"Nicht
Das Geheimnis des Apfels

Um das weltbekannte Apple-Logo ranken sich bis heute hartnäckig Legenden auch wenn sein Erfinder alle dementiert

21.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

"Nicht niedlich" sollte es sein. Das war die einzige Vorgabe, die Steve Jobs im Januar 1977 Rob Janoff machte. Also kaufte der sich Äpfel und starrte sie, wie er erzählte, "stundenlang an". Er zeichnete, skizzierte - und wer weiß: Vielleicht biss er auch irgendwann zerstreut in eins seiner Motive. Jedenfalls: Das vielleicht berühmteste Logo der Welt war geboren, als der junge Designer aus Silicon Valley dem Gründer der ebenfalls jungen Computerfirma (Apple war erst ein Jahr zuvor aus der Taufe gehoben worden) sein Ergebnis präsentierte: einen stilisierten Apfel, von rechts angebissen und mit einem Blatt am Stil gekrönt. Die goldene Logo-Regel "K.I.S.S." - "keep it short and simple" - Janoff hatte sie zur Perfektion getrieben.

Obwohl: kurz und einfach? Vielleicht nicht eher allegorisch, hintergründig, komplex, gar heimlich schwul? Es gibt kaum ein anderes Logo, um das sich so viele Mythen ranken wie um den Apple-Apfel.

So heißt es beispielsweise, Janoff habe mit dem Logo den biblischen Moment zitiert, als Eva vom Baum der Erkenntnis aß (angesichts der folgenden Ereignisse wäre das freilich ein kühnes Werbe-Motiv gewesen). Ebenfalls hartnäckig kolportiert: der Verweis auf Isaac Newton, der bekanntlich durch einen auf seinen Kopf fallenden Apfel das Gravitationsgesetz entdeckte und so Geschichte schrieb. Vertreter dieser Interpretation berufen sich auf das erste Logo von Apple-Mitbegründer Ronald Gerald Wayne, das eben diesen Newton unter einem Baume sitzend zeigte (und sich schnell als viel zu kompliziertes Druck-Motiv erwies).

Oder: Das Logo ist in Wirklichkeit eine Hommage an Alan Turing! An jenen Mathematiker, der als Vater der Computerforschung gilt. Turing, der sich 1954 mittels Biss (!) in einen vergifteten Apfel (!) das Leben nahm, war schwul - und wiesen nicht die Regenbogenfarben, die das Apple-Logo bis 1988 füllten, auf die bunte "Gay-Pride"-Flagge hin? Die allerliebste Deutung aber: Der Apfel meint all das zugleich und mehr - ein komplexes Meisterwerk!

Da hört man Rob Janoff fast im Geiste seufzen. Denn der stritt in einem Interview auf der Plattform creativebits 2009 alle Interpretationen rundweg ab. "Hübsche Legenden", ließ er wissen. "Jemand fängt an und dann sagen die Leute: Genau, das ist es.'" Der Apfel, so Janoff, sei Motiv, weil Steve Jobs die Firma eben Apple nannte. Der Biss wurde dazu gefügt, damit der Apfel nicht wie eine Kirsche wirke. Und regenbogenbunt zeige sich das Logo, weil es zum Apple II erschien: dem ersten farbig darstellenden Computer. Dass es einen Computerterminus - "byte" - gibt, dem das englische Wort für "Biss" ("bite") entspricht, will Janoff nicht gewusst haben. Das könnte die Wahrheit sein. Oder eine weitere Legende. ‹ŒDK