Bürgermeister mit donnernder Stimme

23.06.2006 | Stand 03.12.2020, 7:46 Uhr

Eichstätt (je) Das Uhrmacher-Ehepaar Cäcilia und Eduard Mager hatte elf Kinder. Der älteste Sohn kam am 4. März 1866 in Neuburg zur Welt und wurde nach dem Vater Eduard getauft. Er wurde Rechtsanwalt und war Eichstätter Bürgermeister von 1896 bis 1918. In diesen Jahren galt es, den Ersten Weltkrieg zu überstehen – und Eichstätt wurde moderner.

Im "Mager-Buch" von Dr. Edwart Maria Mager (1935, Freiburg) wurde der Uhrmacher als "richtiger Schwarzwälder Uhrmacher" bezeichnet, der mit der beladenen Kraxe umherzog. Vor allem hatte er die damals beliebten Kuckucksuhren und Taschenuhren hergestellt. Seine Kundschaft waren die Bauern im weiten Umkreis von Eichstätt. Eine Erfindung von ihm waren Weckeruhren für die Bahnwärter.

Sein Sohn Eduard Johann Mager besuchte die Gymnasien in Eichstätt, Neuburg und München, wo er 1884 absolvierte. Schon in seinen Jugendjahren zeigten sich seine rednerische und schriftstellerische Begabung. Als 19-Jähriger ging er nach Vorarlberg, 1884 bis 1888 studierte er in München Rechtswissenschaft. Nach der Staatsprüfung heiratete er die Eichstätter Landgerichtsratstochter Juliana Gardill und eröffnete in Eichstätt eine Anwaltspraxis. Er hatte einen großen Klientelstamm. Als der Bürgermeisterposten frei wurde, wählte ihn das Gemeindekollegium am 26. November 1896 einstimmig zum Nachfolger von rechtskundigem Bürgermeister Karl Schneider als Stadtoberhaupt.

Hier fand der "gewandte und energische Jurist" – so Edwart Mager – ein weites Betätigungsfeld. Außer den eingangs erwähnten Gebäuden wurden die Anlagen (Waldpark an der Ingolstädter Straße) gepflegt und erweitert. Bürgermeister Mager ist Initiator des Wittelsbacher Brunnens am Leonrodplatz, der zur Erinnerung "Eichstätt 100 Jahre bayrisch" 1906 gebaut wurde. Der Biograf : "Bei festlichen Anlässen sprach er in geistreichen Wendungen und mit geschichtlichen Rückblicken mit donnerndem Stimmorgan, das bis in die letzten Ecken vernehmbar war." Als Tierfreund streute er in seinem Garten den Vögeln täglich Futter, er hielt eine Schildkröte und eine Katze.

Bürgermeister Mager lag die öffentliche Gesundheitspflege am Herzen. Er schrieb Artikel über das Steuerwesen, über Beamten- und Verfassungsfragen. Kulturfortschritt und soziale Gerechtigkeit waren seine Leitsätze. Anliegen waren ihm ferner der Hochwasserschutz und die Bienenzucht. Besondere Sympathien brachten ihm die "kleinen Leute" entgegen, auch wegen seiner Herzlichkeit. "Von bürgerlichen Kreisen wurde er während der Revolution am 13. November 1918 zum Rücktritt gezwungen", schrieb Dr. Edwart Mager.

Schon im Januar 1919 hatte der Ex-Bürgermeister wieder eine Anstellung, nämlich als Syndikus des Bayerischen Gemeindeverbandes. Da er aber in München keine Wohnung fand, gab er den Posten auf und eröffnete in Eichstätt erneut eine Anwaltspraxis. Sein guter alter Ruf führte ihm zahlreiche juristischen Beistand suchende Personen zu. Im Dezember 1923 erkrankte Eduard Johann Mager, am 8. März 1924 starb er an Gehirnhautentzündung, vier Tage nach seinem 58. Geburtstag.

Der Bürgermeister hatte trotz aller Belastungen Zeit zum Reisen gefunden und hatte viele europäische Länder besucht. 1903 schrieb er das Büchlein "Rundreisebillett nach Italien". Seine in Eichstätt geborene Frau Juliane Walburga half ihm in der Kanzlei und gab Französisch-, Italienisch- sowie Klavierunterricht.

Die "Frau Bürgermeister" leitete den Frauenverein des Roten Kreuzes. Das Bürgermeisterehepaar bekam nur ein Kind, Sohn Edwart Maria Mager, der sich um die Geschichtsforschung seiner Vaterstadt verdient gemacht hat.