Ober-
Da weiß man, was man hat

Mehr bio geht nicht: In Unterhaunstadt läuft wieder die Obstpresse

19.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:09 Uhr

Es werde Saft: Presswart Anton Hemm schüttet Apfelbrei in die Maschine, die gleich mit einem Druck von 200 bar losquetscht. Der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Ober-/Unterhaunstadt schwört auf das Verfahren: „Das ist wirklich zu 100 Prozent bio!“ - Foto: Strisch

Ober-/Unterhaunstadt (DK) Es ist die einzige Obstpresse in der Stadt: In Unterhaunstadt macht der Obst- und Gartenbauverein Früchte aller Art zu Saft. Presswart Anton Hemm schwört auf das Verfahren, denn es ist ökologisch einwandfrei und erzeugt gesunde, köstliche Produkte.

Der Mann von der Presse zermalmt alles. Mit Schwung lässt Anton Hemm eine große Wanne voller Äpfel in die Häckselmaschine prasseln, welche lärmend den Betrieb aufnimmt. Dann schüttet er die Früchte der Arbeit in den Pressbehälter. Zweieinhalb Zentner gehen da rein. Schritt für Schritt bereitet Hemm die Saftwerdung vor. Zuerst kommt ein Netz auf den Apfelbrei, dann ein Sieb, es folgen zwei Scheiben, am Ende packt der Presswart dicke Holzscheite oben drauf – und es kann losgehen. Mit einem Druck von 200 bar (auf der ganzen Fläche) quetscht die Maschine den Brei zu Saft. Der rauscht schnell unten in einen Bottich. Fruchtig, süß und ganz natürlich.

Hemm, seit zwei Jahren der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins von Ober-/Unterhaunstadt, betreut die Presse – die einzige in weitem Umkreis – freitags und samstags, also in seiner Freizeit. Er ist seit langem der erste Nichtrentner, der in dem Häuschen neben der Kirche Früchte aller Art in Saft verwandelt. Die Pflege dieses traditionellen Verfahrens liegt ihm sehr am Herzen. Außerdem sei es in puncto Gesundheitsbewusstsein überaus zeitgemäß, betont er. „Es würde mich freuen, wenn auch wieder mehr junge Leute zum guten, alten Obstpressen zurückkehren, denn da weiß man, was man hat. Wenn irgendwo bio draufsteht, heißt das noch lange nicht, dass auch bio drin ist!“

Anders in Unterhaunstadt. Da schleppen die Obstfreunde ihre Ernte selbst heran und schauen zu, wie sie gepresst wird. „Ein Zentner Äpfel ergibt etwa 25 Liter Saft“, erklärt Hemm. 500 bis 600 Zentner Obst, so schätzt er, laufen in jeder Saison durch die Maschine. „Wir produzieren das Rohprodukt, abkochen und abfüllen tut es jeder zu Hause.“

Und das geht so: Bei 80 Grad in den Kessel, dann den Schaum abschöpfen und alles in – sehr wichtig! – absolut saubere Flaschen füllen, bis ganz oben kein Schaum mehr zu sehen ist. „So wird es perfekt konserviert“, sagt der Presswart und zückt zur Bekräftigung eine Flasche mit der Aufschrift „04“. Acht Jahre alter Apfelsaft. „Schmeckt hervorragend!“ Da hat Hemm Recht.

Ewald und Erika Nitsch aus Lenting hieven gute eineinhalb Zentner Äpfel zur Presse. „Verschiedene Sorten – quer durch die Streuobstwiese.“ Sie haben auch einen großen Kessel zum Abkochen daheim. Drei Stunden hat jeder von ihnen zuvor die Äpfel geputzt. Sie betreiben den Aufwand gern. „Damit unsere drei Enkel etwas Gesundes zum Trinken bekommen!“

Im Oktober will Ewald Nitsch wieder zur Presse kommen. Mit Quitten, denn er weiß, wie man daraus einen vorzüglichen Likör macht. Der ist dann allerdings nicht mehr für die Enkelkinder.