München/Nürnberg
Corona prägt neue Spielzeit an Theatern

25.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:06 Uhr

Die Corona-Krise bestimmt unseren Alltag und unsere Gefühlswelt. Das greifen auch die Theater in der neuen Spielzeit auf. Doch die Pandemie hat nicht nur künstlerische Folgen.

Die Corona-Pandemie beflügelt die Kreativität an den Theatern. In der neuen Spielzeit setzen sich das Münchner Residenztheater und das Nürnberger Staatstheater künstlerisch mit der Krise auseinander. „Theater lebt von Nähe und nicht von Distanz“, sagte Nürnbergs Intendant Jens-Daniel Herzog am Donnerstag. Doch das sei zurzeit nicht möglich. Darauf reagiert Bayerns größtes Mehrspartenhaus auch mit neuen Formaten, die ab sofort in einem Sonder-Sommerprogramm zu sehen sind: Es wird begehbare Vorstellungen, Open-Air-Konzerte und Performances geben.

Am Münchner Residenztheater finden sich in der Spielzeit 2020/2021 viele aktuelle Bezüge zur Gegenwart. Am 14. November wird das Theaterstück „Der Kreis um die Sonne“ von Roland Schimmelpfennig uraufgeführt. Das von Nora Schlocker inszenierte Auftragswerk entwerfe das kaleidoskopartige Bild einer Gesellschaft, die aufgrund einer Pandemie plötzlich zum Stillstand komme, teilte das Bayerische Staatsschauspiel am Donnerstag in München mit.

Das Theater sei der Chronist des Heute, „und so ist unsere Planung eine unmittelbare Reaktion auf unsere aktuelle Situation“, formulierte es Staatsintendant Andreas Beck. Ein Beispiel ist die Uraufführung von „Unsere Zeit“ im Februar, das neue Stück des gefeierten Theater- und Filmregisseurs Simon Stone. Eigentlich sollte es bereits im vergangenen Herbst auf die Bühne kommen, doch weil bei Stone ein Filmprojekt dazwischen kam, wurde es verschoben.

Hinter Beck liegen schwierige Monate. Erst im Oktober war er vom Theater Basel nach München gewechselt. Doch bereits Mitte März musste das Staatsschauspiel schließen - wegen Corona. „Wir mussten unsere Spielzeit überdenken und neu sortieren“, sagt Beck. „Unser Programm ist weniger unbeschwert, als wir das ursprünglich gedacht oder geplant hatten.“ Eine zentrale Frage der Spielzeit 2020/2021: Wie Menschen mit Erschütterungen umgehen.

Ähnlich geht es den Kollegen in Nürnberg. Statt wie üblich einen Plan für die gesamte Spielzeit zu präsentieren, teilt das Staatstheater diesen diesmal in vier Teile, um flexibel auf die sich ständig verändernden Rahmenbedingungen reagieren zu können. „Jede Sparte findet eine Antwort auf die Krise“, sagte Herzog.

Im Herbst wird das Schauspielensemble bei einem „Theaterparcours“ in vielen kleinen Szenen auf die Krise und das künftige Miteinander blicken. Wie beim Münchner Residenztheater eröffnet die Spielzeit im September allerdings ein Klassiker, der auch aktuelle Bezüge hat: „Das Erdbeben von Chili“ nach Heinrich von Kleists Novelle, in der eine Katastrophe die neue Ordnung außer Kraft setzt.

Mit Claudio Monteverdis „L'Orfeo“ bringt das Staatstheater ab Oktober eine der ältesten Opern überhaupt auf die Bühne. „Orfeo ist eine direkte Antwort auf die Verlusterfahrungen zurzeit“, sagte Herzog, der auch Operndirektor in Nürnberg ist. Mit Isolation, Distanz und Ängsten beschäftigt sich das Ballett in der Choreographie „Über den Wolf“, die an das musikalische Märchen von „Peter und der Wolf“ angelehnt ist.

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Spielplan Staatstheater Nürnberg

dpa