München
CSU hat wieder Ärger mit Fernsehsender

Landtagspräsidentin Stamm fühlt sich vom WDR bedrängt – Seehofer: "Die müssen raus aus Bayern"

26.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:44 Uhr

München (DK) Die CSU hat wieder Ärger mit dem Fernsehen. Während eines Wahlkampftermins in Würzburg bedrängte ein Kamerateam der ARD Landtagspräsidentin Barbara Stamm angeblich derart, dass Ministerpräsident Horst Seehofer die Wut packte. „Die müssen raus aus Bayern“, wird er zitiert.

Die Veranstaltung fand im Saalbau des Luisengartens in Würzburg statt – in der Reihe „Seehofer Direkt“, bei der Bürger dem Ministerpräsidenten Fragen stellen. Barbara Stamm ist in Würzburg zu Hause. Als sie am Freitagabend zur Veranstaltung kam, war das Kamerateam des ARD-Magazins „Monitor“ schon da. Die Journalisten wollten ein spontanes Interview mit der Landtagspräsidentin führen. Es sollte um die Vorwürfe des Obersten Rechnungshofs und den Missbrauch von Steuergeld durch einzelne Landtagsabgeordnete gehen.

Nach Stamms Darstellung stürmte das Team auf sie zu und bedrängte sie verbal und körperlich. Sie habe das als respektlos empfunden, sagte sie gestern. „Ich erwarte Formen des Anstands, die ich dort nicht erfahren habe.“ Es kam offenbar zu einem kurzen Wortwechsel, bei dem Stamm auch ankündigte, sich beim Intendanten des Westdeutschen Rundfunks (WDR) zu beschweren, der für „Monitor“ zuständig ist. Zur Sache sagte sie nichts.

Während der Veranstaltung blieb das Kamerateam dann im Saal. WDR-Mann Stephan Stuchlik – preisgekrönter Journalist und ehemals Moskau-Korrespondent der ARD – meldete sich zu Wort, wurde aber nicht drangenommen. Im Lauf der Veranstaltung wurde der Vorfall auch Seehofer berichtet. Als sie beendet war, ging der CSU-Chef raus und wollte das Fernsehteam stellen. Doch die Journalisten waren nicht mehr da. Augenzeugen berichten, Seehofer sei wütend gewesen. „Das geht so nicht“, sagte er laut der Zeitung „Main-Post“. Dann kam der Satz: „Die müssen raus aus Bayern.“

Was genau der CSU-Chef damit meinte, ist unklar. In einer Mitteilung erklärte ein Parteisprecher gestern lediglich, Seehofer habe „sein Missfallen über das unangemessene Auftreten des ,Monitor’-Teams zum Ausdruck gebracht“. Es sei nicht um Inhalte, sondern „um Anstandsregeln“ gegangen. Seehofer werde den WDR-Intendanten um Stellungnahme bitten. Es habe allerdings „keine Einflussnahme auf die Berichterstattung“ gegeben, stellte der Sprecher fest.

Im vergangenen Jahr war die CSU schon einmal in den Verdacht geraten, Einfluss auf die öffentlich-rechtliche Berichterstattung nehmen zu wollen. Der damalige Parteisprecher Hans Michael Strepp hatte beim ZDF angerufen und sich wegen eines Berichts über die SPD beschwert. Strepp war daraufhin zurückgetreten.

Zu dem Disput zwischen Stamm und dem ARD-Team war es auch gekommen, weil Stamm sich trotz Anfragen weigert, „Monitor“ ein Fernsehinterview zu geben. Auf die Fragen zur Landtagsaffäre will sie nur schriftlich antworten. „Ich gebe kein Interview, weil ich befürchte, dass das nicht im Zusammenhang wiedergegeben wird“, sagt Stamm. Daraufhin hatte das Fernsehteam versucht, Stamm in Würzburg abzufangen.