Schernfeld
Dächer aus Eisstielen

Die Krippenfreunde Eichstätt präsentieren ihre schönsten Modelle im Gemeindezentrum

28.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:40 Uhr
Krippenbauer Tassilo Pfrommer bei der Arbeit: Bemalen und Schnitzen der Krippenteile ist sehr zeitaufwendig. −Foto: Hecker

Schernfeld (EK) Ein verdorrter Ananasstrunk steht vor der sandbeigen Mauer.

Als winzige Palme flankiert er die orientalische Krippe von Tassilo Pfrommer. In stundenlanger Kleinarbeit erschuf der Krippenbauer aus Schernfeld ein imposantes Modell - nicht seine erste selbstgebaute Krippe und sicher auch nicht seine letzte. Jetzt finden Pfrommers Kunstwerke und die Krippen anderer Hobbykonstrukteure ihren Weg aus den Dachböden und Kellern ihrer Erschaffer. Bei einer Ausstellung im evangelischen Gemeindezentrum am Leonrodplatz in Eichstätt dürfen die Besucher etwa 30 Krippen bestaunen.

Es ist die Ruhe, die Tassilo Pfrommer, 56, so an seinem Hobby liebt. Die Ruhe und das Gefühl, ganz bei sich zu sein. "Wenn ich an meinen Krippen baue, vergeht die Zeit wie im Flug. Ich komme aus dem Keller und stelle erstaunt fest, dass ich wieder einmal fünf Stunden beschäftigt war", sagt der Krippenbauer. 160 Stunden baut er beispielsweise an einer fränkischen Krippe, der filigrane Stall verschlingt alleine 70 Stunden Arbeit. Eine Arbeit, die auch den anderen Krippenbauern im Verein der Krippenfreunde eine wahre Freude ist: Aus leichten Styrodurplatten kreieren die Krippenfreunde ihre Grundgerüste. Sägespäne und Leimwasser verbinden sich zum Krippenmörtel, mit dem die Wände verputzt werden. Wenn sich die 14 Mitglieder des Vereins treffen, inspirieren sie sich gegenseitig. Einer bringt neuen Stoff für die Kleidung der Krippenfiguren mit, der andere berichtet von einer Methode, wie man Dachziegel besonders echt aussehen lassen kann. "Man muss die Augen offen halten, im Alltag immer überlegen, was sich für den Krippenbau eignet", erklärt Pfrommer. Auf den ersten Blick mag man noch nicht erkennen, wie sich die alte Ananas oder Eisstiele für den Krippenbau einsetzen lassen, aber mit etwas Übung bekommt jeder passionierte Krippenbauer den Blick dafür, verspricht Pfrommer. Schon seit 2001 gibt es den Verein. Die Leidenschaft zum Krippenbau wird oft in der Familie weitergegeben, wer als Kind schon mit seinem Großvater die Krippenfiguren schnitzte, kommt oft Jahre später als Mitglied in den Verein. "Bei uns bringen 20-Jährige frische Ideen mit und lernen vom Erfahrungsschatz der Über-80-Jährigen", beschreibt Pfrommer die Vereinsstruktur.

Die Ergebnisse der zahlreichen Arbeitsstunden sind so unterschiedlich wie ihre Bastler selbst: Von winzigen Krippen in Nussschalen über Wurzelkrippen bis zu riesigen Gehöften reichen die Bauten. Sie alle verbindet das zugrundeliegende Motto. "Es geht um Christ' Geburt. Dieses Ereignis soll in jeder Krippe zentral sein, den Grundgedanken sollte kein Krippenbauer vergessen. Nicht der Bau ist entscheidend, schließlich ist die Darstellung in jedem Land anders. "Pfrommer selbst träumt davon, viele verschiedene Darstellungsformen selbst zu realisieren. In einer Fachzeitschrift und einem Krippenbuch mit schrittgenauen Anleitungen sucht er regelmäßig nach Inspirationen. "Da, diese Türe habe ich auch schon geschnitzt. Beim Bemalen der Styrodurplatten dachte ich, das wird nie was", erinnert sich der Krippenbauer an vergangene Projekte.

Um seine Arbeit weiter zu perfektionieren, würde Pfrommer gerne die Ausbildung zum Krippenbaumeister machen. Im Verein befinden sich bereits professionelle Bauer. "Bei jedem fängt es als Hobby an und dann kann man sich in die unterschiedlichsten Richtungen fortbilden", erklärt Pfrommer. Auch innerhalb des Vereins sollen Kurse helfen, um das Wissen der Mitglieder stetig auszubauen. Die Vereinsmitglieder, die über den gesamten Landkreis verstreut sind, wünschen sich diesbezüglich vor allem geeignete Räumlichkeiten, an denen mehrtägige Kurse meistens scheitern. "Ein Werkraum an einer Schule wäre zu Beispiel perfekt", überlegt der passionierte Krippenbauer.

Bevor es in einen eigenen Werkraum geht, wandern die Krippen am ersten und zweiten Adventswochenende zum Leonrodplatz. Im evangelischen Gemeindezentrum können sie an beiden Samstagen von 15.30 Uhr bis 19.30 Uhr besichtigt werden, an den Sonntagen jeweils von 11.30 Uhr bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spendengelder gehen an Elisa und werden für die Kirchenrenovierung eingesetzt.

Anna Hecker