Riedenburg
Das Dach bleibt flach und wird begrünt

Rohbau des neuen Gebäudes der Katholischen Jugendfürsorge ist fast fertig - Platz für 24 Personen

16.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:40 Uhr
Voll im Zeitplan liegen die Bauarbeiten der Katholischen Jugendfürsorge für vier neue Wohngruppen in Riedenburg. −Foto: Rast

Riedenburg (rat) Der Bau einer neuen Wohngemeinschaft für 24 Menschen mit Behinderung in Riedenburg machte rasche Fortschritte. Der Rohbau an der Bergstraße steht bereits. "Wir liegen voll im Zeitplan", sagte Michael Eibl, der Direktor der Katholischen Jugendfürsorge (KJ F), auf Anfrage des DONAUKURIER. Er geht davon aus, dass die Bewohner im Herbst nächsten Jahres einziehen können.

Wie berichtet, war im März der symbolische Spatenstich für das Gebäude, das knapp 3,5 Millionen Euro kosten wird, vorgenommen worden. Bebaut wird ein 2400 Quadratmeter großes Grundstück zwischen der Bergstraße und dem Rathaus. Derzeit leben in Riedenburg 13 Menschen mit Behinderung, die von der Katholischen Jugendfürsorge betreut werden. Weitere fünf Personen wohnen in einem Haus im Ortsteil Prunn.

Nach den Worten von Eibl wird in dem derzeit errichteten Gebäude ein anderes Konzept erprobt. Es würden vier Gemeinschaften mit jeweils sechs Personen gebildet. "Das ist besser für das Wohlbefinden der Bewohner", erklärte Eibl. Bislang hätten in jeder Gemeinschaft zwölf Personen zusammengelebt.

Allerdings sei das Konzept, das nun in Riedenburg zur Anwendung komme, etwas teurer. So brauche man zum Beispiel mehr Kücheneinrichtungen. Wie der KJF-Direktor weiter erläuterte, handelt es sich um Menschen mit einer leichten geistigen Behinderung. "Sie können nicht im ersten Arbeitsmarkt tätig sein", sagte Eibl. Allerdings würden diese Menschen in der speziellen KJF-Werkstatt in der Riedenburger Schulstraße arbeiten. In dem Neubau werde auch ein Raum für eine Betreuungsperson eingerichtet. "Es muss auch nachts jemand da sein", so Eibl. Das Zusammenleben der Menschen aus der Wohngruppe mit der Riedenburger Bevölkerung bezeichnete er als vorbildlich.

Das bestätigte Bernhard Resch, der Gesamtleiter Cabrini-Zentrum. Die Akzeptanz der hiesigen Bevölkerung sei auch eine Folge der Tatsache, dass die behinderten Menschen direkt in der Stadt leben würden. "Sie können zu Fuß in ihre Arbeit und zu den Ärzten gehen", sagte Resch. Wichtig an dem neuen Standort sei zudem, dass die Bewohner weiterhin nicht aufs Auto angewiesen seien.

Die KJF-Werkstatt in der Schulstraße habe zuletzt ihre Kapazitäten erweitert. "Wir folgen also den Arbeitsplätzen", meinte Resch. Dort würden auch die Mittagessen eingenommen. Generell sei er sehr glücklich, dass man in Riedenburg einen so schönen und geeigneten Standort für die weiteren Wohngruppen gefunden habe. Man habe allerdings handeln müssen, weil die Wohngruppe in Offenstetten voll sei. Derzeit stelle man den dort lebenden Menschen das neue Projekt in Riedenburg vor, in der Hoffnung, einige Personen zum Umzug zu bewegen. "Die Reaktionen reichen von Begeisterung bis Skepsis", so Resch. Es werde aber auf gar keinen Fall jemand zwangsweise nach Riedenburg verschickt. Die künftigen Bewohner seien zwischen 20 Jahren und Ende 40 alt. Alle seien volljährig.

Der Neubau in Riedenburg wird nach Überzeugung von Resch hervorragende Kommunikationsmöglichkeiten bieten. Unter anderem wird im Zentrum des Gebäudes ein großer Raum geschaffen, der genug Platz für alle Gruppen bietet. Dort könnten Feste gefeiert und Vorträge gehalten werden, sogar die Schulung der Mitarbeiter werde man dort vornehmen. Vor diesem Kommunikationsraum liege eine große Dachterrasse. Von dort aus habe man einen wunderschönen Blick auf die Silhouette von Riedenburg. Resch freut sich zudem auf den darunter liegenden Garten. Auf dem Hanggrundstück würden zwei Terrassenebenen angelegt. Resch ist sich sicher, dass dieser Gartenbereich von den Bewohnern gut angenommen wird.

Grün wird nicht nur der Garten, sondern auch das Dach des Gebäudes. Wie der Kelheimer Architekt Heinrich Berr berichtete, werden auf dem Flachdach fünf Zentimeter hoch Moose und Flechten wachsen. Die Grünfläche sei pflegeleicht, im Laufe der Jahreszeiten ändere sich die Farbe, betonte er. Das begrünte Flachdach habe verglichen mit einem Ziegeldach zahlreiche Vorteile: geringere Kosten sowie die Einhaltung der Abstandsflächen zu den Nebengebäuden, ohne dadurch an Wohnraum zu verlieren. Man habe zwei Vollgeschosse schaffen müssen, dabei aber die vorgeschriebene maximale Höhe einzuhalten gehabt.

Bedenken wegen der Dichtigkeit des Daches plagen Berr nicht. Man verfüge heute über weitaus strapazierfähigere Materialien als in den 1960-er und 1970-er Jahren. Damals habe man Kunststofffolien verwendet, aus denen durch die Einwirkung der Sonnenstrahlen die Weichmacher entwichen seien. Deshalb habe Wasser eindringen können. Die seit Jahrzehnten zur Anwendung kommende Technik, Flachdächer mit drei Lagen Bitumen abzudichten, werfe keine Probleme auf. Berr wies darauf hin, dass auch Ziegeldächer undicht werden könnten. "Sie werden porös und frieren auf, Ziegeldächer halten auch nur 60 bis 70 Jahre.

Die Mauererarbeiten sind nach Angaben des Architekten abgeschlossen. Nun folgen die Gewerke Sanitär, Heizung und Elektro. Für die Energieversorgung des Gebäudes verwende man Wärmepumpen und Erdgas. Berr hofft, noch vor dem Winter die Fenster einsetzen zu können und den Bau dicht zu bekommen. Dann könne man mit dem Innenausbau weitermachen. Allerdings hänge der Baufortschritt nun ein wenig davon ab, wie kalt der Winter wird.