Eichstätt
Paddeln für Afrika

Zwei junge Mittelfranken starten von Eichstätt aus mit dem Kajak über Altmühl und Donau bis zum Schwarzen Meer

19.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:09 Uhr

 

Eichstätt (EK) Stefan Neumüller ist es inzwischen gewöhnt, dass ihn die Leute für verrückt halten. Nach dem Studium sollte der 25-jährige Burgsalacher eigentlich eine hoch dotierte Karriere als Fahrzeugtechniker starten. Stattdessen paddelt er jetzt im Kajak 2239 Kilometer von Eichstätt bis ans Schwarze Meer.

Eichstätt (EK) Stefan Neumüller ist es inzwischen gewöhnt, dass ihn die Leute für verrückt halten. Nach dem Studium sollte der 25-jährige Burgsalacher eigentlich eine hoch dotierte Karriere als Fahrzeugtechniker starten. Stattdessen paddelt er jetzt im Kajak 2239 Kilometer von Eichstätt bis ans Schwarze Meer.

Am Freitag hat er noch auf der Weißenburger Kirchweih seinen 25. Geburtstag gefeiert, am Samstagfrüh standen Familie und Freunde am Altmühlufer beim Eichstätter Campingplatz, um ihn noch einmal in den Arm zu nehmen und eine gute Reise zu wünschen. Mit an Bord: Zelt, Schlafsack, möglichst wenig Ballast, etwas Proviant und sein Kumpel Mario Pappler (23), Mechantroniker, der für diese Tour seinen gesamten Jahresurlaub opfert.

Die beiden paddeln nicht nur zum eigenen – streckenweise wohl auch zweifelhaften – Vergnügen, sondern für einen guten Zweck: Jeder der 2239 Kilometer von Eichstätt auf der Altmühl durch Dietfurt und Riedenburg nach Kelheim und weiter auf der Donau durch Österreich, die Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien und Bulgarien bis Constanta, eine rumänische Hafenstadt am Schwarzen Meer, ist mit mindestens einem Euro gesponsort. Das Ziel der Tour ist aber nicht nur das Schwarze Meer, sondern auch die Hoffnung, Regionen in Afrika nachhaltig zu stärken. Denn das Geld geht direkt an ein Schulprojekt in Adjumani in Norduganda. Dass es da auch sicher ankommt, ist gewährleistet: Die ugandische Schulleiterin Hilda Ibba-Reichl stand selbst in Eichstätt am Ufer, um die beiden jungen Männer dankbar eine gute Reise zu wünschen – sie ist mit ihrer Familie gerade auf Besuch beim Schul-Gründer und -Träger, dem im Weißenburger Raum aktiven Verein Ugandakids e.V.. Vorstandsmitglied Christian Lojdl ist wiederum mit Stefan Neumüller in sehr gutem Kontakt: „Da ist das Geld gut investiert“, weiß Stefan Neumüller also doppelt sicher.

Ihn lässt Afrika seit seinem Auslandssemester in Kapstadt/Südafrika nicht mehr los: „Da bin ich nachts um vier aus einem Club gekommen, und dann saßen da Kleinkinder mit zerrissenen Klamotten auf der Straße und haben gebettelt – nachts um vier! So was bleibt einem schon im Kopf.“

Aus er Erinnerung an dieses Elend formte sich vorigen Sommer eine Idee, die schließlich in einem ungewöhnlichen Start-up-Unternehmen mündete, über das die BWL-Studenten in seinem Bekanntenkreis nur den Kopf schütteln: „Tamanio – one for one“.

„Tamanio“ heißt auf Swaheli so viel wie „Ziel“ oder auch „Traum“. Und wegen dieses Traums bekommen Neumüller und sein Kommilitone und Kompagnon in diesem Projekt, Bernd Haar, öfters zu hören: „Ihr spinnt doch.“ Denn ihnen geht es damit nicht um die persönliche Karriere, sondern um Hilfsprojekte für Afrika.

Deshalb haben die beiden als Jungunternehmer im Internet ein „Social Buisness“ gestartet: Unter dem Moto „one for one“ vertreiben sie T-Shirts, die fair und biologisch einwandfrei in Tansania und Uganda produziert werden. Für jedes T-Shirt, das über ihre Homepage verkauft wird, spenden sie auch eines an Waisenkinder in Afrika: Mit vier Waisenhäusern stehen Neumüller und Haas in direktem Kontakt, sie wissen, dass dort auch Kleidung dringend nötig gebraucht wird. 5000 T-Shirt wollen sie fürs erste an den Mann und die Frau – und damit auch ans Kind – bringen. Deshalb wollen sie möglichst viel Aufmerksamkeit für „Tamanio – one for one“ wecken.

Also haben sich Stefan und sein Kumpel Mario vor einem viertel Jahr ein Doppel-Kajak gekauft, am Brombachsee fleißig geübt und stürzen sich nun ins Abenteuer. Wie es den beiden ergeht, ob sie es tatsächlich bis zum Schwarzen Meer schaffen? Das lässt sich im Internetblog unter www.tamanio.de mitverfolgen.