Ingolstadt
Burger satt

In Ingolstadt gibt es immer mehr spezielle Lokale - die Nachfrage scheint hoch zu sein

08.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:33 Uhr
Begeistert: Laura und Jasen (oben) sind große Burger-Fans - wie viele andere Ingolstädter auch. Zum Beispiel der Foodblogger Michael Olma (unten rechts). Die Konsequenz: Immer mehr Burger-Ketten eröffnen auch in Ingolstadt. Zuletzt zum Beispiel Burgerheart am Westpark. Bei der Eröffnung gab es eine lange Schlange. −Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Längst hat er das Image, nur preisgünstiges Fast Food aus dem Schnellrestaurant zu sein, abgelegt und sonnt sich auf den Tellern angesagter Szene-Lokale: Der Burger als frisch zubereitete, komplette Mahlzeit mit Beilagen hat seit Jahren auch in der lokalen Individualgastronomie seinen Platz auf vielen Speisekarten. Hinzu kommen aktuell einige Neueröffnungen bekannter Ketten aus der Systemgastronomie, die sich auf Burger spezialisiert haben und ihre Gäste am Tisch bedienen.

Zwar hat die Schnellrestaurant-Kette McDonald's Anfang vergangenen Jahres ihre Filiale in der Innenstadt ersatzlos geschlossen (Hier will die Burgergrill-Kette B.Good eröffnen, siehe Kasten), das Angebot im Stadtgebiet nahm zuletzt durch die Eröffnungen der Franchiser Hans im Glück und Burgerheart dennoch zu. Doch wie viel davon verträgt eine Stadt wie Ingolstadt? Unsere Zeitung hat sich umgehört.

Für Laura (22) und Jasen (25) gibt es kaum etwas Besseres, als in einen saftigen Burger zu beißen, wenn sie hungrig sind. "Wir sind totale Burgerfans", schwärmen die Krankenschwester und der Soldat aus Ingolstadt. An ihrem ersten gemeinsamen Urlaubstag besuchten sie mittags das Burgerlokal Golden, um sich ihre Lieblingsburger zu gönnen: klassisch mit Bacon mit und ohne Käse sowie Kartoffelspalten. "Das Lokal finden wir cool, es erinnert mich an meine Zeit in Berlin", so Laura, die innerhalb einer Woche ihren dritten Burger isst. Was sie an dem Gericht lieben? "Den Geschmack von Rindfleisch und zerlaufenem Käse", sagen sie. Nur zum Sattwerden dürfe es aber auch mal Fast Food sein, verraten sie.

Seit acht Jahren führt Ines Weinfurter das Restaurant Swept Away in der Donaustraße, das bereits seit 2001 existiert. Die Küche ist auf ein vegetarisches Angebot ausgerichtet, darunter auch Burger. Gut ein Dutzend verschiedene hat Weinfurter auf der Karte. "Wir verkaufen alles gut, aber Burger sind der Renner", sagt sie. Dabei setzt sie auf eigene Zubereitung und schrotet sogar das Getreide für die Brötchen selbst. Die Eröffnung von Hans im Glück habe sie "brutal gespürt", räumt sie ein. "Das hat ein Jahr angehalten, und sich jetzt wieder stabilisiert", so die Gastronomin. "Die Leute essen gerne Burger, deshalb bieten wir sie an", sagt sie zur anhaltenden Nachfrage. Weinfurter glaubt, dass das Angebot in anderen Großstädten inzwischen gesättigt sein könnte. "Ingolstadt war aber später dran", so ihre Auffassung. "Schade" fände sie es, wenn die Innenstadtgastronomie eines Tages nur noch aus Restaurantketten bestünde.

"Der Burger ist flexibel, man kann ihn in unzähligen Varianten belegen, es gibt ihn vegetarisch und vegan", sagen Sandra und Verena Buck, die in der Innenstadt das Tamtam, vormals Sausalitos, betreiben. Als reines Burger-Restaurant bezeichnen die Schwestern, die auf frische Zubereitung der Speisen mit Produkten aus regionaler Herkunft setzen, ihr Lokal allerdings nicht. Dass sich die Gastronomie in der Schanz durch die Neueröffnungen vielfältiger gestalte, sehen sie als "Gewinn für die Stadt" an. "Wir verkaufen deswegen nicht weniger Burger", sagen sie. Selbst der Fast-Food-Burger habe ihrer Ansicht nach seine Existenzberechtigung: "Ins Schnellrestaurant geht man, um schnell satt zu werden, in einem Lokal wie im Tamtam will man auch einen schönen Abend erleben."

