Bunte Mischung: Voller Erfolg

26.08.2007 | Stand 03.12.2020, 6:32 Uhr

Tagsüber ließ sich das Geschehen ganz entspannt verfolgen.

Wintershof (EK) Zarte Gitarrenklänge, derbe Lyrik, Elektrobeats, feinster Pop und brettharter Metal – Das Jura Massive Festival bei Wintershof deckte an diesem Wochenende ein so breites Spektrum ab wie noch nie zuvor. Das war die einhellige Meinung des begeisterungsfähigen Publikums.

Damit hat sich laut Festivalleiterin Jennifer Bezold die monatelange Arbeit der ehrenamtlichen Mitarbeiter des Eichstätter Muke e.V. ebenso gelohnt wie das Konzept, nicht nur Musik zu bieten, sondern auch eine spezielle Dekoration und andere Kunstformen wie zum Beispiel Lesungen.

Und auch die Bands waren zufrieden. So freuten sich DeafconX aus Herzogenaurach über frenetischen Jubel des Publikums, als sie mit genau einem Jahr Verspätung auf die Hauptbühne stürmten. Beim Festival des Vorjahres hatte ein heftiges Gewitter ihren Auftritt verhindert. Überhaupt waren viele der Bands den Zuschauern nicht völlig unbekannt. Einige von ihnen hatten schon zuvor auf anderen Veranstaltungen des Muke-Vereins gespielt. "Das ist auch unser Konzept, junge Bands zu fördern und ihnen die Chance zu geben, nach und nach auf immer größeren Bühnen zu spielen", erklärte Kassenwart Holger Bauer, der an diesem Wochenende rund 1000 Besucher zählte.

Souveräne Auftritte

Diese erlebten bei einigen gerade der jungen Bands im Vergleich zu früheren Auftritten einen enormen Leistungssprung. So legten Sesame aus Ingolstadt und die Eichstätter Porch am Freitag sehr souveräne Shows hin. Gerade Porch haben durch die Verstärkung mit einem Keyboarder noch einmal enorm an Vielschichtigkeit gewonnen. 13sane aus Nürnberg und Benjammin aus Mainz lockten dann mit funkgetränktem Rock die Tänzer vor die Bühne.

Der Samstag auf der Hauptbühne gehörte den harten Bands. So überzeugten die jungen Musiker von Narcotica gleich zu Beginn mit einem starken Auftritt, der auch die Anerkennung von erfahrenen Musikerkollegen fand. Das hohe und vor allem harte Niveau wurde von Looking back on tomorrow, Symbolic und des Assassins of Pain gehalten. Den Abschluss auf der Hauptbühne machten dann Kevins Campfire aus Ingolstadt mit einem gewohnt runden Auftritt.

Eine bunte Mischung bot das Programm auf der Clubstage. Dort wechselten sich die düsteren ellestnoire mit der Partyrockband Schaumbad ab, die wieder einmal nicht zuletzt dank witziger deutscher Texte zu überzeugen wusste. Während The Stereons kompromisslos rockten, boten Los Barbudos auch Bläser und Percussion auf und integrierten das feierwütige Publikum charmant in die Show.

Westernatmosphäre kam bei Rango Dango auf: Kakteen als Bühnenbild, Cowboyhüte und mutig bunte Hemden sorgten für die passende optische Untermalung zu einer wilden Mischung aus County, Rock und Punk. Zu einem Publikumsfavoriten wurden außerdem Samremo mit ihrem lupenreinen Pop und Sara Said mit eher empfindsamem Rock. "Die sind ja echt gut", kommentierte ein Mädchen, das über sein tiefschwarzes T-Shirt kommunizierte, dass es normalerweise nur Metal der brachialsten Sorte hört, sich aber von den gelungenen Auftritten "softerer" Bands überzeugen ließ. Den schweißtreibenden Abschluss auf der Clubstage boten dann an beiden Festivaltagen DJs, unter anderem vom renommierten Kollektiv Funkhaus. Als echte Bereicherung erwies sich die an das Teezelt angeschlossene Acoustage für die leiseren Töne. Die Mischung aus Lagerfeuerromantik, Lesungen, spontaner Lyrik und Auftritten von Lokalmatadoren wie Tir Nan Og entwickelte sich vom Start an als Publikumsmagnet und als willkommener Ausgleich zu den heftigeren Performances auf Haupt- und Clubbühne. Gunther Dommel, bekannt durch seine inzwischen auch in Eichstätt etablierten Poetry-Slams, veranstaltete dort den wohl ersten "Bier-Slam" der Kunstgeschichte, dazwischen sorgten teilweise aus verschiedenen Bands zusammengestellte Truppen mit Akustikgitarren für so manche musikalische Überraschung.

BRK ohne Arbeit

Zur inoffiziellen vierten Bühne wurde der bunt gestaltete Stand des Sandwich-Makers. Neben sehr kreativ belegten Broten wurde dort nonstop Reggae geboten. Eines jedoch gab es beim Jura-Massive nicht, nämlich harten Alkohol jenseits von Bier. "Wir haben uns konsequent an die Bestimmungen des Jugendschutzes gehalten", so Jennifer Bezold. Dies hatte auch den positiven Effekt, dass die freundlichen Sanitäter des BRK während ihrer langen Schichten keine "Alkoholleichen" verarzten mussten und Gelegenheit hatten, sich die eine oder andere Band anzusehen.

Außerdem wurden von den ebenfalls ehrenamtlichen Mitarbeitern des Sicherheitsteams Ausweise kontrolliert, so dass Minderjährige nach Mitternacht keinen Zutritt mehr zum Gelände hatten.