Ingolstadt
Das Gehirn kann mehr, als man denkt

31.03.2011 | Stand 03.12.2020, 2:59 Uhr

Exkursion in die Welt der Synapsen: Waltraud Führes, Mitverfasserin eines neuen Informationshefts über "Gehirngerechtes Lernen", erklärte den Elftklässern des Reuchlin-Gymnasiums die Zusammenhänge von Neurologie und Didaktik. Das Ziel: Weniger Druck! - Foto: Herbert

Ingolstadt (DK) Die Lektion lautete: Lernen lernen. Wie können Schüler mit Hilfe gehirngerechter Techniken Stress reduzieren und zugleich ihre Merkfähigkeit verbessern? Das verriet die Expertin Waltraud Führes Elftklässlern des Reuchlin-Gymnasiums. Ihre Botschaft: "Wer so lernt, wie das Gehirn lernt, lernt effektiver."

Doof ist es nicht das Gehirn, bemerkte Waltraud Führes und ließ dieser noch bedingt erhellenden Erkenntnis eine einprägsame Erklärung folgen: Wird es mit zu simplen Aufgaben konfrontiert, bemerkt es das sofort, und der Lerneffekt hält sich in Grenzen. Verlangt man ihm jedoch zu viel ab, reagiert es gern arg frustriert. Die Folgen: Mehr Druck, mehr Stress, noch weniger Freude am Lernen. Die Dozentin, Mitverfasserin des neuen Informationshefts zum Thema "Gehirngerechtes Lernen", half den Elftklässlern daher mit Ratschlägen aus der Welt der Neurodidaktik weiter.

In ihr verbinden sich neuronale Prozesse – Stichwörter Gehirnzellen samt Synapsen – mit verhaltensmäßigen Lerntechniken. Vereinfacht gesagt lautet Waltraud Führes zentrale Lehre so: Es gibt mehr Wege, seinem Gehirn auf die Sprünge zu helfen, als man denkt. "Das Wissen ist der entscheidende Schlüssel zum Können, denn ohne Wissen bringt Intelligenz nichts." Mit Vorwissen tue man sich immer leichter. "Je mehr im Kopf drin ist, desto mehr passt rein." So werde das Lernen zu einem "sich selbst verstärkenden Prozess". Das, findet sie, "ist eine motivierende Botschaft für alle, die denken, sie seien weniger intelligent. Und für die Faulen."

Gestressten Schülern rät sie, das Lernen neu zu organisieren, denn: "Reinpauken ist kein intelligentes Lernen." Nach einer halben Stunde intensiver Arbeit eine Pause einlegen, in der man sich aber nicht starken Reizen wie lauter Musik aussetzen dürfe. Dann verankere sich das Erfahrene im Langzeitgedächtnis "Es ist auch nicht sinnvoll, zwei Sachen hintereinander zu üben, die sich ähnlich sind, etwa Englisch- und dann Französischvokabeln. "Und besser an fünf Tagen je ein Fach wiederholen als an einem Tag fünf Fächer."

Waltraud Führes lernte übrigens im Reuchlin auch etwas: Das sei ja alles sehr interessant, meinte einer der Elftklässler im Auditorium. "Aber wieso haben wir das nicht in der Fünften gelernt, wo’s wirklich sinnvoll gewesen wäre" – Darüber denkt das Gymnasium jetzt nach.