Starnberg
Corona-Ausbrüche treffen Caterer und Flüchtlingsunterkünfte

30.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:04 Uhr
Eine 3D-Darstellung eines Coronavirus. −Foto: Uncredited/Centers for Disease Control and Prevention/AP/dpa/Archivbild

Im Landkreis Starnberg gibt es einen neuen Corona-Hotspot. Betroffen sind ein Caterer und Flüchtlingsunterkünfte. Noch ist die Dimension nicht ganz klar. Aber: Ein Lockdown ist derzeit nicht geplant.

Nach der Schließung eines Cateringunternehmens im Landkreis Starnberg wegen eines Corona-Ausbruchs haben die Gesundheitsbehörden weitere Tests auf den Weg gebracht und mehr Flüchtlingsunterkünfte unter Quarantäne gestellt. Gesucht werden nun die Kontaktpersonen der über 40 Infizierten. „Das Wichtigste ist jetzt, Infektionsketten zu unterbrechen“, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes Starnberg am Dienstag. Beteiligt seien die Gesundheitsbehörden von einem halben Dutzend umliegender Landkreise, wo Beschäftigte des Unternehmens leben.

Zur Frage, ob nun ein Lockdown im Landkreis Starnberg folgt, sagte Landrat Stefan Frey laut Mitteilung: „Davon sind wir derzeit weit entfernt. Der Lockdown in einem Landkreis setzt voraus, dass es sich um ein unspezifisches Ausbruchsgeschehen handelt. Das ist bei uns derzeit nicht der Fall. Die Infektionsketten sind nachvollziehbar und auf konkrete Gemeinschaftseinrichtungen (Asylunterkünfte und Unternehmen) begrenzt.“

Bei der Reihentestung der Mitarbeiter des Cateringunternehmens hätten sich mittlerweile 45 positive Fälle ergeben, teilte das Landratsamt am Abend mit. Neben einer Flüchtlingsunterkunft in Hechendorf, in der zehn der Infizierten lebten, wurden mittlerweile auch Unterkünfte in Seefeld, Herrsching und Pöcking für 14 Tage unter Quarantäne gestellt. In den drei Domizilen sei je eine Person positiv getestet worden. Es würden auch dort alle Bewohner getestet, hieß es.

Die Zahl der Infizierten im Landkreis Starnberg liege trotz des Ausbruchs unter der wichtigen Marke von 50 pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen, sagte die Sprecherin des Landratsamtes. Bei einem Überschreiten dieser Zahl müssen die Behörden weitergehende Maßnahmen einleiten. „Wir tun alles, damit das Geschehen sich nicht weiter ausbreitet“, sagte die Sprecherin. „Es sind noch eingrenzbare Herde. Aber wir müssen wachsam sein.“

Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) unterstrich, dass die Auslieferung der Speisen über eine Spedition erfolgte und bei der Übergabe beide Seiten Mund-Nasen-Schutz trugen. Zudem würden nur Container in und aus dem Lkw verschoben. „Hierbei entstehen keine engen Kontakte.“ Die Ermittlungen der Behörden dauerten an. „Alleine aber die geringere Größe des Betriebes und die Anzahl der Mitarbeiter lassen vermuten, dass die Anzahl der betroffenen Personen nicht die Dimensionen von Tönnies erreicht.“

Das überregional tätige Catering-Unternehmen apetito teilte am Dienstagabend mit: „Es liegt noch keine Erkenntnis vor, wie es zu dem Ausbruch kommen konnte. - Nach aktuellem Kenntnisstand haben sämtliche Mitarbeiter im Betrieb das bestehende Hygienekonzept mit Abstandsregelungen und Mundschutz eingehalten.“ Bereits zu Beginn der Pandemie sei ein umfassendes Hygienekonzept erarbeitet worden, das an allen Standorten umgesetzt werde.

Das Verteilerzentrum in Gilching diene ausschließlich der Belieferung des LMU-Klinikums Großhadern und des Innenstadt-Campus. Weitere Kunden wurden nicht versorgt.“ Über einen alternativen Plan werde die Versorgung der Patienten und Mitarbeiter sichergestellt, so das Unternehmen.

Eine Übertragung des Virus über die Fertigessen ist den Behörden zufolge sehr unwahrscheinlich. „Bisher gibt es keine Hinweise zu Infektionsketten von Sars-CoV-2 über den Verzehr von Lebensmitteln, inklusive tiefgekühlter Lebensmittel“, schreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung auf seiner Seite. Die bisher bekannten Coronaviren Sars und Mers könnten bei minus 20 Grad bis zu zwei Jahre im gefrorenen Status infektiös bleiben. Die allgemeinen Hygieneregeln bei der Zubereitung von Lebensmitteln sollten beachtet werden. Da die Viren hitzeempfindlich seien, könne das Risiko durch das Erhitzen von Lebensmitteln weiter verringert werden, hieß es beim LGL.

Den meisten der 45 Infizierten geht es laut Landratsamt Starnberg gut, nur einige hätten leichte Symptome. Die Mehrzahl der gut 100 Mitarbeiter des Caterers sei schon getestet worden. Nur einige, die am Sonntag nicht erreicht werden konnten, müssten noch Tests unterzogen werden. Alle Mitarbeiter seien unter Quarantäne gestellt.

Die Infektionen waren entdeckt worden, nachdem am vergangenen Donnerstag einer der Bewohner aus der Gemeinschaftsunterkunft Hechendorf wegen leichter Symptome zum Arzt gegangen war. Insgesamt wurden laut Landratsamt mittlerweile 18 von 33 Bewohnern dort positiv getestet. Die Infizierten wurden in eine Isoliereinrichtung in Wackersberg (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) verlegt.

Im Landkreis Starnberg waren im Februar die bundesweit ersten Corona-Fälle aufgetreten. Eine chinesische Mitarbeiterin hatte das Virus beim Autozulieferer Webasto eingeschleppt. Die Infektionsketten konnten damals erfolgreich unterbrochen werden - der Betrieb blieb für zwei Wochen geschlossen, alle Kontaktpersonen mussten in Quarantäne.

Mitteilung LMU-Klinikum

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dpa