzklasse F30, sondern F60-Platten eingebaut werden. Die Annahme war, das F30-Platten genügen, weil die bestehende Decke mit verputzten Schilfrohrmatten mit einem Wert von F30 angesetzt werden kann. "Am Bau hat sich herausgestellt, dass die Schilfrohrmatten zu dünn und teilweise schadhaft sind. Eine Wiederherstellung wäre zu teuer", so Pirzer. So wurde die neue Decke mit dem Wert F60 hergestellt. Durch die geänderte Leistung fallen Mehrkosten von rund 15557 Euro brutto an.

Der zweite Nachtrag in Höhe von rund 8599 Euro brutto betrifft eine Holzständerbauwand im Dachgeschoss, die aus statischen Gründen nötig ist, sowie das Auskleiden von F60-Durchführungen. Nachtrag drei ist eine Zulageposition für Metallkonstruktionen im Bereich von Vorwandinstallationen und Türen, Kostenpunkt hier sind rund 13200 Euro brutto.

Die Lieferung und der Einbau einer Scherentreppe in den Spitzboden zur Wartung des Blitzschutzes und der Sirene fällt unter den vierten Nachtrag. Hierzu gehören laut Pirzer auch ein Minderpreis bei der Wärmedämmung, ein geänderter Preis für die Heizkreis-Verteilerkästen und eine geänderte Leistung für die Deckenbeplankung als sogenannte Firebordplatten. Kostenpunkt: rund 3040 Euro brutto. Für die Herstellung eines Lüftungskanals in den Aufzugschacht fallen zu guter Letzt 1007 Euro brutto an.

Immer wieder Nachträge: Eichenseer drängte sich die Frage auf, ob die Summe bei der damaligen Kostenschätzung gewollt niedrig angesetzt wurde. "Wer wollte die Zahlen so? Hat das Büro so eine schlechte Schätzung gemacht? " Reinhold Vasall (BGR) meinte, dass es doch immer so laufe: "Günstig reingehen und dann abschöpfen. Nachträge sind ein Freifahrtschein zum Gelddrucken. " "Das Gebäude kann nichts dafür, wenn das Architekturbüro nicht gescheit arbeitet. Da fehlt's vom Boa weg", betonte Josef Fuchs (CSU). Maximilian Sedlmeier (CSU) wollte wissen, ob man die Nachträge ebenfalls in die 90-Prozent-Förderung, die die Regierung für die förderfähigen Kosten in Aussicht gestellt hat, einbringt. "Das liegt gerade bei der Regierung. Alles, was für den Bau nötig ist, wird gefördert", informierte Pirzer. Hock befürchtet, dass die Stadt bei zu vielen Nachträgen irgendwann auf den Kosten sitzen bleiben könnte. "Wir verlaufen uns gerade in Spekulationen", griff Bürgermeister Zehetbauer in die Diskussion ein.

Dennoch wollte Hock wissen: "Wieviel war bei den Berechnungen des Planers offensichtlich falsch? Es sollte geprüft werden, ob man bei diesen Punkten das Honorar kürzen kann. Außerdem sollten wir das Architekturbüro um Rechenschaft bitten. " Das sah auch Zehetbauer so, allerdings sei dies erst nach Abschluss des Gesamtprojekts sinnvoll.

Fuchs erkundigte sich dann nach der Fertigstellung. "Das Büro hat keinen genauen Termin genannt. Unser Ziel wäre Weihnachten", antwortete Pirzer. "Gibt es denn keinen Bauzeitenplan? Der Architekt hat die Pflicht, diesen zu führen", stellte Eichenseer klar. "Es gibt einen, aber der ist schon länger nicht mehr aktualisiert worden. Ich nehme das mit auf", so Pirzer. "Dieser Bauzeitenplan sollte schon zügig angepasst werden. Das muss das Büro unbedingt machen, wir zahlen ja nicht wenig dafür", ärgerte sich dann auch Zehetbauer. Der Sanierungsbeginn erfolgte laut Pirzer im Herbst 2018. Bedarf sei da - aktuell und akut, so Zehetbauer.

DK

Kathrin Schmied