Sandersdorf - Ein Schutzengel, gefertigt in rund 350 Stunden Arbeit: Das ist Josef Schneiders bisher aufwändigstes Schnitzprojekt.
Drei Jahre lang hat er immer mal wieder an dieser Figur gefeilt - angelehnt ist sie an ein Werk seines großen Vorbildes: Ignaz Günther.
Der Sandersdorfer bearbeitet pro Woche etwa 15 bis 20 Stunden Holz. Dafür hat er sich zwei Räume eingerichtet. Ein Zimmer im Keller beherbergt Maschinen, die er für die Vorarbeit braucht: "Ein dicker Hobel oder eine Bandsäge erleichtern mir die Schnitzvorbereitung", erklärt Schneider. Sein zweiter Schnitzraum ist ein ehemaliges Kinderzimmer.
Meistens hält er in diesen Räumen Lindenholz in den Händen: "Das ist besonders weich und homogen", beschreibt Schneider. Doch der Hobbyschnitzer ist experimentierfreudig - er hat sich zum Beispiel auch schon an Zeder- oder Esskastanienholz versucht.
Die Lust auf Neues packt ihn aber nicht nur bei der Holzart: Bei seinen Projektideen ist Schneider äußerst kreativ. Meistens - Schneider schätzt zu 97 Prozent - arbeite er aus dem Vollen. Das bedeutet, er schnitzt Dinge aus einem Holzklotz, bei dem keine Proportionen vorgegeben sind. Stattdessen lässt er seinem Gedankenfluss freien Lauf: "Beim Schnitzen selbst kommen mir oft schon Ideen für die nächsten Projekte. "
Er fertigt unter anderem Edelweißen oder passend zur Jahreszeit kleine Ostereier. Darüber hinaus zählen Bildnisse der Anna Schäfer, kleine Figuren von Fußballern oder Büsten zu seinen Werken - der Künstler ist vielseitig, zeigt viele Facetten . Darüber hinaus variiert er unter anderem das Motiv eines Kreuzes in Kombination mit betenden Händen. "Darauf bin ich besonders stolz, das kommt bei den Leuten gut an", verrät Schneider. Er präsentiert seine Kunstwerke regelmäßig auf Winter- oder Hobbymärkten. Jedoch nicht wegen des Geldes - mit verkauften Stücken könne er höchstens das Hobby selbst bezahlen. Stattdessen genießt er es, Menschen mit seiner Kunst ein Lächeln in das Gesicht zu zauber. Zu besonderen Anlässen verschenkt er seine Werke: "Meine Kinder haben zur Hochzeit Heiligenfiguren in Anlehnung an ihre Namen bekommen", sagt Schneider.
Was Schneider zu so viel Kreativität motiviert, ist seine Leidenschaft für das Schnitzhandwerk. Eigentlich beherrscht er viele handwerkliche Techniken. Bei seinem Vater hat der gebürtige Schafshiller das Handwerk eines Schmieds erlernt. "Mein Vater war technisch sehr gut, nur nicht so künstlerisch", erinnert sich Schneider. Im Privaten hat er sich aber zunehmend mit dem Kunsthandwerk beschäftigt: "Ich habe Bauernmalerei gemacht und mit Kunstschrift gearbeitet", erzählt Schneider.
Mittlerweile beschäftigt sich Schneider aber meistens mit dem Schnitzen, verbindet jedoch damit andere Techniken: "Ich bemale meine Figuren selbst und manchmal schreibe ich mit Kunstschrift etwas darauf, aber das Schnitzen ist gerade mein größtes Hobby. " Daran schätze er, dass er jede freie Minute dafür ausnutzen könne, ohne beispielsweise extra Werkzeuge aufbauen zu müssen. Zudem könne er sein Schnitzzeug problemlos liegenlassen, wenn er kurzfristig wegmüsse. "Das Schnitzen ist eine ruhige Tätigkeit, dabei kann ich gut ausspannen", erklärt Schneider.
Schneider macht aber nicht nur sich selbst mit seinem Hobby glücklich: Er teilt es und seine Freude daran auch. Dazu hat er den Schnitzerstammtisch am Limes Altmannstein - der momentan aufgrund der Coronakrise ausfallen muss - gegründet. Als er vor rund 13,5 Jahren das Schnitzen mit Stern für eine Krippe angefangen hat, sei er autark vorgegangen: "Ich habe es mir über Schnitzerforen beigebracht. " Sein Wissen möchte er über den Stammtisch weitergeben, sich mit anderen austauschen - und so sein Stückchen vom Glück teilen.
DK
Laura Schabenberger
-Foto: Foto: Schneider
Ein Nest voller geschnitzter Ostereier. -Foto: Foto: Schneider