"Burger waren schon immer gefragt, aber es gab in Ingolstadt lange kein Angebot, außer Fast Food", sagt Mustafa Simsek, der mit seiner Firma Funky Kitchen unter anderem zwei Food Trucks betreibt, die frische Burger anbieten. In den Neueröffnungen sieht er eine "gute Entwicklung", die den Bedarf verdeutliche - es seien aber eben Ketten, so Simsek. "Ich würde mir mehr kleine Burgerläden mit einem eigenen Konzept wünschen, die statt Tiefkühlprodukten regionale Zutaten und Bio-Rindfleisch verwenden", sagt er. Simsek bringt fast zehn Jahre Erfahrung im Burgerbraten mit. 2010 hat er in Ingolstadt mit dem Burger-Lokal Golden in der Kupferstraße begonnen. Die Konkurrenz der Restaurants spüre er nicht. "Im Gegenteil, unsere Burger werden geschätzt. Außerdem haben wir ganz andere Gäste."

Michael Olma, führender Vertreter der Slow-Food-Bewegung in Ingolstadt und Internet-Blogger mit eigenem Genussführer, sieht im Burger-Angebot in der Stadt zwar eine "Spitze erreicht", wie er sagt, diese werde seiner Ansicht nach trotz des Verdrängungswettbewerbes einen "hohen Anteil" ausmachen. Demnach sei der Burger als Essen längst auch in der herkömmlichen Gastronomie - darunter in Landgastwirtschaften in Form von Burger-Tagen - angekommen und keineswegs nur in den Städten zu finden. In Szene-Lokalen und in der gehobenen Systemgastronomie gehört für die Gäste in der Regel auch das individuelle Ambiente mit zum Genuss, wie die Beispiele aus Ingolstadt zeigten. Das hätte Olmas Ansicht nach inzwischen auch die Fast-Food-Branche erkannt und investiere daher Geld, um es für die Gäste "angenehmer und schöner zu machen", sagt er. Der bekennende Burger-Fan schätzt die "vielen Geschmackskombinationen" des Gerichts, weiß aber auch, dass die Qualität des Brotes oft unterschätzt wird. Für ihn sei beim Essen die "handwerkliche Zubereitung ohne Turbolandwirtschaft" wichtig. Den Unterschied zwischen Fast Food und Slow Food erklärt er unter anderem so: "Für viele ist der Burger Fast Food, weil man davon ausgeht, dass man ihn schnell bekommt. Auch ein Butterbrot ist schnell gemacht, aber wenn das Brot gut zubereitet ist, handelt es sich um Slow Food."

 

Das sagen die Ketten

Burgerheart: Seit wenigen Tagen hat ein Lokal der Franchise-Kette aus Würzburg am Westpark geöffnet. „Burger sind unserer Meinung nach kein Trend mehr, vielmehr gehören sie zum festen Bestandteil der Gastronomieszene“, heißt es auf Anfrage schriftlich aus der Presseabteilung des Unternehmens. „Wie auch in anderen Branchen belebt Konkurrenz das Geschäft. Je bunter desto besser. Wir sind der Überzeugung, dass zukünftig nicht nur jeder seinen Lieblings-Italiener hat, sondern auch seinen Lieblings-Burgerladen. Burgerheart verwendet nach eigenen Angaben deutsches Rindfleisch und nach Möglichkeit Gemüse mit regionalem Bezug.

Hans im Glück: Seit mehr als einem Jahr hat eine Niederlassung der Burgergrill-Kette in der Ludwigstraße geöffnet. Das Konzept komme gut an und mit der Geschäftsentwicklung sei man „sehr zufrieden“, antwortet das Unternehmen auf Anfrage schriftlich. Grundsätzlich begrüße man, dass es verschiedene Anbieter am Markt gebe, denn das belebe das Geschäft, heißt es weiter. Für das Unternehmen seien Systemgastronomie und Qualitätsbewusstsein kein Widerspruch. Demnach biete Hans im Glück kein modernes Fast Food, sondern Burger, denen man Frische und Qualität ansehe. Dabei gehe es auch weniger darum, nur schnell satt zu werden.

B.Good: Das Burger-Restaurant aus München plant bereits seit September 2018 in der Moritzstraße, im ehemaligen McDonalds, eine Filiale zu eröffnen. Der Termin musste wegen Verzögerungen bei den Umbauarbeiten bislang zweimal verschoben werden. Spätestens im Mai soll es nun soweit sein, hieß es im Januar seitens der Geschäftsleitung auf Anfrage. Im Innern des Gebäudes wird wieder  gearbeitet, wie sich aktuell zeigt. Ein bereits abgebauter Bauzaun vor dem Eingang ist jüngst erneut aufgebaut worden. Eine Stellungnahme von B.Good zu unserem Thema war auf Anfrage hin bis Redaktionsschluss  nicht eingegangen. 

Michael Brandl